Budapest hat bereits viele Rollen gespielt: Mal verkörperte die Stadt Rom, mal Paris, Moskau oder sogar Buenos Aires. Sie ist eine begabte Schauspielerin, und internationale Filmproduzenten wissen das zu schätzen. Doch in welchen Filmen versteckt sich in Wahrheit Budapest hinter der Kulisse? Wir haben genauer hingeschaut.
Die Budapester müssen nicht schlecht gestaunt haben, als sie plötzlich Palmen in den Straßen ihrer Stadt entdeckten. Im Jahr 1996 wurde die Geografie auf den Kopf gestellt: Budapest lag nun nicht mehr in Ungarn, sondern in Südamerika, Argentinien. Für die Verfilmung von Andrew Lloyd Webbers Musical „Evita“ mit Madonna in der Hauptrolle der Eva Perón wählte man die ungarische Hauptstadt als Drehort. Angeblich sah Budapest 1996 noch immer so aus wie die argentinische Hauptstadt in den 50er Jahren – im Gegensatz zum echten Buenos Aires. Vielleicht spielten auch die ungarischen Wurzeln von Produzent Andrew G. Vajna eine Rolle. Somit konnte sich die Stadt einige Wochen im Scheinwerferlicht der internationalen Aufmerksamkeit sonnen, und für die lokale Filmindustrie war das Ganze ein absoluter Erfolg.
Ungarn hat eine lange cineastische Tradition und brachte berühmte Persönlichkeiten wie Adolph Zukor (Gründer von Paramount Pictures), Alexander Korda (Gründer von London Films) und Michael Curtiz („Casablanca“) hervor. Doch das ist nicht der Grund, weshalb Budapest international als Drehort so beliebt ist, sondern – wie immer – das schnöde Geld. Filmproduktionen in Ungarn sind wesentlich preiswerter, aufgrund der niedrigeren Löhne für Filmcrews und der schwachen Landeswährung. Dazu kommen explizite Steuervergünstigungen für ausländische Produktionen in Ungarn. 2003 wurde ein Gesetz erlassen, nachdem 20 Prozent der Kosten zurückerstattet werden können, soweit bei der Produktion auch ungarische Ressourcen genutzt werden. Nach einer Abwandlung des Gesetzes 2008 können sogar bis zu 25 Prozent erstattet werden. Allerdings müssen die Filmproduktionen einen „Kulturtest“ bestehen, um diese Förderung zu erhalten. Die ungarische Filmwirtschaft wurde durch das Gesetz ordentlich angekurbelt. Zu dieser Zeit entstand auch der moderne Filmstudio-Komplex „Korda Studios“. Bis 2009 stiegen die Einnahmen durch ausländische Filmproduktionen in Ungarn um mehr als das Zehnfache, auf 126 Millionen Euro.
Eine lange Liste
Viele international sehr erfolgreiche Filme mit großen Stars wurden in Budapest gedreht. Interessant ist, wie viele von ihnen gar nicht in Budapest spielen. Die ungarische Hauptstadt fungierte als Double nicht nur für Buenos Aires in „Evita“, sondern noch für eine ganze Reihe weiterer Großstädte. Hier eine kleine Auswahl:
- Paris, im Gesellschaftsdrama „Bel Ami“. Twilight-Star Robert Pattinson versetzte die Fans am Filmset mit ein paar Brocken Ungarisch in schiere Ekstase. Gedreht wurde unter anderem auf der Andrássy út und im New York Café.
-München, im gleichnamigen Film von Steven Spielberg. Das Olympiastadion in München entpuppt sich in Wahrheit als das Puskás Ferenc Stadion in Budapest.
- Rom im 15. Jahrhundert, in der US-Serie „Die Borgias“. Die italienische Hauptstadt und den Garten des Vatikans als Kulisse nachzubauen, war immer noch günstiger, als im echten Rom zu drehen.
-Moskau, in gleich mehreren Actionfilmen wie „Red Heat“ mit Arnold Schwarzenegger oder „Stirb langsam 5 – Ein guter Tag zum Sterben“ mit Bruce Willis.
Darüber hinaus ist Budapest offenbar geradezu die Idealbesetzung für Historie oder Fantasy. So verwandelte sich die Stadt und seine Umgebung auch bereits in das mittelalterliche Süddeutschland (im deutschen TV-Dreiteiler „Die Wanderhure“) oder England (in den Ken Follett-Verfilmungen „Die Säulen der Erde“ und „Die Tore der Welt“). Und auch als düstere Kulisse für Vampire, Werwölfe und Kreaturen aus der Hölle, wie in „Underworld“ oder „Hellboy 2“, macht Budapest eine gute Figur.
Für Schlagzeilen sorgte zuletzt Brad Pitt während seines Drehs für den Zombie-Blockbuster „World War Z“: Eine ungarische Anti-Terror-Einheit stürmte ein Lagerhaus, in dem Waffen lagerten, die als Filmrequisiten genutzt wurden. Offenbar hatte man bei der Einfuhr die Behörden nicht ausreichend informiert, und zu allem Überfluss waren die Scharfschützengewehre und Handfeuerwaffen auch noch allesamt funktionstüchtig.
„Ist das nicht Budapest?“
Es lohnt sich also, im Kino mal genauer hinzuschauen – vielleicht wurde der Film ja in Budapest produziert. Etwas leichter mit dem Wiedererkennen hat man es bei den zahlreichen Musikvideos, die in der Stadt gedreht wurden, da sie ganz offen die Sehenswürdigkeiten Budapests für sich nutzen. Die Sängerin Selena Gomez beispielsweise genießt für ihr Video zu „Round and Round“ den Ausblick von der Terrasse der Budaer Burg auf das Parlament, fährt Vespa an der Donau-Promenade und trinkt Tee im Säulengang der Fischerbastei, die ja eigentlich kein Café ist, macht aber nichts. Katy Perry hingegen sprüht in „Firework“ unter anderem Funken auf der Széchenyi Brücke und im Innenhof des Burgpalastes.
Doch vor allem bei deutschen Musikern ist Budapest beliebt: Sängerin Mell von Groove Coverage liegt schlafend auf dem Hösők tere im Video zu „Moonlight Shadow“, Sarah Connor versendet Liebesgrüße am Keleti Bahnhof in „From Sarah with Love“. Und Clueso singt sein Lied „Mitnehm“ vom Dach der Raiffeisen-Bank in der Nähe des Nyugati Bahnhofs (dieselbe Stelle nutzte auch Selena Gomez), im Szimpla Kert und in der Budapester U-Bahn.
Bei so viel Star-Besuch ist eigentlich kein Wunder, dass die New York Times Budapest 2010 als „Hollywood an der Donau“ bezeichnete.
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