Mit Filmfestivals ist es in Ungarn so eine Sache. Aufgrund fehlender Förderung können sich viele Veranstaltungen nicht halten und es fällt vor allem internationalen low-budget Produktionen schwer, sich in ungarischen Kinos zu etablieren. Die nationalen Filmfestspiele, die ungarische Filmwoche findet seit 2012 nicht mehr statt. Umso erfreulicher ist, dass sich das Titanic International Filmfestival hartnäckig hält. Dieses Jahr findet es zum 21. Mal statt und verspricht dabei das bisher frischeste, spannendste und bunteste zu werden.
Vom 4. bis 12. April werden insgesamt 52 Filme aus 25 Ländern gezeigt. Dabei sind sowohl Filme von renommierten Regisseuren, aber auch Werke von sehr jungen Filmemachern. Zehn der gezeigten Filme feierten ihre Premiere bei berühmten Filmfestivals wie dem Sundance oder der Berlinale, andere wiederum sind echte Raritäten und stammen aus Ländern wie Chile, Kasachstan, Venezuela oder Kambodscha.
Mittlerweile ist das Titanic eines der größten, wenn nicht sogar das größte Filmfestival in Ungarn und bietet ein so umfangreiches Programm, dass es in sechs Kategorien geteilt wird: Europäische und Weltproduktionen, die beliebte „Dark Side“ Kategorie, Dokumentarfilme, „Living in America“ welcher amerikanische Indie-Filme zeigt sowie „Music for All“ mit den neusten Musikdokumentationen.
Zu einem gelungenen Filmfestival gehören auch interessante Schauplätze – so wird das Titanic Filmfestival auf fünf Locations verteilt: Filme laufen in den Arthouse Kinos Úrania, Toldi und Puskin sowie im Filmmuseum Örökmozgó und im Kulturschiff A38. Doch nicht nur Filme werden gezeigt sondern auch Spezialangebote wie Kurse für Studenten oder eine Präsentation über den kürzlich verstorbenen ungarischen Regisseur Miklós Jancsó sind im Programm.
Im Zentrum des Festivals steht der Wettbewerb um den “Breaking Waves Award”, um den neun sich neun Filme bewerben. Diesen Wettbewerb gibt es seit 2005 und heuer treten Produktionen aus Norwegen, Schweden, Frankreich, Island, Bulgarien, Kanada, Chile, den USA und der Türkei gegeneinander an. Die Hauptthemen sind Sexualität, soziale Spannungen, Rassendiskriminierung und existenzielle Bedürfnisse.
Sechs der neun konkurrierenden Filme werden ihre Premiere beim Titanic feiern. Einer ist „The Long Way from Home“ vom türkischen Regisseur Alphan Eşeli. Der Streifen spielt während der Schlacht von Sarıkamış im Jahr 1915 in den schneebedeckten Bergen Ost-Anatoliens. Die Geschichte beginnt mit drei Charakteren – einer Mutter, die mit ihrer Tochter flieht und dem stets nörgelnden Führer der beiden. Der Film verfolgt ihren Marsch durch das fruchtlose Land mit anzüglichen Russen und anderen Nachzüglern.
Ein weiterer Film ist Islands Einreichung für den Oscar „Of Men and Horses“. Der Film behandelt die Beziehung zwischen Pferden und ihren Besitzern, die kraftstrotzenden Isländer Pferde haben genauso viel Charakter und Schneid wie ihre menschlichen Herren. Dies führt mitunter zu absurden Szenen. Mit seinem Debüt zeigt Benedikt Erlingsson auf ungewöhnliche Weise, was Mensch und Biest miteinander verbindet.
Das Titanic International Filmfestival ist eines der Lichtblicke in der ungarischen Filmlandschaft und empfiehlt sich für einen Besuch. Das vollständige Programm finden Sie unter http://www.titanicfilmfest.hu.
Philipp Faßbender