
„Auch wenn wir Ungarn genauso aussehen wie die Deutschen, ticken wir doch um Einiges anders.“ (Fotos: Nóra Halász)
Meint der ungarische Mitarbeiter wirklich „Ja“, wenn er Ja sagt? Schätzt der deutsche Vorgesetzte den Angestellten nicht genug, wenn er nicht auf jede Idee mit Begeisterung reagiert? Das Miteinander in internationalen Unternehmen kann für alle Beteiligten, selbst wenn man sich auf eine gemeinsame Sprache einigen kann, zum bekannten „Lost in Translation“ führen, wenn nicht auf die Eigenarten der jeweiligen Kultur Rücksicht genommen wird. Interkulturelle Kompetenz ist die Fähigkeit mit Individuen anderer Kulturen erfolgreich zu kommunizieren und zu interagieren. Diese Kompetenz vermittelt Elisabeth Bálint-Cherdron seit fast 20 Jahren, unter dem Stern ungarisch-deutscher Zusammenarbeit.
Insbesondere seit dem Ende des kalten Kriegs wächst die wirtschaftliche
Zusammenarbeit zwischen Ungarn und Deutschland. Viele ungarische Arbeitnehmer kamen und kommen noch immer als hochgeschätzte Arbeitskräfte nach Deutschland und im Gegenzug haben deutsche Firmen Produktionsstätten und Filialen in Ungarn eröffnet. Letztere dürfen dabei, laut Elisabeth Bálint-Cherdron, nicht nur den Standortvorteil Ungarn und ihre Kalkulation im Kopf haben, sondern müssen, so die zertifizierte Trainerin, eben auch auf die kulturellen Unterschiede in der Kommunikation, der Teamfähigkeit, der Denkweise und der Problemlösungsstrategien eingehen.
Die feinen Unterschiede zwischen Ungarn und Deutschen
Um Deutsche und Ungarn einander näherzubringen und über die Eigenarten der jeweils anderen Kultur aufzuklären bietet Elisabeth Bálint-Cherdron interkulturelle Kommunikationstrainings für Unternehmen, aber auch einzelne Manager an. „Auch wenn wir Ungarn genauso aussehen wie die Deutschen, ticken wir doch um Einiges anders“, erläutert die heute in München lebende Ungarin lachend. „Zum Beispiel im Allgemeinen
wenn ein Deutscher etwas zu sagen hat, dann benutzt er genauso viele Wörter, wie nötig sind, um den Inhalt zu vermitteln.“ Bei den Deutschen sei
es nicht zu oft notwendig zwischen den Zeilen zu lesen, erklärt die Kommunikationstrainerin. In ihrer direkten, harten Art, die oftmals eher einer Befehlsausgabe ähnelt, wirken die deutschen Vorgesetzten auf Ungarn manchmal schon fast verletzend.
Die Ungarn wiederum, so die Erfahrung von Frau Bálint-Cherdron lassen oft einen nicht unbedeutenden Teil dessen, was zu sagen ist, weg und überlassen es der Interpretation ihres Gegenübers, anhand von Gesten und Mimik diese Lücken mit Sinn zu füllen. Das kann so manchen Deutschen überfordern. So auch das eingangs erwähnte Dilemma des deutschen Vorgesetzten, der nicht verstehen kann, dass „Ja“ manchmal auch „Nein“ heißen kann. „Ich frage die Manager dann immer: ‚Haben Sie denn gesehen wie ihr Mitarbeiter Ja gesagt hat? ‘ Wenn die Körperhaltung gerade und auf den Gesprächspartner gerichtet ist und die Stimme stark klingt, kann man davon ausgehen, der Ungar hat verstanden und wird die Aufgabe erledigen – zumindest mit einer Wahrscheinlichkeit von 90 bis 100 Prozent. Wenn die Haltung hingegen etwas gekrümmt, oder der Blick zur Seite gerichtet und die Stimme etwas flüchtiger ist, kann dies darauf hindeuten, der Ungar hat verstanden, ist aber nicht einverstanden und wird die Aufgabe höchstwahrscheinlich nicht erledigen. Noch mehr Unsicherheit in der Stimme bedeutet zumeist, der Ungar hat das Ganze gar nicht verstanden, sagt aber trotzdem Ja.“
Der Einfluss der Geschichte
Sowohl Deutsche, als auch Ungarn sind in ihrer Interaktion mit anderen stark von der eigenen Landesgeschichte beeinflusst. Auch wenn die heutige Generation in Ungarn weit von der jahrhundertelangen Fremdherrschaft oder von den Ereignissen der beiden Weltkriege entfernt aufgewachsen ist scheint sie, laut Bálint-Cherdron immer noch stark dadurch geprägt zu sein.

Trainings für das Miteinander zwischen Unganr und Deutschen sind das Spezialgebiet von Bálint-Cherdron.
Das Selbstbewusstsein der Ungarn wurde durch die ungarische Geschichtenachhaltig beeinflusst. Dies scheint so mancher Magyar noch bis heute kompensieren zu müssen. „Die Ungarn sind oft zu unsicher, manchmal sogar so unsicher, dass sie es durch ein überschäumendes, aber kontraproduktives Selbstbewusstsein zu verdecken suchen“, erklärt die Trainerin. Diesen Ungarn versucht sie in ihren Seminaren eine neue, gesunde Portion Selbstbewusstsein mitzugeben. „Denn dafür, was für ein gebeuteltes Volk die Ungarn sind, brauchen sie sich wirklich nicht zu schämen, Sie stehen trotz allem doch ganz gut da.“ Interkulturelle Zusammenarbeit am eigenen Leib erfahren Elisabeth Bálint-Cherdron hat die Erkenntnisse für ihre Trainings, über viele Jahre aus eigener Erfahrung geschöpft. Seit den 70ern lebt die geborene Ungarin, die in Budapest aufwuchs, schon in Deutschland und hat hier auch ihren Mann kennengelernt. Zunächst gründete die studierte Ökonomin jedoch eine Versicherungsagentur. „Damals hätte ich es natürlich noch nicht als interkulturelle Kompetenz bezeichnet, aber so habe ich gelernt, was es heißt als Ungarin mit Deutschen zusammenzuarbeiten.“ Als dann die politische Wende kam, wurde die Unternehmerin von vielen ihrer Kunden um Rat gefragt, worauf sie achten müssten, wenn sie den noch unerschlossenen ungarischen Markt für sich nutzen wollten. „Ich habe
all mein Wissen und meine Erfahrungen zusammengenommen und weiter gegeben. Alle schienen damit sehr zufrieden zu sein, aus dieser Situation entstand dann die Idee eine interkulturelle Unternehmensberatung zu gründen.“ Für die risikofreudige und lebenslustige Geschäftsfrau ist dies eine Tätigkeit, die sie wie keine zweite begeistert und in der sie ihr eigenes Leben wiedergespiegelt sieht.
Die Welt durch eine andere Brille sehen!
Für Elisabeth Bálint-Cherdron ist es wichtig, den Seminarteilnehmern nicht
nur einen trockenen Vortrag über die Theorien interkultureller Kommunikation zu halten. „Ich gestalte meine Workshops sehr interaktiv. In meinen Seminaren werden die Leute sehr gefordert.“ Bei ihren Seminaren arbeitet die erfahrene Trainerin viel mit Visualisierungen. „Ich schwöre auf Bilder, damit die Inhalte, die ich vermittele, besser hängenbleiben“, so Bálint-Cherdron, „Auch nutze ich Leitfiguren, die immer wieder in meinen Unterlagen vorkommen.“ So zum Beispiel eine globusähnliche Figur die, mit ihren offenen Armen und großem Lächeln das Logo des Kommunikationstrainings und zugleich Versinnbildlichung dessen Inhalts ist. Der Globus steht dafür, verschiedene Kulturen miteinander bekannt zu machen, indem man sie lehrt, offen aufeinander zu zu gehen, erzählt Bálint-Cherdron.
Dabei spielt Humor eine ganz wesentliche Rolle, daher der heitere Ausdruck der Figur. Als kleiner Blickfang prangt eine leuchtend rote Brille auf der Nase des Erdballs, dies ist das persönliche Markenzeichen Frau
Bálint-Cherdrons. Seit 15 Jahren trägt sie schon dasselbe von ihr heißgeliebte auffällig rote Brillenmodel. Dies macht sie zu einem Original, was sie auch in ihren Trainings ausstrahlt, wie man aus den Kommentaren der ehemaligen Seminar-Teilnehmer auf ihrer Webseite nachlesen kann.
Katrin Holtz
Mehr Information zum interkulturellen Training finden Sie unter: www.balint-cherdron.de
wir benötigen für unsere Mitarbeiter eine Schulung Interkulturelle Kompetenz: Ungarn.
wir haben eine Niederlassung in Ungarn und möchten unseren Mitarbeiter die Zusammenarbeit mit unseren ungarischen Kollegen erleichter.
Bitte unterbreiten Sie mir ein Angebot über eine Inhouseschulung bei uns.
RAFI GmbH & Co. KG
88276 Berg