Budapest ist immer ein Erlebnis – egal, ob man nur für ein Wochenende in der Stadt an der Donau weilt oder man hier seinen Sommerurlaub verbringt. Doch wie steht es um Ausländer, die hier leben? Wie erleben sie die Stadt, und was ist das, was Budapest so lebenswert macht? Lesen Sie in diesem Teil was zu tun ist, wenn man der Lebhaftigkeit der Stadt entkommen möchte, wenn man Ruhe und Ausgleich sucht.
Der 34-jährige Wahl-Budapester Zsombor Barta weiß, wie man nur wenige Kilometer von der Innenstadt abschalten kann – und das bei wunderschöner Aussicht.
Es kostet wenig bis nichts, ist Jahreszeiten-unabhängig und hält auch Unsportliche fit: Wandern hat sein Image als uncoole Freizeitbeschäftigung abgelegt, längst zieht es auch junge Leute in die Natur – und sogar Promis: „Ich bin beim Wandern schon Sängern, Schauspielern und Politikern begegnet – ja, einmal sogar einer angeleinten Katze, welche ihr Frauchen Gassi führte“, erzählt Zsombor lachend. Seit 2007 lebt und arbeitet der Umweltberater in Budapest. Als zehnjähriger Junge verließ er Ungarn und besuchte das deutsch-ungarische Internat Kastl in der Oberpfalz. Anschließend studierte Zsombor Diplom-Geographie in Regensburg. Nach dem Studium zog es ihn jedoch wieder nach Ungarn. Die Budaer Berge bieten seiner Meinung nach etliche Möglichkeiten, der Wanderlust nachzukommen. „Ich bin schon immer gern raus in die Natur gegangen“, erzählt Zsombor. „Im Internat sind wir mit meinen Schulfreunden oft im Tal spazieren gegangen, um frische Luft zu schnappen – und lausbübische Streiche zu spielen“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Auch während der Studienzeit war der Großgewachsene gern im Grünen unterwegs, oft auch zwangsweise: „Fächer wie Geologie und Botanik verlangten, dass man lernte, Pflanzen zu bestimmen und über die Gesteinszusammensetzung von Gebirgen Bescheid zu wissen.“ Auch heute führt Zsombor oft der Beruf in die Natur, wenn er beispielsweise Bodenproben nehmen muss. „Für mich ist das aber kein notwendiges Übel, sondern eine willkommene Abwechslung von Beton und Straßenlärm“, sagt Zsombor.
Neue Perspektiven über Budapest
Die Budaer Berge liegen im Westen von Budapest und bestehen aus Kalkstein und Dolomit. Egal, ob die Lust nach einem einfachen Spaziergang steht oder eine abenteuerliche Wandertour geplant ist: Das Gebirge bietet für jeden Geschmack die entsprechende Route. „Die Wanderwege sind gut ausgebaut und beschildert“, berichtet Zsombor. „Auch wer einfach drauflos marschiert, kann einen tollen Ausflug erleben.“
Eine Tour, die Zsombor besonders empfehlen kann, führt vom Apáthy Szikla im zweiten Bezirk zum Árpád Kilátó. Der 242 Meter hohe Apáthy Fels erlaubt einen herrlichen Ausblick über Hűvösvölgy, einen hübschen Stadtteil des zweiten Bezirks, der sich an die Budaer Berge schmiegt. „Wenn man sich an der Aussicht satt gesehen hat, sollte man seinem Instinkt folgen – oder einen der anderen Ausflügler fragen – um den kurzen Weg vom Felsen hin zum Árpád Aussichtspunkt zu bestreiten“, rät Zsombor. „Der schöne Spaziergang führt etwas durch den flachen Wald und circa einen Kilometer leicht bergauf. Oben angekommen, bietet sich ein guter Ausblick auf die Donau und die Margit Sziget.“
Neues entdecken und Traditionelles genießen
Wer sich eine neue Perspektive auf Budapest wünscht, dem empfiehlt Zsombor eine kleine Wanderung zum Tündér Szikla, dem Feen-Felsen. „Dieser Ort am Fuße des Jánoshegy ist weniger bekannt, aber definitiv einen Ausflug wert“, findet Zsombor. „Einen Ausblick wie hier hat man sonst nie über die Stadt – dabei ist man ihr so nah.“ Der Fels befindet sich im Stadtteil Zugliget im 12. Bezirk Budapests und ist mit dem Bus einfach zu erreichen. Wer im Anschluss auch noch den János Berg erkunden möchte, der sollte den Sessellift (Libegő) als Transportmittel in Betracht ziehen (täglich zwischen 10 und 15:30 Uhr).
Um eines der positiven Überbleibsel aus Ungarns sozialistischer Vergangenheit zu besichtigen, ist die Kindereisenbahn (Gyermekvasút) eine beliebte Wahl. Die Bahn, deren Mitarbeiter bis auf den Zugführer im Kindesalter sind, wackelt ab der Hűvösvölgyer Endhaltestelle der Tram Nummer 61 gemütlich in die Berglandschaft hinein. „Eine beliebte Strecke führt zum Jánoshegy, dem János-Berg, der auch eine Haltestelle des Gyermekvasút ist“, erzählt Zsombor. „Von dort ist es ein kurzer aber schöner Weg zur Bergspitze, auf welcher der hübsche Aussichtsturm Erzsébet kilátó trohnt. Oben erwartet einen ein Panorama-Blick auf die umliegenden Berge und Wälder und das wunderschöne Budapest.“
Vor oder nach dem Ausflug empfiehlt es sich, die Lángos-Bude an der Hűvösvölgyer Endhaltestelle der Tram Nummer 61 zu testen. Auf authentisch-zünftige Art bereitet hier ein bärtiger Ungar seit Jahren die traditionelle Brotspezialität zu. Und welchen Belag empfiehlt Zsombor für den Lángos? „Natürlich saure Sahne, Käse und Knoblauch. Nach einer Wanderung gibt’s nichts Besseres!”
Lisa Weil