
Die aus Ungarn stammenden Black Birds zählen zu den besten Beatles Tribute Bands der Welt. (Fotos: Nóra Halász)
John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Ringo Starr, kurz: The Beatles. László Dobos, Áron Hajba, Imre Hajba, György Hoffmann, kurz: The Black Birds. Was die zwei Bands miteinander verbindet? Die Musik, die Musik…
„Blackbird singing in the dead of night/Take these broken wings and learn to fly/All your life/You were only waiting for this moment to arise…“
Die vier Jungs aus Budapest haben sich einer Herkulesaufgabe verschrieben: Sie haben nichts Geringeres vor, als den vier Göttern des musikalischen Olymp in die Fußstapfen zu treten. Fixe Idee? Größenwahn? Persönlichkeitsstörung? Keineswegs. Laut eingefleischten Beatles-Kennern (Beatlemaniacs) gehören The Black Birds zu den besten Beatles Tribute Bands des Globus. Vier Budapester, die so klingen wie die vier legendären Liverpooler? Kaum zu glauben?… Für die Zweifler unter den Lesern hier eine Hörprobe: https://www.youtube.com/watch?v=79ZYIcy9UJI Klingt doch verdammt gut und auch ziemlich authentisch, nicht wahr?
Doch was treibt diese bunten Vögel, die sich The Black Birds nennen eigentlich an? Wie kommen vier Musiker aus dem peripheren Ungarn dazu, die legendären Beatles zu imitieren? Auf den Monat genau eine Dekade ist es her, da The Black Birds von zwei Schlagzeugern gegründet wurden. Einer der beiden, György Hoffmann, ist heute immer noch so etwas wie die Seele der Band. Drängt sich da beim Treffen mit den vier Mitgliedern der ungarischen Beatles Tribute Band unweigerlich eine hämische Frage auf: Haben The Black Birds ein ähnliches Schlagzeugerproblem wie seinerzeit The Beatles in ihren Anfängen? Gelächter… Gyuri (György Hoffmann), der jedes auch nur kleinste Detail über die Beatles aus seinem Gedächtnis hervorzukramen weiß, nickt: „Wir haben leider schon seit zehn Jahren ein Schlagzeugerproblem.” Wieder Gelächter… Im weiteren Gespräch lässt Gyuri keine Zweifel aufkommen, dass er sich nicht mit Pete Best identifiziert, der zwischen 1960 und 1962 Schlagzeuger der Beatles war, sondern mit dem unvergleichlichen Ringo Starr. Bei einem Konzertauftritt von Ringo Starr vor wenigen Jahren in Budapest gewährte der ehemalige Beatles-Schlagzeuger Gyuri sogar eine zehnminütige Audienz in der Garderobe hinter der Bühne. „Ein unvergessliches Erlebnis”, sagt Gyuri heute. Selbst wenn das Gros der Musikkritiker heute Oden an das Genie von Lennon und McCartney singe, sei Ringo Starr ein teuflisch guter Schlagzeuger gewesen, der viele Drummer inspiriert habe, betont Gyuri.
Doch zurück zu den Black Birds. Woher rührt eigentlich der Name? Von The Blackjacks etwa, wie die Beatles noch in den Fünfziger Jahren hießen (später firmierten sie unter Namen wie The Quarrymen, Johnny and the Moondogs und The Silver Beatles)?
Nun ja, solch naive Fragen können nur Journalisten stellen, die nicht gründlich genug recherchiert haben. Der Name leitet sich „natürlich” aus dem Song Blackbird ab, das auf dem legendären White Album (1968) der Beatles zu finden ist. Nach dem ersten peinlichen Tritt ins Fettnäpfchen geht der Journalist aus Vorsicht auf Nummer Sicher. Frage: Mit welchem Repertoire an Beatles-Songs können die Black Birds aufwarten? „Von den insgesamt rund 225 Songs haben wir ungefähr die Hälfte drauf”, sagt Gyuri. Wie lange sie pro Song proben würden? Das sei unterschiedlich, antwortet Imre, manchmal müsse die Band vier bis fünf Mal und noch öfter proben, um ein Lied intus zu haben, manchmal wiederum laufe alles wie am Schnürchen.
Wenn wir schon bei der Musik der Beatles sind… Jedes Album der Beatles sei ein qualitativer Quantensprung gewesen, wirft Gyuri ein. „Und das im Jahrestakt!”, während andere Bands viele, viele Jahre für die Aufnahme neuer Alben brauchten. „Wenn wir die Alben betrachten, durchliefen die Beatles nahezu jedes Jahr eine musikalische Metamorphose, was unglaublich ist”, sagt Áron. „Ja, die Musik der Beatles ist ein schier unerschöpflicher Quell der Inspiration”, fügt Árons Bruder Imre hinzu.
„Blackbird singing in the dead of night/Take these sunken eyes and learn to see/All your life/You were only waiting for this moment to be free./Blackbird fly Blackbird fly/Into the light of the dark black night. …“
Die vier „Pilzköpfe” aus Budapest haben in der Zwischenzeit wieder flugs ihre Zivilkleidung angezogen. In den bunten Klamotten, die sie in Anlehnung an das Beatles-Album „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ (1967) anfertigen ließen, fühlen sie sich gelinde gesagt ziemlich unbehaglich. „Wir kommen uns darin eigentlich richtig doof vor”, sagt Laci. Der Urheber dieser Zeilen und die Fotografin sind da jedoch anderer Meinung. Schließlich sind die Ästhetik und der Blickfang in journalistischer Hinsicht enorm wichtig. Jene Bilder sind also weniger der Willfährigkeit der Black Birds-Mitglieder geschuldet als vielmehr der Beharrlichkeit der Mitarbeiter dieser Zeitung. Wir wollen Gyuri, Laci, Áron und Imre an dieser Stelle nochmals um Verzeihung bitten, sofern sie sich beim Foto-Shooting in der kunterbunten Aufmachung tatsächlich so unwohl fühlten.
Nach dem selbstreferentiellen Exkurs aber wieder zurück zu den Black Birds… Wie schwierig es sei, Beatles-Songs musikalisch wiederzugeben? Laci (László Dobos) dazu: Die Beatles hätten nicht nur einen individuellen Stil gehabt, sondern auch eine individuelle Technik, mit der sie eine ganz besondere Atmosphäre zu schaffen vermochten. Deshalb, so Imre, komme es bei den Beatles-Songs nicht nur auf das erlernte musikalische Wissen an, sondern auch auf die Fähigkeit, jene Beatles-authentische Atmosphäre zu kreieren. Das sei vor allem bei den Konzerten besonders wichtig, wo es darum gehe, die Leute mitzureißen, sagt Gyuri. Apropos Konzert. Je nach Nachfrage, können die Black Birds gleich drei unterschiedliche Konzerte auf die Beine stellen, will sagen: ein Konzert, in dem die psychedelische Musik der Beatles im Mittelpunkt steht, eines, das im Zeichen der indischen Sitar-Musik steht, die vor allem von George Harrison geprägt wurde, und schließlich eines mit den populären Ohrwürmern der Beatles. Mit den psychedelischen Songs wollen die Black Birds vor allem ein junges Publikum ansprechen, die diese Seite der Beatles gar nicht kennen, so Gyuri. Die eher meditative Sitar-Musik wiederum sei an ein anspruchsvolleres Publikum gerichtet, sagt Imre.
„Blackbird fly Blackbird fly/Into the light of the dark black night/Blackbird singing in the dead of night/Take these broken wings and learn to fly…“
Welcher Vogel der vier Black Birds für die Vocals zuständig sei, wollen wir wissen. „Gegen Laci ist in Sachen Gesang kein Kraut gewachsen”, sagt Áron, der selbst einige Beatles-Songs singt. Während Laci also zumeist der Frontman ist, sozusagen John Lennon und Paul Mc- Cartney in Personalunion, spielt Áron auf der Gitarre und Mundharmonika, Imre auf der Bassgitarre und Gyuri am Schlagzeug.
Ob die Konkurrenz unter den Beatles Tribute Bands groß sei? Ja, es gäbe ziemlich viele solcher Bands, nur hapere es bei den meisten an der Qualität, sagt Gyuri. Diese Bands sind in den meisten Fällen am schnellen Erfolg interessiert und verschwinden in der Regel nach wenigen Jahren wieder in der Versenkung, so der Drummer. Imre drückt es so aus: „Vielen Tribute Bands fehlt einfach die nötige Demut gegenüber der Musik der Beatles.” Dass The Black Birds eine solche Demut gepaart mit Hingabe und Können aufbringen, beweist ihre mehrfache Einladung zu den Beatleweeks in Liverpool. Und als ob das nicht genug wäre, durften sie auch noch im berühmten Liverpooler Cavern Club ein Konzert geben – bevor sie den Durchbruch schafften, traten die Beatles hier knapp dreihundert Mal auf. The Black Birds gaben aber auch schon Konzerte in Frankreich, Holland, Dänemark, Norwegen und Kanada. In Österreich und München gingen sie sogar auf Tournee.
„Man muss schon ziemlich verrückt sein, wenn man das macht, was wir machen”, sagt Gyuri. „Ja, so verrückt, dass man am helllichten Tag in Sgt. Pepper’s Uniformen in Budapest promeniert”, fügt Laci hinzu.
„All your life/You were only waiting for this moment to arise/You were only waiting for this moment to arise/You were only waiting for this moment to arise.“
Am kommenden Sonntag, 1. Juni, feiern The Black Birds mit einem Jubiläumskonzert im Centrál Színház ihr zehnjähriges Bestehen („Mágikus Beatles Parádé”, 19 Uhr). Wer ferner Interesse daran hat, The Black Birds für eine Hochzeit, eine Firmenfeier oder ein Konzert zu engagieren, kann unter folgender E-Mail-Adresse auf Deutsch Kontakt mit der Band aufnehmen: stephan.micsoda@gmx.at