Das von der nationalkonservativen Regierung von Viktor Orbán geplante Denkmal zum Gedenken an die Besetzung Ungarns durch Nazi-Deutschland am 19. März scheidet die Geister.
Am Mittwoch wurde vom Amt des Ministerpräsidenten ein offener Brief veröffentlicht, in dem Premier Orbán dem Verband Jüdischer Glaubensgemeinden in Ungarn (MAZSIHISZ) antwortet, der das Denkmal neben anderen jüdischen Organisationen scharf kritisiert hatte. Woran die Kritiker des Denkmals Anstoß nehmen, darunter auch 26 Historiker, ist der Umstand, dass die Regierung Orbán den deutschen Einmarsch 1944 als Besetzung des Landes darzustellen versucht, was in ihren Augen Geschichtsklitterung ist. Sie führen ins Treffen, dass Hitler-Deutschland von Ungarn seinerzeit gleichsam mit offenen Armen empfangen worden sei, von einer „Besetzung” zu sprechen, sei mithin abwegig (Lesen Sie den Kommentar des Historikers Krisztián Ungváry).
Orbán verteidigt Gedenken an Opfer
Orbán schreibt in dem offenen Brief, es sei ein Anliegen seiner Regierung, dass in Ungarn die wechselseitige Achtung, das Verständnis füreinander und die Kooperation der Gemeinschaften weiter gestärkt würden. Das Denkmal, so Orbán, sei denn „eine Verneigung vor den Opfern” der Besetzung durch Hitlerdeutschland, also nicht zuletzt vor den deportierten und hingerichteten Juden und Roma. Orbán glaubt nicht, dass die Verneigung gegenüber den Opfern irgendeiner Erklärung bedürfe. Wie er in dem Brief schreibt, ist dies eine Frage der Menschlichkeit und nicht eine der Parteipolitik. Diesbezüglich merkt er darin an, dass es Gruppen gebe, die das Denkmal und damit verbunden das Gedenken an die Opfer auf üble Weise für parteipolitische Ziele ausschlachten würden. Seine Regierung wird diese Versuche aber allesamt zurückschmettern, so der Premier.
Deutsche Botschaft kritisiert übereilten Entscheidungsprozess
Am Mittwoch wurde unterdessen auch aus der Deutschen Botschaft in Budapest eine Presseerklärung in Bezug auf das Denkmal ausgesandt. Darin heißt es: „Deutschland ist sich seiner Verantwortung für Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs sehr bewusst und nimmt dazu seine Verantwortung wahr – auch was die Verbrechen in Ungarn angeht. Die Verantwortung für die Gedenkorte in Ungarn liegt grundsätzlich bei der ungarischen Regierung. Angesichts der schon fast ein Jahr andauernden umfangreichen öffentlichen Vorbereitungen für das Holocaust-Gedenkjahr in Ungarn, an der die Botschafter von Österreich, Deutschland, Israel und den USA als Gäste teilgenommen haben, bedauern wir allerdings die aktuelle Entscheidung zum Denkmal, die sehr schnell und ohne breite Diskussion herbeigeführt wurde.“
Zusatz: Am Mittwoch gab die Bezirksverwaltung des V. Bezirks grünes Licht für die Errichtung des Denkmals auf dem Szabadság tér (Platz der Freiheit). Es soll am 19. März feierlich eingeweiht werden. (Lesen Sie unseren Bericht zum Denkmalsentwurf)