Nach dem Bombenanschlag auf eine Filiale der CIB Bank in Budapests XIII. Bezirk am Montagmorgen, bei dem auch die benachbarte Filiale der Budapest Bank beschädigt wurde, melden sich erste Stimmen zu Wort: Banken wollen mehr Sicherheit, Regierungspolitiker loben die Polizeiarbeit, die Opposition kritisiert die Regierung als indirekten Auslöser der Aktion durch die Probleme der Devisenkreditnehmer – und Letztgenannte loben den (oder die) Attentäter auf ihrer Facebook-Seite.
In einer Presseaussendung teilte der Bankenverband mit, dass man aufgrund der Ereignisse seine Sicherheitsexperten zusammenberufen habe, die, die Polizei unterstützend, die Umstände des „wandalistischen Anschlags“ untersuchen. Als Teil dieses „entschlossenen, gemeinsamen Auftretens“ werde der Schutz von Bankgebäuden durch die Polizei verstärkt. Die betroffenen Filialen würden noch einige Tage lang ihre Arbeit nicht wieder aufnehmen können, teilte eine Sprecherin des Bankenverbandes gegenüber MTI mit, bis dahin helfen die Zentralen der beiden Geldhäuser aus. Es sollen den Kunden keinerlei Schäden oder Ausfälle durch die Explosion entstanden sein, fügte sie hinzu, da weder Kundendaten, noch -Einlagen in den betroffenen Filialen aufbewahrt werden. Die Polizei hatte zuvor erklärt, dass zwar auch die Geldautomaten der CIB-Filiale zerstört worden waren, jedoch kein Geld entwendet wurde. Ein Sprecher der CIB Bank sagte der Nachrichtenagentur, dass die Explosion beträchtlichen finanziellen Schaden verursacht habe, er nannte jedoch keine genauere Summe.
Während die Ermittlungen auch bis in den Abend dauerten, konnte auch trotz verschiedener Mutmaßungen seitens der ungarischen Medien immer noch kein festes Motiv oder gar ein Verdächtiger ermittelt werden, es werden immer wieder nur die Devisenkreditnehmer als mögliche Drahtzieher ins Gespräch gebracht – ohne, dass bisher konkrete Hinweise auf deren Beteiligung vorliegen. Es gibt noch nicht einmal eine ungefähre Täterbeschreibung, die Polizei fahndet nur nach einem Motorradfahrer auf einer mischfarbigen Cross-Maschine ohne Kennzeichen des Typs Cross Enduro mit 150-170 Kubikzentimetern.
Rogán weist linke Opposition vorsorglich in die Schranken
Dennoch lobte Fidesz-Fraktionschef Antal Rogán Montagabend auf Hír TV die Arbeit der ermittelnden Behörden: „Die Polizei ist voll auf der Höhe der Situation. In den vergangenen drei Jahren haben sie praktisch jedes schwere Verbrechen innerhalb eines Monats aufgeklärt, das wird auch hier der Fall sein.“ Von der linken Opposition erwarte er starke Zurückhaltung, da unter der Vorgängerregierung etwa die Täter der Roma-Mordserie (2008/09) auch lange Zeit nicht gefasst werden konnten. „Wenn jemand glaubt, so, mit einer Sprengung den Fall der Devisenkreditnehmer voranbringen zu können, irre er sich gewaltig, solche politischen Methoden muss man mit aller Entschiedenheit zurückweisen“, so Rogán, gleichzeitig betonend, dass man noch immer nichts über die Hintergründe des Anschlags wisse, bei dem es sich auch einfach um einen „misslungenen Banküberfall“ handeln könne.
In einer gemeinsamen Mitteilung meldeten sich die Jobbik-Abgeordneten Dániel Z. Kárpát und Ádám Mirkóczki zu Wort, ihre Partei mache sämtliche Regierungen der vergangenen 24 Jahre und deren Bankenpolitik für die Attacke verantwortlich: „Die Bankenpolitik der Regierungen, dass die Banken nie zur Rechenschaft gezogen wurden und die unbegründeten wirtschaftlichen Vorteile, die den Geldinstituten zugesichert wurden, haben bedeutende gesellschaftliche Spannungen verursacht. All das gipfelt bei den durch die Banken und die Regierungen hereingelegten Devisenkreditnehmern.“ Jobbik hoffe, dass die verzweifelten Menschen nicht zu solchen Mitteln greifen, um Aufmerksamkeit zu erhalten, sondern lieber bei den anstehenden Wahlen ihr Urteil über die Parteien fällen, die sie in diese Lage brachten, heißt es weiter. Die Orbán-Regierung solle endlich das „Zeitschinden“ und „Zurückweisen der Verantwortung“ beenden und so, wie sie es versprach, den Devisenkredit-Geschädigten wirklich helfen.
Devisenkreditnehmer machen sich durch Lob selbst verdächtig
In der Facebook-Gruppe der Devisenkreditnehmer-Organisation „Ich gebe meine Heimat nicht her!“ („Nem adom a hazámat!) wird der oder die Attentäter gelobt, wie index.hu am Montagmittag berichtete: „Hat es vielleicht endlich angefangen??? Weiter so, Jungs“, „Nur eine [Bank]? Dann habe ich auch noch die Möglichkeit“ oder „Die unbekannten Täter können als gutes Beispiel dienen“ sind nur einige der dortigen Kommentare. Auch der Administrator der Gruppe schloss sich an: „Da allen Anzeichen nach genau darauf geachtet wurde, dass niemand verletzt wird, ist er in meinen Augen ein Held. Jemand, der fähig war, als Erster zu starten, jemand, dem es reicht und dessen Beispiel man folgen muss.“ Die Leiter der Organisation gaben in der Facebook-Gruppe ihren Sympathisanten die verdächtig anmutenden Tipps mit auf den Weg, eine Tasche mit „warmer Kleidung, Waschmittel, Unterwäsche, Bücher, Notizblock, Stift, Medikamente“ zur Hand zu haben, bequeme Schuhe zu tragen und in jedem Fall den „Kampfgenossen“ bescheid zu geben, wenn etwas mit ihnen geschehe.
Am Montagnachmittag hatte ein Sprecher des Nationalen Polizeipräsidiums gegenüber MTI mitgeteilt, dass sämtliche Absperrungen für den Verkehr wieder aufgehoben wurden. Zuvor waren die in unmittelbarer Nähe der Bank verkehrenden Straßenbahnlinie 14 und Buslinie 105 auf Schienenersatzfahrzeuge umgelegt beziehungsweise weiträumig umgeleitet worden.
Daniel Hirsch