Die Versicherungsbranche scheint das Schlimmste überstanden zu haben. So ist nicht nur ein Ende des ruinösen Wettbewerbs bei den Kfz-Haftpflichtversicherungen abzusehen, auch die steuerlichen Zusatzbelastungen scheinen verdaut und keine weiteren in Sicht. Insgesamt blickt UNIQA-Generaldirektor Othmar Michl zuversichtlich auf das laufende Geschäftsjahr.
Wie war das letzte Jahr für die Versicherungsbranche insgesamt und für die UNIQA Biztosító im Speziellen?
An größeren Schadensfällen hatten wir insbesondere die Schäden während des Schneechaos‘ am 14. und 15. März. Diese haben bei allen Autoversicherern deutliche Spuren in den Zahlen hinterlassen. Eine größere Belastung stellte danach auch das Donau-Hochwasser dar. Durch den Klimawandel gibt es immer häufiger solche Naturkatastrophen. Generell negativ auf unsere Branche wirkte sich auch aus, dass der Markt 2013 im Wesentlichen weiterhin stagnierte. Lediglich bei Lebensversicherungen gab es ein gewisses Wachstum. Immerhin konnte sich UNIQA innerhalb dieser Gegebenheiten noch ganz gut behaupten. Bei Nicht-Lebensversicherungen konnten wir um 5,6 Prozent zulegen, während der Markt nur ganz bescheiden um 1,8 Prozent wuchs. Das beachtlichste Wachstum hatten wir aber bei Lebensversicherungen: Während der Markt hier um immerhin 11 Prozent wuchs, konnten wir sogar ein Wachstum von 44 Prozent erzielen.
Wie sieht es in Ihrer Branche mit den Sondersteuern aus?
Wir sind zwar nicht mehr unmittelbar wie der Bankensektor von Sondersteuern betroffen, aber bei uns gab es stattdessen andere neue Abgaben an den Staat, etwa bei Kfz-Versicherungen in Höhe von 30 Prozent der Prämiensumme, bei Kasko-Versicherungen von 15 Prozent und bei Versicherungen im Bereich Haus und Wohnen von 10 Prozent. Nachdem wir bei Kasko mit einem Anteil von 15 Prozent einer der Markführer sind, schlägt sich das natürlich stark bei uns nieder, dasselbe gilt beim Haftpflichtversicherungsgeschäft. Im Gegensatz zu den Banken wurden diese zusätzlichen Belastungen im Versicherungsbereich nicht auf die Kunden abgewälzt. Allein für die UNIQA ergab sich daraus im vergangenen Jahr eine Zusatzbelastung von insgesamt 4,6 Mrd. Forint, während wir früher zwei Milliarden Forint an Sondersteuern schultern mussten. Gleichzeitig haben die neuen Abgaben in unserer Branche auch zu einer Verschärfung des Wettbewerbs geführt.
Mit welchen Konsequenzen geht das für Ihre Firma einher?
Innerhalb des in 19 Ländern vertretenen UNIQA-Konzerns hatten wir über Jahre sehr ordentliche Gewinne erwirtschaftet. Heute werden unsere Ergebnisse weitgehend von den Steuern aufgesogen. Wir schreiben zwar weiterhin schwarze Zahlen, aber nicht mehr in den bisherigen Größenordnungen. Da muss man gelassen bleiben und einfach seine Ziele niedriger stecken. Wenn man über den Tellerrand, also das Karpatenbecken hinaus schaut, sieht man, wie andere Konzerne reagieren, wenn die Gewinnaussichten langfristig eingetrübt sind. Einer unserer Hauptanteilseigner ist die Raiffeisen Bank. Gegenwärtig ist sie stark am Überlegen, den ungarischen Markt zu verlassen, was für uns natürlich unangenehm wäre. Solche Überlegungen hängen wesentlich von der Einschätzung der Zukunft ab, gute Zahlen in der Vergangenheit heitern diese nicht wesentlich auf. Wenn ein Konzern in einem Markt keine allzu guten Aussichten hat, sich aber Käufer für seine Aktivitäten finden, dann verkauft er und investiert lieber auf lukrativeren Märkten. So hat etwa AXA seine Ungarn-Aktivitäten an die Wiener Städtische Versicherung verkauft. Ich weiß von weiteren Mitbewerbern, die über diesen Schritt nachdenken, momentan aber keinen Käufer finden. Der vom Staat ausgelöste Konsolidierungsdruck kann zu zwei prinzipiellen Konsequenzen führen: Zum einen sucht man, um Kosten zu sparen, länderübergreifend im eigenen Konzern nach Synergien, UNIQA kooperiert jetzt etwa noch intensiver in Tschechien und in der Slowakei. Zum anderen gibt es Kooperationen und Zusammenschlüsse innerhalb eines bestimmten Marktes mit anderen Firmen. Dabei kann es zu kompletten Übernahmen kommen oder auch nur zur Abgabe beziehungsweise Übernahme von gewissen Vertragsbeständen.
Bei den Banken ist von einer neuen Konzentrationswelle die Rede. Wie sieht es in Ihrer Branche aus?
Derzeit gibt es auf unserem Markt etwa 30 Anbieter, darunter zehn große. Ich gehe davon aus, dass der Konzentrationsprozess auch auf unserem Markt noch nicht vorbei ist.
Im Gegensatz zum Bankensektor hört man aber derzeit von keinerlei Rückzugsplänen eines Anbieters in Ihrer Branche.
Ja, es gibt sogar Äußerungen, in Ungarn weiter zu expandieren. Auch unsere Zentrale sieht in Ungarn nach wie vor einen wichtigen Standort. Dabei geht es nicht nur direkt um geschäftliche Zahlen, sondern auch um einen Innovationstransfer. Innerhalb des Konzerns gelten wir nach wie vor als eine Art Ideenschmiede und -labor. Viele innovative Lösungen des Gesamtkonzerns wurden bei uns entwickelt oder zum ersten Mal in der Praxis getestet, so etwa eine Lösung für eine zentralisierte Administration mit dem Namen Business Operation Centre, die bereits im letzten März in Kroatien, Serbien, Bosnien, Bulgarien und Montenegro eingeführt wurde und jetzt in Rumänien, Ukraine, Tschechien und der Slowakei eingeführt wird. Auch die Betrugsaufklärungssoftware Sixstep stammt von uns, so wie auch die Software Towers Watson Pricing Tool, die zur Kfz-Tarifkalkulation genutzt wird und vielleicht bald im gesamten UNIQA-Konzern eingesetzt wird. Außerdem sind wir auch bei der Entwicklung und Implementierung von Smartphone-Applikationen etwa zum Vertrieb von Online-Reiseversicherungen führend. Für diese Schrittmacherrolle werden wir innerhalb des Konzerns sehr geschätzt. Möglich ist all dies unter anderem durch hervorragende Mathematiker und Programmierer vor Ort.
Nochmal zurück zu staatlichen Sonderbelastungen: Haben Sie Sorgen, dass hier in nächster Zeit noch etwas auf Ihre Branche zukommen könnte?
Nein, es gibt sogar positive Maßnahmen: Bei den Lebensversicherungen im Zusammenhang mit Pensionen gibt es seit Januar eine staatliche Förderung, die vom Markt sehr gut angenommen wird. Neben dem Bausparen ist das die einzige Vorsorgeform, die von Seiten des Staates unterstützt wird. Es ist eine sehr gute Entscheidung des Staates, seine Bürger angesichts des absehbaren Pensionslochs dazu zu motivieren, ihre Eigenvorsorge noch stärker in die Hand zu nehmen. Ich denke, dass alle großen Versicherer vor Ort schrittweise entsprechende Produkte anbieten werden. Übrigens sind wir auch hier ganz vorn mit dabei. Sofort bei Inkrafttreten der neuen Regelung waren wir startbereit, daher haben wir jetzt auch schon viele Abschlüsse.
Wie kam es zu dieser für Ihre Branche günstigen Entwicklung? Gab es im Vorfeld Konsultationen?
Ja, vor allem unser Fachverband MABISZ – Verband der ungarischen Versicherer – hat stark daran mitgewirkt. Mit dem Volkswirtschaftsministerium, dem die Ausarbeitung der neuen Regelung oblag, gab es konstruktive Konsultationen. Mein Eindruck ist generell: Bei guten Vorschlägen herrscht von Seiten des Staates durchaus Dialogbereitschaft.
Also scheinen die Versicherungen aus dem anfänglichen Dauerfeuer der Regierung auf alle Finanzdienstleister raus zu sein.
Wir haben inzwischen deutlich weniger Image- und Akzeptanzprobleme gegenüber dem Staat als etwa die Banken. Vielmehr beschäftigen uns etwa Wachstumsprobleme durch den Verfall von Prämien bei der Kfz-Haftpflichtversicherung, was auch Druck auf die Kaskoversicherungen ausübt.
Der ruinöse Trend bei der Haftpflicht mit drastischen Kampfpreisen, den Sie bereits in unserem letzten Gespräch vor etwa drei Jahren thematisiert hatten, geht also immer noch weiter?
Ja, wenn auch nicht mehr in der Heftigkeit. Bis zum Ende letzten Jahres hatten 400.000 Haftpflicht-Kunden ihren Anbieter gewechselt, auf dem Höhepunkt waren es einmal weit über einer Million. Statt nur auf die Kosten schauen die Kunden inzwischen vermehrt auch auf die Qualität, so etwa auf den Ruf einer Versicherung bei der Schadensabwicklung, und wechseln wegen 1.000 Forint Differenz nicht gleich den Versicherer. Langsam ist bei den Prämien aber auch einfach das Ende der Fahnenstange erreicht. Wenn Wettbewerber jetzt etwa die Durchschnittsprämien von 17.000 Forint noch weiter absenken wollen, dann ist es für die Kunden empfehlenswert, sehr wachsam zu sein. Insgesamt ist aber die hohe Dynamik raus, der Markt scheint sich langsam einzupegeln, wenn auch auf einem sehr niedrigen Niveau. So gering, dass momentan kein Anbieter mit der Autohaftpflicht etwas verdient. Die Schadenshäufigkeit und der Kostenaufwand halten sich die Waage. Und das teilweise aber auch nur, weil aufgrund der finanziell sehr angespannten Situation der meisten Privathaushalte in Ungarn im Vergleich zu anderen Ländern der Region weniger Kilometer pro Kopf gefahren werden, was sich natürlich positiv auf die Schadensbilanz auswirkt. Was aber, wenn in Ungarn auf Grund der steigenden Realeinkommen wieder mehr gefahren wird? Wir bewegen uns hier also auf sehr dünnem Eis. Unternehmen wie die UNIQA, die eine breite Palette an Versicherungsprodukten anbieten, befinden sich hier natürlich in einer solideren Position als Anbieter, die sehr stark auf das Autogeschäft ausgerichtet sind.
Wie hat sich Ihre vor zwei Jahren gestartete Krankenzusatzversicherung entwickelt?
Wir haben dort inzwischen beim Neugeschäft einen Marktanteil von über 50 Prozent. Dabei muss man aber auch sehen, dass der gesamte Markt hier aus nur etwa 50.000 Kunden besteht, was bei zehn Millionen Einwohnern sehr wenig ist. Zum Vergleich: In Österreich kommen auf etwa 7,5 Million Einwohner rund zwei Million Privatkrankenversicherte. Prinzipiell geht aber auch hier in Ungarn die Tendenz zur privaten Vorsorge.
Wie erklären Sie sich Ihren enormen Erfolg in diesem Segment?
Er hat vielleicht damit etwas zu tun, dass Krankenversicherungen bei unserer österreichischen Muttergesellschaft zum Kerngeschäft gehören, von den erwähnten zwei Millionen Verträgen tragen in Österreich etwa die Hälfte unser Logo. Auf Grund dieser starken Marktposition ist auch unser Knowhow entsprechend. Vielfach bieten wir unseren Kunden Lösungen an, die über das rein Versicherungstechnische hinaus bereits in den medizinisch-technischen Bereich gehen, so etwa Vorsorgeuntersuchungen.
Mit Blick auf den Zustand des ungarischen Gesundheitssystems überrascht es ein wenig, dass es so wenig private Zusatzversicherte gibt.
Das ändert sich aber zunehmend. Immer mehr Firmen nutzen die etwa im Rahmen des Cafeteria-Systems gegebenen steuerlichen Möglichkeiten und versichern ihre Mitarbeiter. Von Seiten der Mitarbeiter wird dies immer mehr geschätzt. Es gibt aber auch eine große Zahl von Privatpersonen, die privat vorsorgen. Zurzeit liegt deren Zahl sogar über der Zahl der Firmenkunden.
Eine Privatversicherung ist aber nur dann sinnvoll, wenn die Kunden im Ernstfall auch tatsächlich Leistungen in Anspruch nehmen können, die über die staatlichen Angebote im Rahmen der allgemeinen obligatorischen staatlichen Versicherung hinausgehen. Dafür würde es aber mehr private Krankenhäuser oder zumindest privater Abteilungen in staatlichen Krankenhäusern bedürfen.
Klar, eine Privatversicherung ist nur dann sinnvoll, wenn auch eine entsprechende Infrastruktur vorhanden ist. Wir zahlen zum Beispiel einem Versicherten 30.000 Forint an Tagesgeld – das setzt aber voraus, dass er das auch verwenden kann. Im Gegensatz zum ambulanten Bereich gibt es derzeit im Krankenhausbereich noch nicht so viele private Angebote. Im Zuge der Gesundheitsreform sind hier aber nach der Wahl weitere Neuerungen von Seiten des Staates zu erwarten, so etwa, dass auch über staatliche Krankenhäuser Zusatzleistungen angeboten werden können. Die gesetzliche Grundlage dafür besteht bereits, so können ungarische Krankenhäuser inzwischen mehr Geld als nur etwa 100 Euro weiterverrechnen. Die dadurch möglich werdenden Veränderungen müssen jetzt nur einfach besser in die Praxis umgesetzt werden.
Ziehen die anderen Versicherer hier ebenso mit?
Ja, einige sind hier auch sehr aktiv, was ich begrüße: Denn so sorgen mehr Anbieter dafür, dass sich der Markt noch schneller wandelt, als wenn nur wir als Einzelkämpfer auftreten würden. Insgesamt wird so auch mehr Geld zu den Krankenhäusern fließen, die das sicher dringend benötigen. Letztendlich gewinnen also alle drei Seiten dabei.
Ihre Versicherung verfügt nicht nur bei Krankenzusatzversicherungen über eine bedeutende Marktposition, sondern auch bei der Versicherung von Kunstgegenständen. Wie ist die Lage hier?
Besonders im musealen und institutionellen Bereich sind wir in Ungarn nach wie vor sehr stark tätig. So haben wir auch etwa mehrere Ausstellungen im Museum der Schönen Künste und im Kunstgewerbemuseum als Sponsor unterstützt. Daneben kooperieren wir mit zahlreichen privaten Galerien wie etwa Kieselbach, Virág Judit, Nagyházi und der Ernst Galerie, um nur einige der Großen zu nennen. Bei Privathaushalten merken wir noch ganz klar die Folgen
der Krise. Schließlich wird bei knapper Haushaltskasse eher bei Investitionen in Kunstgegenstände gespart. Da die Wirtschaftsprognosen für dieses Jahr bisher ganz gut aussehen, gehe ich aber davon aus, dass wir das auch bald bei unseren Kunstversicherungen spüren werden.
Jan Mainka
Es wäre nicht schlimm wenn diese Uniquaversicherung vom Markt verschwinden würde. 3300 Euro für eine Hausversicherung in 10 Jahren bezahlt in Ungarn, einen Sturmschaden jetzt gehabt mit einem gro0en umgestürztem Baum. Vier Wochen gewartet bis einer kam und dann die Unverschämheit einen mit lächerlichen 8000 Forint abzuspeisen. Das sind einfach Verbrecher. Wird Zeit das diese Parasiten aus Ungarn verschwinden. Immer am nörgeln sie verdienen zu wenig. Ja bei solchen miserabelen Leistungen kein Wunder das keiner sich mehr versichert. In Deutschlland wären die lange Pleite. Hoffentlich macht Orban noch ein paar Sondersteuern.Weg damit