Die Parlamentswahlen sind vorbei, sie brachten wenig Überraschendes. Überraschend war jedoch die Vielzahl an Eröffnungen und Übergaben von Plätzen und Gebäuden vor der Wahl. Noch überraschender war, dass einige dieser Prestigeobjekte nach der Wahl scheinbar wieder in Vergessenheit gerieten.
Die aufsehenerregendste und zugleich am besten getimete Übergabe war zweifelsohne der Várbazár. Jahrzehntelang rottete der von Miklós Ybl entworfene Prachtbau vor sich hin, bis die Orbán-Regierung 2011 dessen Renovierung beschloss. Fast eineinhalb Jahre später war es dann so weit, die Bauarbeiten wurden begonnen, und 14 Monate später wurde der Burgbasar der Öffentlichkeit übergeben. Mit viel Tamtam, Pomp und einem mehrtägigen Spektakel übergab Ministerpräsident Viktor Orbán persönlich den Várbazár. Und während bei strahlendem Sonnenschein und milden Temperaturen am Wahl-Wochenende Schaulustige von Freitag bis Sonntag die Chance hatten, sich den Prachtbau genauer anzusehen, schloss dieser am Sonntag (zeitgleich mit den Wahllokalen) seine Tore wieder. Die Überraschung war groß, denn bekannt war davon im Vorfeld nichts. Dabei hatte Viktor Orbán noch am Donnerstag davon gesprochen, dass man nun endlich die nötige Kraft dazu hätte, große Ziele zu erreichen, die vorher jahrzehntelang unerreichbar gewesen seien. Die erste Etappe der Bauarbeiten sei beendet. Dass das Ergebnis dieser aber nur für vier Tage zugänglich sein würde, erwähnte er nicht. Wer jetzt auf der Budaer Seite der Donau entlangspaziert, den erwarten Bauzäune, Arbeiter und Absperrungen – genau wie vor dem Eröffnungswochende. Lange Gesichter bei allen, die dieses mit dem Gedanken an die Besuchermassen vermieden und sich das neue Schmuckstück später ansehen wollten.
Freiluft-Kneipe oder Privatgelände?
Doch nicht nur der Burgbasar wurde pünktlich vor den Wahlen eröffnet. Auch die Bauzäune auf dem Erzsébet tér wichen Partyhungrigen (die Budapester Zeitung berichtete). Allerdings gab es hier gleich nach der Übergabe erste Reibereien. Während der Platz beim einstigen Gödör Klub (heute Akvárium Klub) bei gutem Wetter zweifelsfrei die größte Freiluft-Kneipe Budapests ist, wurden Besucher des Platzes in den ersten Tagen wiederholt dazu aufgefordert, diesen entweder zu verlassen oder nur Getränke aus den dortigen Bars zu konsumieren. Die Begründung hierfür war: Der Erzsébet tér sei nunmehr Privatgelände, das Hausrecht zwinge die Sicherheitsleute zur Einhaltung dieser Regelung. Dies ist deswegen verwunderlich, weil der Erzsébet tér zum Großteil aus Steuergeldern renoviert wurde. Eine eindeutige Erklärung ist bis heute nicht erfolgt, sicher ist nur, dass die Sicherheitsmänner, die rund um den Erzsébet tér patrouillieren, nun niemanden mehr wegen eines Dosenbiers davonjagen.
Übergabe auf Zeit
Doch das wohl bemerkenswerteste Bauvorhaben, welches unter der zweiten Orbán-Regierung zumindest zum Teil fertig gestellt werden konnte, ist die Metrolinie 4. Nur zum Teil, denn eigentlich soll die Linie einmal vom Madárhegy im XI. Bezirk bis hinaus zum Bosnyák tér im XIV. Bezirk führen. Der erste Streckenabschnitt ist jedoch geschafft und wurde – ähnlich wie der Várkert – mit viel Pomp übergeben. Dass es nur wenige Tage nach der Eröffnung bereits zu ersten Schwierigkeiten kam und die Fahrgäste der neuen Linie zwischenzeitlich auf Ersatzbusse ausweichen mussten, ist
bei einem Giga-Projekt ohne weiteres unter dem Schlagwort „Kinderkrankheiten“ zu verbuchen. Dass jedoch an einer der schönsten Haltestellen, dem Szent Gellért tér, das hinreißende Wasserspiel seit zwei Wochen nicht wieder in Ordnung gebracht worden ist, stimmt traurig. Was wie eine Petitesse wirkt, hinterlässt doch ein Geschmäckle. Würde man mit demselben Nachdruck an der Instandhaltung nach der Wahl wie den Bauarbeiten vor der Wahl arbeiten, wäre dies nicht nur längst wieder behoben, sondern würde auch das Gefühl des Wahlgeschenks vermindern. Und dies nicht nur bei der Metro 4.