Im Herzen des Budapester jüdischen Viertels kombiniert das Spinoza Café traditionelle ungarische mit feiner internationaler Küche und einem stilvollen Ambiente. Ganztägiges Frühstück, Suppenvielfalt, Sandwiches, herzhafte Gänge und exzellente regionale Weine: Das Spinoza bietet für jeden Gast zu jeder Tageszeit genau das Richtige.
Seinen Namen hat sich das Café von Baruch Spinoza, dem berühmten jüdischen Philosophen aus dem 17. Jahrhundert, geliehen und passt damit gut zu den koscheren Restaurants und Synagogen, die die Dob utca umgeben. Nachdem der Gast durch die charmante Jugendstil-Fassade tritt, wird er durch freundliches Personal warm begrüßt – wenn gewünscht mit guten Englischkenntnissen und mit Sicherheit mit sattelfesten Kenntnissen der ungarischen Küche. Ein guter Tipp ist es, nach den Empfehlungen des Hauses zu fragen.
Die Wände des Spinoza Café sind mit alten Postern in der Art gekleidet, wie man sie in so vielen anderen schicken Restaurants überall in der Welt findet. Das Lokal fühlt sich warm, gemütlich und “stylisch” an, ohne überwältigend originell zu sein. Um etwa 19 Uhr beginnt sich der Essbereich mit Hungrigen zu füllen. Der ungarische Syrah (990 Forint), den ich bestellt habe, war sowohl mild als auch kräftig, und es ist sicherlich keine Übertreibung zu sagen, dass dies einer der besten kostengünstigen Weine war, die ich jemals gekostet habe. Der Syrah war die perfekte Ergänzung zur Gänsekeule, die an Rotkraut und einer Mischung aus Kartoffelpüree mit Zwiebeln und Paprikapulver (2.750 Forint) serviert wurde. Die Gans war reichhaltig und saftig und das Kraut auf den Punkt gekocht.
Allabendlich beschallt Live-Klaviermusik das Spinoza, und meine Bedienung entpuppte sich als Musiker des Abends. Er verwöhnte die Gäste mit personalisierten Versionen der Rock- und Blues-Klassiker wie Eric Claptons „Tears In Heaven“. An meinem zweiten Tag in Budapest habe ich bereits authentische ungarische Musik erleben dürfen, und ohne ein großer Clapton-Fan zu sein muss ich eingestehen, dass der Pianist dem Lied einen dermaßen eigenen Klang verliehen hat, dass auch ich mitgerissen wurde. Musik ist eine Spezialität des Cafés, das oft traditionelle ungarische und jüdische Darbietungen im Theater hinter dem Essbereich ausrichtet.
Platz fürs erste Rendezvous
Das Mittagessen am Montag zog dann die elegant gekleideten Berufstätigen und die durch das jüdische Viertel streifenden Touristen gleichermaßen an. Im Hintergrund spielte zwar etwas fader, Restaurant-typischer Jazz, der musikalisch nicht an den Vorabend anknüpfen konnte, sich jedoch gut als Begleiter einer Unterhaltung eignete. Der vollmundige Bikavér-Wein (990 Forint) stellte sich als guter Zweitplatzierter neben dem schmackhaften Syrah heraus. Das Highlight an diesem Tag war jedoch die Gulaschsuppe (950 Forint). Das saftige, zarte Fleisch hatte exakt den richtigen Fettanteil und wurde geschmacklich durch die leckere Brühe und ihre Kartoffel-, Karotten- und Paprikastücke ergänzt. Das moderat scharfe Gulasch diente als Präludium zum wilden, norwegischen Lachs an gewürzten Kartoffeln (2.950 Forint). Ich verließ mich auf die Empfehlung meines Kellners und orderte einen ungarischen Chardonnay (750 Forint) – leicht fruchtig, sehr mild und perfekt passend zum Gericht.
Die ideale Gelegenheit, das Spinoza zu besuchen ist vielleicht zur Nachspeise während des ersten Rendezvous. Später am Abend ist das Café gefüllt mit Pärchen jeden Alters, die einander tief in die Augen blicken und sich währenddessen an einem Rétes (Apfelstrudel) oder Maronenpüree gütlich tun. Erneut hörte ich auf meinen Kellner, der mir Flódni empfahl, einen geschichteten jüdischen Kuchen mit Apfel, Mohn und Walnusspüree (750 Forint). Die frischen Äpfel und der Eigengeschmack des Mohns machten das Dessert zu einer guten Wahl. Als Verdauungshilfe gönnte ich mir anschließend noch einen kurzen Pflaumen-Pálinka (890 Forint), dessen 50-prozentigen Alkoholanteil man durch den fruchtigen Oberton kaum spüren konnte, um mich danach zurückzulehnen und mir zu wünschen, dass auch ich jemanden hätte, dem ich tief in die Augen blicken könnte. Insgesamt bietet das Spinoza also tollen Service, Abendunterhaltung und eine große Auswahl vorzüglicher Gerichte aus Ungarn und dem Rest der Welt, ohne dabei unbezahlbar zu werden: Ein Zwei-Gänge-Menü mit zwei Gläsern Wein kostete mich 6.200 Forint.
Meine Kritik resultiert daraus, dass ich einstmals Philosophie-Student war: Doch scheint das Café leider nur wenig mit jenem Baruch Spinoza zu tun zu haben, der Budapest seinerzeit nicht einmal nahe gekommen ist.
Spinoza Café
Öffnungszeiten: Täglich von 6 Uhr früh bis Mitternacht
Tel: +36 1 / 413-7488
Budapest VII. Dob utca 15.
spinozacafe@spinozacafe.hu
www.spinozacafe.hu