Seit nunmehr anderthalb Jahrzehnten erarbeiten die Personalberater von Kienbaum gemeinsam mit der Deutsch-Ungarischen Industrie- und Handelskammer (DUIHK) akribisch Statistiken zu Lohnniveau sowie Prämien und Sonderleistungen von Arbeitskräften ausländischer (vorwiegend deutscher) Unternehmen in Ungarn.
Im aktuell vorgestellten Vergütungsreport 2013/14 wurden Gehaltsdaten
von rund 15.000 Arbeitnehmern ausgewertet. Die Zahl der erfassten Daten nimmt Jahr für Jahr zu, was für die Zahl der an der Erhebung teilnehmenden
Unternehmen leider nicht gilt. Dennoch verspricht Kienbaum – für nicht wenig Geld – „zuverlässige, marktgerechte Benchmarks für wichtige Entscheidungen
von HR-Managern“.
Was diese Studie von vielen Lohnerhebungen in Ungarn unterscheidet, ist die Differenzierung nach Geschäftsführern, Führungskräften, (höheren) Angestellten und (Fach-) Arbeitern. Besonders bemerkenswert sind die erhobenen Zahlen zu Jahresgehalt und Gesamtbezügen, wobei die in unserer Tabelle angezeigten Werte teils massive Streuungen verbergen. Besonders stark korreliert die Höhe der Bezüge mit der Unternehmensgröße, wovon logischerweise in erster Linie die Führungsetage der Multis profitiert, denn Geschäftsführer verdienen etwa das Zehnfache dessen, was Arbeitern an Bezügen zusteht.
Mehr Netto vom Brutto
Wir haben einmal nachgeschaut, wie sich diese Relationen bei der vergleichbaren Kienbaum-Studie für 2009/10 verhielten. Damals lag die Gehaltsdynamik bei den befragten Geschäftsführern dreimal so hoch wie bei den Angestellten und Arbeitern, die Führungskräfte konnten immerhin eine doppelte Dynamik verzeichnen. Für Angestellte und Arbeiter haben die letzten Jahre nicht viel mehr als einen Inflationsausgleich gebracht. Seit 2010 stagnieren die Gehälter von Geschäftsführern und Führungskräften zwar, nur dass ihnen netto deutlich mehr zum Leben bleibt – dank der Streichung des Spitzensteuersatzes nach Einführung der einheitlichen Einkommensteuer von 16 Prozent.
Große regionale Unterschiede
Gemäß der aktuellen Studie liegt die Vergütung in Budapest sowie in Transdanubien (außer dem Südwesten) um bis zu einem Viertel über dem landesweiten Durchschnitt, im Norden und Nordosten des Landes hingegen um ein Fünftel darunter. Neben dem Grundeinkommen werden 10-20 Prozent variabel gezahlt; naturgemäß steigt dieser Anteil mit der im Unternehmen bekleideten Position. Als ein Hinweis auf die allmählich überwundene Krise könnte erscheinen, dass bereits 15 Prozent der Firmen mehr qualifizierte Arbeitskräfte nachfragen wollen, während im Gegensatz zu früheren Jahren zugleich ein Anstieg bei der Zufriedenheit hinsichtlich der Verfügbarkeit solcher Mitarbeiter zu verzeichnen ist.
Bei den Unternehmen des DUIHK-Reports nahm die Grundvergütung 2013 im
Vergleich zu 2012 im Durchschnitt um 5,5 Prozent zu (geplant waren ursprünglich +4,3 Prozent). Für dieses Jahr sind auch wieder mehr als vier Prozent anvisiert. Das ist angesichts der gedrückten Inflationserwartungen respektabel viel. So könnte es völlig ungewohnt in der jüngeren ungarischen Geschichte dazu kommen, dass die Löhne und Gehälter 2014 auch am Ende nicht über das Planungsziel hinausschießen werden.
Rainer Ackermann
Bestellung der Studie für 660 Euro (Kammermitglieder) bzw. 1.100 Euro
(Nicht-Mitglieder) möglich bei der DUIHK:
Zsófia Sencz
Publikationen – Vertrieb/Anzeigen
Tel.: 06 (1) 345 76 46
Fax: 06 (1) 345 76 02
E-Mail: sencz@ahkungarn.hu
Jahresgesamtbezüge, sind das Brutto- oder Nettolöhne?