Erstaunlich verbreitet ist die Bereitschaft, wieder Arbeitsplätze zu schaffen. Wenn sich denn die geeigneten Fachkräfte finden lassen und wenn die Regierung in Sachen Steuern und Regulierung etwas zurückschaltet.
Es waren insgesamt 1.350 Unternehmenschefs in 68 Ländern und immerhin 141 Bosse einheimischer Großunternehmen, die dem Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (PwC) im Spätherbst 2013 bei persönlichen Interviews ihre Sicht auf die Dinge anvertrauten. International wurde diese Befragung zum 17. Mal durchgeführt, hierzulande zum dritten Mal. Die Meinungen in den Chefetagen zeigen einen grundlegenden Wandel seit Ausbruch der Krise, weshalb Nick Kós aber noch lange keinen Grund dafür sieht, dass Euphorie aufkommen könnte. Der Generaldirektor der PwC-Gesellschaft in Ungarn erkennt aber ein neues Selbstvertrauen der Unternehmenschefs, Kunden und Märkte wieder für sich zu gewinnen. Auch in Ungarn. Rechneten im vorherigen Jahr 60 Prozent der Unternehmensführer hierzulande mit steigenden Umsatzerlösen, waren es Ende 2013 bereits 72 Prozent. Neue Arbeitsplätze wollen 45 Prozent (2012: 30 Prozent) schaffen. Da ergibt sich sogleich ein Widerspruch, denn Fachkräfte sind rar. Außerdem sind die Topmanager nicht angetan von den Risiken im Umfeld, die sie insbesondere an steigenden Steuerlasten, einer Überregulierung und immer neuen unerwarteten Maßnahmen der Regierung zur Eindämmung des Haushaltsdefizits festmachen.
Auch Russland und China sind Zielmärkte
In einem insgesamt günstigeren internationalen Konjunkturumfeld gilt Deutschland wie gehabt als klassischer Zielmarkt Nr. 1, gefolgt von Rumänien und der Slowakei. Unter den Top10-Zielmärkten ungarischer Großunternehmen finden sich wenig verwunderlich alle Visegrád-Staaten (Tschechien, Polen und die Slowakei) sowie der Nachbar Österreich, die USA und Großbritannien. Eine markantere Position nehmen neuerdings Russland und China an vierter und fünfter Position ein, deren Gesamtgewicht nach Nennungen bereits an jenes von Deutschland heranreicht (freilich ist dies keine qualitative Aussage, da jeder Befragte die drei für sein Unternehmen wichtigsten Absatzmärkte nennen sollte).
Ungarn bei Währung unter globalem Einfluss
Bei der in Zusammenarbeit mit dem Arbeitgeberverband MGYOSZ und erstmals auch mit dem Managerverband MOSZ erstellten Studie nannten die Unternehmensführer neue Märkte und Kunden (34 Prozent), optimierte Strukturen und Prozesse (28 Prozent) sowie das Marketing beziehungsweise Markenimage (26 Prozent) als wichtigste Kriterien ihrer Wettbewerbsfähigkeit. Bemerkenswert, dass hier Finanzierung und Fördermittel die niedrigste Relevanz erhielten (10 Prozent der Nennungen). Dass uns die Krisenwolke weiterhin überschattet, zeigt eindrucksvoll die Frage nach den wichtigsten Plänen für die kommenden zwölf Monate, bei der (ungeachtet einer sinkenden Tendenz) immer noch 59 Prozent der Generaldirektoren Kostensenkungen Priorität einräumten. Wesentlich ist daneben noch die Modernisierung von Informationstechnologien (39 Prozent), die Suche nach strategischen Partnern ist im Kommen (23 Prozent). Outsourcing scheint hingegen nicht mehr in Mode (18 Prozent) zu sein und trifft am ehesten die Segmente IT oder Finanzen.
Obgleich die meisten Großunternehmen (41 Prozent) mit einem stabilen Personalbestand rechnen, zeigt sich ein erhebliches Potenzial für eine wachsende Nachfrage nach Arbeitskräften daran, dass 30 Prozent der Chefs gut und gerne fünf, zehn und mehr Prozent neue Stellen schaffen wollen. Sicher nicht unabhängig hiervon rechnen nunmehr 33 Prozent mit größeren Schwierigkeiten, die passenden Arbeitskräfte auch tatsächlich zu finden – 25 Prozent mit geringeren. Das gilt ganz besonders für qualifizierte Arbeitskräfte (deren Suche bezeichnen 41 Prozent der Befragten als Herausforderung) und Positionen im mittleren Management (29 Prozent).
Den wichtigsten globalen Trends sehen sich ungarische Unternehmensführer bei weitem weniger ausgesetzt, als es ihre Wettbewerber in den anderen, in die Erhebung einbezogenen Ländern einschätzen. So rechnen global 81 Prozent der Befragten damit, dass die technische Entwicklung Einfluss auf ihr Unternehmen nehmen wird, in Ungarn sind es hingegen nur 62 Prozent. Von der demographischen Entwicklung der nächsten zehn Jahre sehen sich international 60 Prozent, bei uns 52 Prozent der Befragten betroffen. Was den Wandel in den globalen wirtschaftlichen Kräfteverhältnissen anbelangt, zeigen sich 59 beziehungsweise 51 Prozent beunruhigt. Verständlicherweise mehr Sorgen um schwankende Wechselkurse machen sich ungarische Manager (74 Prozent um Vergleich zu 61 Prozent bei ihren internationalen Kollegen), deren Probleme branchenspezifischer Steuern, eines unsicheren Wirtschaftswachstums und des Brain Drains international gar nicht verifiziert werden konnten.
Rainer Ackermann
Danke für den Artikel!