„Lachen hilft Heilen“ ist die Devise, nach der Albert Royaards lebt und arbeitet. Der promovierte Jurist gründete vor zehn Jahren gemeinsam mit Gräfin Éva Csáky Bornemisza die Stiftung „Smiling Hospital“, und beide sind seitdem aus dem Leben vieler kranker Kinder kaum noch wegzudenken. Doch wie kam ein Holländer, ein stolzer „Dutchman“, wie er selbst von sich sagt, nach Budapest?
Bereits 1996 kam Dr. Royaards nach Budapest. „Zuvor habe ich mit meiner Frau und unseren sechs Kindern beinahe 20 Jahre in Singapur gelebt“, erzählt er. Der Umzug nach Europa wurde notwendig, weil die Kinder ihr Studium hier begannen. Während er in Singapur als Finanzberater tätig war, wollte er sich zurück in der Heimat mehr im wohltätigen Bereich engagieren: „Allerdings wollte ich mehr tun, als nur an Boardmeetings teilzunehmen und Golf zu spielen“, sagt er lächelnd.
Helfen, wo Hilfe gebraucht wird
Doch wie sich schnell herausstellte, war der Bedarf an Hilfe in Holland nicht annähernd so groß, als dass Albert Royaards darin eine Herausforderung gesehen hätte, „also suchte ich nach einer Region in Europa, in der es eine klare Nachfrage nach Wohltätigkeit gibt und die nicht allzu weit von meinen Kindern entfernt ist.“ Also machte sich der Weltenbummler auf den Weg und besuchte 17 ostmitteleuropäische Staaten, um seine zukünftige Wirkungsstätte zu finden. In Budapest angelangt, verliebte er sich sofort in die Stadt und vor allem in die Donau. Bis heute hält diese Liebe an: „Jedes Mal, wenn ich über eine Brücke gehe, fühle ich dieses inspirierende Gefühl für Herz und Seele.“
Obwohl dies die Entscheidung für Ungarn endgültig machte, war dies keineswegs die erste Begegnung Royaards mit den Magyaren: „1956, ich war 13 Jahre alt, hörte ich von den Aufständen im Land. Kinder und Jugendliche stellten sich damals gegen die Panzer, und dies berührte mich sehr. Bis heute verspüre ich großen Respekt gegenüber den Ungarn.“ Doch auch als junger Student brachte der Zufall Royaards wieder in Kontakt mit der ungarischen Kultur: „In den traditionellen holländischen Universitäten gibt es Studentenorchester, die seit Jahrhunderten Zigeunermusik spielen.“ Auch deswegen zog es ihn nach Ungarn, aus Nostalgie. Einmal hier angelangt verpuffte der Zauber schnell, die Realität holte ihn ein. Doch trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – ist er gekommen, um zu bleiben.
Viel zu bieten
„Ungarn hat viel zu bieten, die Bewohner sind freundlich und warmherzig, und die Küche, die Weine und die Natur sind fantastisch und ein wunderbares Erlebnis für jedermann“, schwärmt Royaards. Leider gäbe es aber ein sehr negatives Ungarn-Bild außerhalb des Landes, zu dem vor allem der hohe Grad an Korruption beiträgt. Trotzdem weiß Albert Royaards um die Vorteile des Landes und gibt die Hoffnung nicht auf: „Ich bin mir sicher, dass mit einer ehrlichen und guten Regierung und einem entschlossenen Kampf gegen die Korruption, Ungarn in maximal 50 Jahren die neue Schweiz sein könnte.“ Als Außenstehender, der seit fast 20 Jahren hier lebt, hat der Jurist einen ganz eigenen Blick auf das Land entwickelt: „Die Regierungen haben sich aus meiner Sicht nicht zum Besseren verändert. 1996, als ich herkam, sah ich nur ganz vereinzelt Obdachlose auf der Straße. Heute ist die Armut leider allgegenwärtig, und das sagt mir, dass das Land die falsche Richtung eingeschlagen hat.“
Verbunden im Wunsch, Gutes zu tun
Doch meidet Royaards die Politik. Viel mehr interessiert ihn das Vorankommen und Wachsen seiner Stiftung. Er erinnert sich noch, wie alles begann: „Nachdem meine ursprüngliche Idee, in Ungarn einen Dienstleister für Finanzberatung aufzubauen, nicht so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt hatte, beschloss ich, den Wunsch nach Einkommen aufzugeben und nur noch wohltätig aktiv zu sein. Ich wollte immer schon Kindern helfen, ich bin ja selbst Vater von sechs.“ Eine persönliche Erfahrung war letztlich ausschlaggebend für sein Engagement mit kranken Kindern: „1974, als wir noch in Asien lebten, wurde bei einem meiner Kinder Diabetes diagnostiziert – mit nicht einmal einem Jahr. Mehrere Monate wussten die asiatischen Ärzte nicht recht etwas mit ihm anzufangen und sein Leben stand auf Messers Schneide.“ Als letzte Hoffnung rief Albert Royaards seinen Vater an, der selbst 25 Jahre als Allgemeinmediziner tätig war. Dieser setzte sich sofort ins Flugzeug und machte sich auf den Weg zu seinem kranken Enkel. In Asien angekommen beugte er sich über dessen Bettchen, atmete tief ein und erklärte: „Das Kind hat Diabetes.“ Die Krankheit seines Sohnes gab Royaards letztlich das Gefühl, etwas für diejenigen tun zu wollen, denen es nicht gut geht.
Etwa um die Jahrtausendwende lernten Dr. Royaards und Gräfin Éva Csáky Bornemisza sich kennen. „In ihr fand ich eine Seelenverwandte“, wie er heute sagt. Denn auch die Gräfin hatte es sich zum Ziel gesetzt, Kindern in Krankenhäusern zu helfen. Seitdem teilen sie sich die Arbeit, die Gräfin wurde offizielle Gründerin der Stiftung, Royaards Vorstandsvorsitzender, und sie arbeiten Hand in Hand. „Wir konzentrieren uns auf Kinder in Krankenhäusern und die Arbeit mit allen möglichen Künstlern wie Musikern, Magiern, Geschichtenerzählern und Puppenspielern.“ Wie gut dies funktioniert, zeigen die Zahlen: In mehr als 20 Krankenhäusern des Landes sind die „Lächelnden Ärzte“ aktiv. Bei der Arbeit helfen ihnen etwa 400 Freiwillige.
Transparenz enorm wichtig
Und noch eine Aktion hilft dabei, das Umfeld von Kindern in Krankenhäusern in ein „lächelndes“ zu verwandeln: Durch die Unterstützung verschiedener Firmen werden die Wände und Flure der Kinderstation mit freundlichen Bildern aus Märchen und anderen Geschichten bemalt. Die Firmen senden Teams von zehn bis 20 Freiwilligen unter der jeweiligen Richtlinie für Kundendienstberater zu einem Krankenhaus, wo sie von Künstlern der Stiftung beim Malen angeleitet werden. Die Aktion scheint allen großen Spaß zu machen, und am Ende bieten die Bilder eine wunderbare Ablenkung für die Kinder.
Generell gilt bei der Stiftung Smiling Hospital: Schlanke Strukturen und absolute Transparenz. „Wir müssen sehr vorsichtig mit den Spendengeldern umgehen.“ Deswegen kontrolliert ein Buchhalter strengstens alle finanziellen Angelegenheiten, der Vorstandsvorsitzende nimmt täglich Durchsichten vor, und die Bücher werden einmal jährlich durch die Consulting-Firma PwC Hungary überprüft. „Dies ist gesetzlich zwar nicht gefordert, aber uns ist finanzielle Transparenz enorm wichtig, und es verleiht uns zusätzliche Glaubwürdigkeit.“ Dank der freundlichen Unterstützung durch die PwC Hungary fallen dafür keine Kosten an, sie übernimmt dies pro bono. Trotz aller Bemühungen um Transparenz ist es wohl vor allem Dr. Royaards einnehmendem und freundlichem Wesen zu verdanken, dass die Stiftung Smiling Hospital wächst und gedeiht. Ein Erfolg, den der unermüdliche Holländer hoffentlich noch lange fortsetzen kann.