Laut dem Portal brtdata.org haben es bereits 163 Städte weltweit implementiert, fast 29 Millionen Passagiere täglich würden es dort als günstige, nachhaltige urbane Verkehrslösung nutzen. Die Rede ist von Bus Rapid Transit (BRT)-Systemen, wie sie in Europa bereits in Frankreich, Tschechien, Italien, der Türkei sowie Deutschland (Essen, Hamburg und Oberhausen) genutzt werden. Auf der TEDx-Konferenz in Budapest Ende September stellte der junge ungarische Designer Péter Váradi seine Entwürfe für ein BRT-System vor, das auch den Budapester öffentlichen Verkehr verbessern könnte, das Interesse daran scheint nun zu wachsen.
Der BRT soll günstiger als die Metro und schneller als die Straßenbahn sein, trotzdem nutzen ihn nur relativ wenige Großstädte. Das schnellere Vorankommen wird durch eigene Busspuren erreicht, in denen mehrere solcher Fahrzeuge aufeinander folgen, womit theoretisch nicht nur ein höherer Verkehrsfluss beziehungsweise eine höhere Fahrtfrequenz, sondern auch eine deutlich verbesserte Pünktlichkeit erreicht wird. Auch für die Budapester ist natürlich eine eigene Busspur nichts Neues, beim BRT ist diese jedoch in der Mitte der Straße und wird mit einem entsprechenden elektronischen Verkehrsleitsystem an der Ampel bevorzugt behandelt. Laut einem hvg-Bericht vom 15. Oktober kostet eine solche Schnellbus-Lösung gerade einmal ein Fünftel eines Straßenbahn- und sogar nur ein Fünfundzwanzigstel eines Metro-Systems. „Die Oberhäupter der Großstädte unseres Kontinents betrachten jede verkehrstechnische Neuerung als Prestigeprojekt, in das kein „einfacher Bus“ hineinpasst, daher bleiben sie bei den bewährten Metros und Straßenbahnen“, sagte Várdai damals gegenüber dem Blatt. In Budapest sei angesichts der pikanten Situation mit der Metrolinie 4 die Ausganslage besonders schwierig, es sei wohl vorerst nicht mit der Verkündung von Plänen zur Errichtung eines neuen Systems zu rechnen.
Dennoch ist Váradi zuversichtlich, Budapest habe bereits erste Anzeichen der Offenheit gezeigt, schließlich seien etwa die Schienen und Haltestellen der 4er-/6er-Straßenbahn auf dem Körút genauso in der Straßenmitte platziert, auf der Buslinie 7 seien ebenso eigene Busspuren angelegt, die laut den ursprünglichen Plänen am Ferenciek Tere sogar in der Mitte der Fahrbahn landen sollten. Die vom Designer entworfenen 24 Meter langen BRT-Fahrzeuge sind hochmodern und elegant anzusehen. Die doppelgelenkigen Busse bieten 236 Passagieren Platz, die über zwei Meter breiten Niedrigflur-Türen ermöglichen einen bequemen Einstieg. In der Mitte der Fahrzeuge soll sich eine Fläche befinden, in der Fahrräder oder größere Gepäckstücke gelagert werden können, über eine im Boden installierte Energie-Anlage könnte während der Fahrt allein durch die Bewegungen der Passagiere der Akkumulator des Busses geladen werden.
Die Entwürfe, die im Rahmen seiner Diplomarbeit entstanden, haben nicht nur eine fachliche Diskussion entfacht, was ihn sehr freue, sondern auch in der Tat das Interesse der Budapester Verkehrsbetriebe (BKV) geweckt, sagte Váradi auf Nachfrage der Budapester Zeitung am Montag; doch da es sich noch um laufende Vorgänge handele, wolle er nicht mehr dazu verraten. „In Nantes hätte eine sieben Kilometer lange Straßenbahnstrecke inklusive Fahrzeug 22 Millionen Euro gekostet, daher entschied man sich lieber für die 7,5 Millionen teure Schnellbus-Lösung“, so der Designer. „In Ungarn würde der Grundpreis für einen BRT-Bus 100-150 Millionen Forint betragen, daher halte ich das System absolut für umsetzbar“, erklärte Váradi, „auch in Budapest hätte man sich statt der Metro für den BRT entscheiden können.“ Als Beispiel für den Verbesserungsbedarf des öffentlichen Verkehrs, der nicht über die herkömmlichen Busse, die Straßenbahn oder Metro erfolgen könne, nannte er die Strecke zwischen Ferenciek tere und dem Ostbahnhof: „Dort gibt es sehr oft Stau, auch ohne die aktuellen Bauarbeiten am Ferenciek tere. Das müsste man dringend optimieren – zum Beispiel mit einem BRT.“
Váradi ist eine Art Spezialist, wenn es um Entwürfe geht: Neben Möbel- und Filmdesigns (für die Sets der in Budapest und Etyek gefilmten US-Serie „The Borgias“) war er 2009 im Rahmen eines Projektes für Mercedes und 2011 für den deutschen Bushersteller Setra tätig.