Nein, die Erinnerung täuscht nicht, wenn man dieser Tage das Gefühl hat, das Wahlplakat der Regierungspartei Fidesz schon zu kennen. Findige PR-Strategen haben eine kosteneffiziente Idee umgesetzt.
Ein Land, ein Mann, vier Plakate. Viktor Orbáns Konterfei scheint ähnlich wie kleine Hundewelpen alles an den Mann bringen zu können. Wie sonst ist es zu erklären, dass bereits die dritte Wahl mit dem Gesicht des Ministerpräsidenten bestritten wird. Zuerst die Parlamentswahl 2010 (die Budapester Zeitung berichtete), dann die Parlamentswahl 2014 und und auch die Europawahl. All das, ohne auch nur ansatzweise Konkretes zu kommunizieren. Ähnlich wie in Deutschland bei der CDU und Angela Merkel wird auch in Ungarn die Popularität des Parteichefs in den Vordergrund gestellt und alles andere untergeordnet.
Wer braucht schon Wahlprogramme, Zukunftsvisionen oder politische Inhalte, wenn er stattdessen „Respekt den Ungarn!“ bekommen kann? Zwischendurch diente das seit Ende Februar fortwährend ausgehängte Plakat als Werbung (Aufschrift „Ungarns Ministerpräsident“), Wahlaufforderung (Aufschrift: „Am 6. April: Nur den Fidesz!“), Danksagung (Aufschrift: „Wir bedanken uns!“) und jetzt also wieder als Wahlwerbung (Aufschrift: „Wir lassen Brüssel wissen: Respekt den Ungarn!“). Ein solcher Aufhänger für den Wahlkampf lässt natürlich auch die Meme-Kreativen nicht kalt, und von Runenschrift bis zu Post-it-Notizen findet sich viel unter dem Motto „Nachricht an Brüssel“.