Entgegen der Fortschritte, die die neue Metrolinie 4 bei Genehmigungen und Übergaben der Stationen macht, tauchen technische Probleme auf, die die von Oberbürgermeister István Tarlós immer wieder verkündete Inbetriebnahme im März infrage stellen. Sogar das Stadtoberhaupt gab dies nun zu.
Der vor zwei Wochen gestartete unbemannte Testbetrieb (die Budapester Zeitung berichtete) dient dazu, letzte „kleineren Stockungen“ auszumerzen, und „Feinabstimmungen“ zu machen, wie die Stadtführung in einer Pressemitteilung formulierte. Sogar die Nationale Verkehrsbehörde (NKH) hatte sich in die Tests eingeschaltet, was auf ein weit fortgeschrittenes Stadium des Projektes schließen ließ. Montag berichtete Népszabadság von ersten Testergebnissen, die nicht gerade hoffnungsvoll stimmen: Anstatt der durch die Behörde vorgeschriebenen 60 Tage fehlerlosen Betriebsablauf schaffte man gerade einmal zwei(!) – und diese noch nicht einmal aufeinanderfolgend.
Wie das Blatt schrieb, ist durch die NKH vorgeschrieben, dass bei den Probeläufen 60 fehlerlose Tage am Stück absolviert werden müssen, bevor die offizielle Erlaubnis zur Inbetriebnahme erteilt wird – bei einem einzigen Fehler
beginnt die Zählung von vorne. Bei der Metro 4 tauchten beinahe täglich neue
Defekte auf: Die Züge halten nicht vorschriftgemäß an den Stationen, fahren
über deren Ende hinaus, fahren in die falsche Richtung los, oder die Türen öffnen sich zur falschen Seite. Aufgrund dieser groben und weiterer kleiner Pannen habe die NKH auf Nachfrage von Népszabadság signalisiert, dass man keine Erlaubnis zur Inbetriebnahme erteilen könne, wenn nicht innerhalb
weniger Tage die Regelmäßigkeit der Defekte abnehme. Die endgültige Betriebserlaubnis werde übrigens erst nach einem Jahr im bemannten Betrieb
erteilt, hieß es.
Tarlós ungewohnt einsichtig
Der Bericht lieferte auch gleich mögliche Erklärungen für die Probleme: Das Alstom-Werk in Polen habe keine entsprechend lange Teststrecke, daher seien nicht vollständig getestete, „halbfertige“ Züge nach Budapest geliefert worden; zudem habe dieses auch andere technische Gerätschaften in die Waggons eingebaut, als auf den Strecken durch Siemens geschehen. Die Gerätschaften
müssten noch in Einklang gebracht werden, etwa das vollautomatische Lenksystem – bei dem aktuell noch immer wieder per Menschenhand eingegriffen werden müsste.
Angesichts dieser Probleme gab sogar OB Tarlós zu, „nicht ganz ruhig“
bezüglich der Testphase zu sein. Auf Hír TV sagte er am vergangenen Samstag wörtlich: „Es kann vorkommen, dass die Tests von Neuem beginnen müssen, und theoretisch könnten wir auch den Stichtag Ende März verpassen.“ Nicht zuletzt sah Népszabadság auch bereits das nächste Problem kommen: Selbst nach Inbetriebnahme der neuen Metrolinie könnten durch die obligatorisch durchzuführenden Instandhaltungsarbeiten Engpässe entstehen. Denn die Stadt hat 15 U-Bahnen gekauft, zu Spitzenzeiten seien 13 gleichzeitig in Betrieb.
Änderungen auch oberirdisch möglich
Hingegen berichtete die Stadtführung noch am Samstag vom erfolgreichen Abschluss der bürgerlichen Mitmach-Phase (bis vergangenen Freitag hatte man Zeit, auf den Webseiten der Stadt und des Budapester Verkehrszentrums (BKK) Vorschläge für die Änderung des Nahverkehrs an der Oberfläche des Metro 4-Gebietes zu unterbreiten). 7.000 Zuschriften habe man erhalten, dies habe alle Erwartungen übertroffen. Die Abarbeitung dieser sowie der Ratschläge der betroffenen Bezirke werde frühestens in der zweiten Februarhälfte erfolgen. Doch selbst hier sind noch Korrekturen möglich: Ein halbes Jahr nach der Umsetzung der Änderungen werde man diese überprüfen und notfalls modifizieren.
Daniel Hirsch