Seit letztem Herbst wurde der Erzsébet tér im fünften Bezirk den Augen der Öffentlichkeit durch Bauzäune entzogen. Während dieser Zeit mussten Bewohner der Stadt nicht nur viel Baulärm und Staub, sondern auch die zeitweise Sperrung der anliegenden Fahrrad und Fußgängerwege hinnehmen. Seit dem 30. März ist der Platz wieder für alle Entspannungsuchenden zum Spazieren, Sonnenbaden und abendlichen Treffen geöffnet.
Der Erzsébet tér avancierte bereits in den letzten Jahren zu einem der beliebtesten sozialen Treffpunkte der Stadt. Eine Erneuerung des Platzes war dringend notwendig. Die Rasenflächen waren vom tagtäglichen Betreten und Picknicken schon beinahe der Nichtexistenz anheimgefallen, und die Sträucher und Bäume wucherten wild vor sich hin. Daher wurde eine Runderneuerung des Platzes beschlossen, die letzten Oktober begann.
Seitdem hat sich einiges getan: Es wurden Grünflächen erneuert, alte Sträucher entfernt und neue Bäumchen gepflanzt. Auch das Wasserbecken, das mit seinen transparenten Bodenfliesen dem darunterliegenden Akvárium Klub seinen Namen gab, wurde gründlich gereinigt und renoviert. Vor den Treppen, die zum Akvárium Klub hinabführen, steht nun ein Springbrunnen, und an der Längsseite zieren einzelne Wasserfontänen, die besonders bei den Kleinen für Freude sorgen, den Platz. Ein städtebaulicher Trend scheint sich abzuzeichnen: Wie beim ebenfalls vor kurzem eröffneten Kossuth tér (die Budapester Zeitung berichtete) gibt es jetzt auch auf dem Erzsébet tér feinen Wassernebel ausstoßende Düsen im Boden.
Wiedereröffnung alter Bekannter
Neben der allgemeinen Eröffnung nahmen am vergangenen Sonntag auch das Design Terminál, die Fröccsterasz und der Akvárium Klub wieder den Betrieb auf. Über die Wiedereröffnung des Akvárium Klubs berichtet die Budapester Zeitung gesondert in dieser Ausgabe. (Lesen Sie dazu mehr auf den Seiten 33 bis 35). Das Design Terminál befindet sich im ehemaligen Busbahnhofsgebäude, das nach mehrjährigem Leerstand einem neuen Zweck überführt wurde. Es versteht sich als Sammelbecken für allerlei zeitgenössisches und urbanes Design, am Sonntag feierte es die Wiedereröffnung mit zwei Kreativ-Workshops, einem Design- Verkaufsmarkt und einer Streetfashion-Show. Leider fällt auf, dass die Bauarbeiten hier noch lange nicht abgeschlossen sind. Der Hauptraum war nicht für Besucher geöffnet, und auch für eine gründliche Reinigung der offenen Bereiche scheint die Zeit nicht gereicht zu haben.
Da machte die Fröcssterasz einen wesentlich besseren Eindruck. Die stylische Freiluftbar mit urbaner Wohlfühlatmosphäre liegt ebenfalls auf dem Gelände des alten Busbahnhofes. Vielen dürfte das Lokal noch aus den letzten beiden Sommern bekannt sein. Zwischen April und September werden hier allerlei Weinspezialitäten ausgeschenkt. Allen voran Ungarns alkoholisches Sommergetränk Nummer Eins – der Fröccs.
Insgesamt wurde den Besuchern am Sonntag ein abwechslungsreiches Programm geboten. Auf die Kinder warteten an verschieden Stationen eine Reihe von Spielen und Rätseln. Auf der großen Bühne wurden am Nachmittag Kinderlieder gespielt und am Abend ein Konzert für die Erwachsenen gegeben. Das einem Familienfest ähnelnde Event wurde jedoch auch genutzt, kurz vor den Wahlen noch einmal in fragwürdiger Weise an die nationalen Instinkte der Bürger zu appellieren. Neben Selbstgebackenem, Selbstgenähtem und Selbstbemaltem wurden an einem Stand auch weiß-rot-gestreifte Árpád-Flaggen, Anstecker in der Form Großungarns oder in Runenschrift bestickte Pullover mit der Aufschrift Harcos (dt. Krieger) angeboten. An anderen Ständen konnten ungarische Flaggen und die eigentlich an ungarischen Feiertagen getragene Kokarde erworben werden.
Neuer Platz – neue Hausordnung
Um den schönen Glanz des Erzsébet tér möglichst lang zu erhalten gibt es seit der Wiedereröffnung, wie man auf der Webseite erzsebetter.hu nachlesen kann, überarbeitete Hausregeln. Selbstverständlich soll kein Müll verursacht werden, und das Trinken alkoholischer Getränke soll auf die entsprechenden Ausschankorte beschränkt bleiben. Weniger wird sich so mancher über das Rauchverbot auf dem ganzen Platz freuen. Ob es auch durchgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten. Hunde und Skateboardfahrer sind erlaubt, aber nur in den dafür vorgesehenen Bereichen. Ein Hoffnungsschimmer bleibt den Freigeistern der Stadt dennoch: Wenigstens das Betreten des Grases und damit sicherlich auch das Sitzen im selbigen bleibt erlaubt.
Katrin Holtz