
Ergebnisse der ungarischen Parteien, die zu den EP-Wahlen angetreten waren. Prozente der Stimmen: gelb, Zahl der Mandate: blau.
Im neuen Europäischen Parlament werden die 21 ungarischen Vertreter von sechs Parteien gestellt. Klare Wahlsieger sind die beiden Parteien der Regierungskoalition Fidesz und KDNP, die bewiesen haben, dass sie auch bei einer ausschließlich auf dem Verhältniswahlrecht beruhenden Wahl eine absolute Mehrheit der Mandate holen können.
Die rechtsradikale Jobbik hat sich gegenüber ihrem Ergebnis bei den letzten Parlamentswahlen (16,7 Prozent) zwar mit 14,68 Prozent leicht verschlechtert, kann damit aber jetzt, da die drei Linksparteien diesmal nicht als Wahlallianz antraten, einen zweiten Platz für sich beanspruchen. Als größte Verliererin innerhalb der drei Linksparteien MSZP (Ex-Premier-Kandidat Attila Mesterházy), Demokratische Koalition (Ex-Premier Ferenc Gyurcsány) und Együtt-PM (Ex-Premier Gordon Bajnai) dürfte sich wahrscheinlich die MSZP fühlen, ist sie doch jetzt in der Wählergunst praktisch auf das Niveau der als kleine MSZP-Absplitterung gestarteten Demokratischen Koalition gefallen. Ebenfalls enttäuscht dürften auch die Anhänger der grünen Partei LMP sein: während sie das knappe Überwinden der Fünf-Prozenthürde bei den letzten Parlamentswahlen noch zurecht als großen Erfolg feiern konnten, hätte für die Partei, die sich als Alternative zu rechten, linken und rechtsextremen Parteiangeboten betrachtet, jetzt durchaus mehr zu holen sein können.
Der größte Verlierer ist jedoch die Wahlbeteiligung, die mit 28,92 Prozent, die Werte der beiden letzten EP-Wahlen (2004: 38,50 Prozent und 2009: 36,31 Prozent) deutlich unterbietet. Immerhin liegt Ungarn mit dem aktuellen Wert aber noch vor einigen anderen mittelosteuropäischen Neu-EU-Ländern wie Kroatien (24,3), Polen (22,7), Slowenien (21,0), Tschechien (19,5) und Schlusslicht Slowakei mit erschreckenden 13 Prozent.

Wahlverlierer: Noch am Wahlabend bot MSZP-Vorsitzender Attila Mesterházy (l.) den Rücktritt des Parteivorstands an. Rechts im Bild: MSZP-EP-Listen-Erster Tibor Szanyi. MTI-Foto: Attila Kovács
Kurz nach der offiziellen Bekanntgabe der Wahlergebnisse bot MSZP-Vorsitzender Attila Mesterházy im Rahmen einer Pressekonferenz den Rücktritt des Parteivorstands an, über dessen Annahme das zuständige Parteigremium am kommenden Sonnabend entscheiden werde. Außerdem versäumte er es diesmal nicht, dem Fidesz zu seinem Wahlsieg zu gratulieren.