Die Wähler in Ungarn waren am vergangenen Sonntag dazu aufgerufen, mit ihren Stimmen über die zukünftigen politischen Weichenstellungen des Landes zu entscheiden. Die Prognosen und Meinungsumfragen im Vorfeld der Parlamentswahl versprachen einige spannende Entscheidungen.
Diese Ausgangslage nahm die Andrássy Universität Budapest zum Anlass Interessierte zu einem Wahlabend mit Expertenanalysen, Hintergrundberichten und viel Diskussionspotential einzuladen. In festlichem Ambiente kamen über 100 interessierte Gäste zusammen, um in gemütlicher Atmosphäre die Ereignisse des Abends bei einem Glas Wein zu verfolgen.
Die Gastgeber des Abends, Ellen Bos und Hendrik Hansen, hießen die interessierten Zuhörer im Spiegelsaal herzlich willkommen und präsentierten über den Abend verteilt Beiträge rund um die Wahl. Während die ersten Wahllokale gegen 19 Uhr geschlossen wurden (viele haben wegen der langen Schlangen von Wartenden deutlich später geschlossen), gab Frau Bos den Anwesenden einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen des politischen Systems in Ungarn und erläuterte Tendenzen der Regierungspolitik in der vergangenen Legislaturperiode.
Während im Andrássy-Saal die Live-Übertragung des ungarischen Fernsehens auf einem Bildschirm verfolgt und weiterhin gespannt auf die ersten Hochrechnungen gewartet wurde, eröffnete Hendrik Hansen im Spiegelsaal das Gespräch mit den Korrespondenten der Neuen Zürcher Zeitung, Meret Baumann, und der Frankfurter Allgemein Zeitung, Stephan Löwenstein. Beide Journalisten gaben aus journalistischer Perspektive die Ereignisse in Ungarn im Sinne westeuropäischer Medien wieder.
Wenig später konnten Helmut Fehr und Péter Csingár auf dem Podium begrüßt werden, die dem Publikum eine Analyse der parteipolitischen Situation Ungarns im Vergleich mit den anderen drei Visegrád- Staaten boten. Der Fokus lag hier vor allem auf der Stellung der rechtsextremen Jobbik und vergleichbaren Bewegungen in den ostmitteleuropäischen Nachbarländern. Péter Csingár verwies die Zuhörer auf die zunehmende Popularität der Jobbik und machte neben den sogenannten Protestwählern vor allem auf das wachsende Wählerpotential in den jungen Bevölkerungsteilen aufmerksam.
Langsam wurden die ersten Ergebnisse in einzelnen Wahlkreisen bekanntgegeben, doch waren die Gäste durch die Hilfe von einsatzbereiten Studenten, die die Live-Berichterstattung verfolgten und wichtige Entwicklungen während des Programms verkündeten, jederzeit bestens informiert. So konnten Ellen Bos und Melanie Barlai im Spiegelsaal die Aufmerksamkeit der Gäste auf die Vorstellung erster Erfahrungen und Ergebnissen von „Vokskabin“, des eigens entwickelten ungarischen „Wahlomats“ richten und einen Blick auf die schwierige Situation von Meinungsumfragen in Ungarn werfen.
Auf erste Hochrechnungen und Ergebnisse musste noch eine ganze Weile gewartet werden, und so gab Miklós Ligeti von Transparency International im Gespräch mit Hendrik Hansen auf dem Podium einen Einblick in Budgetentwicklungen von Wahlkampagnen in Ungarn und machte auf fehlende Fairness im Zugang zu Präsentationsflächen und mangelnde Transparenz aufmerksam.
Erste Ergebnisse von Landkreisen in Ostungarn standen bereits fest, als András Hettyey vom ungarischen Institut für internationale Angelegenheiten im Gespräch mit Ellen Bos einen Rückblick und einen Ausblick auf die Außen- und Europapolitik Ungarns werfen konnte.
Im Anschluss an das Programm beobachteten die Gäste noch bis spät abends die einzelnen Ergebnisse der Wahlkreise und verfolgten die politischen Reden der verschiedenen Parteivorsitzenden „Hajra Magyarország, hajra Magyarok” war ein Ausruf Orbáns und der Schlusssatz seiner Rede in der Wahlnacht. Welche politischen Wege Ungarn während der nächsten vier Jahre einschlägt, bleibt abzuwarten.