Die bekannteste Kirche der Hauptstadt erstrahlt wieder in früherer Schönheit: Vorvergangenen Freitag wurden die 2006 begonnenen umfassenden Renovierungsarbeiten an der Matthiaskirche beendet. Unter anderem wurden dabei 600 Quadratmeter Fläche mit Wandbildern und 6.000 Quadratmeter Steinverkleidung im Glockenturm erneuert sowie 138 Türen und 291 Fenster ausgetauscht. Zudem wurden alleine auf dem Dach 250.000 Kacheln aus dem Hause Zsolnay befestigt. Am Sonntag wurde die Matthiaskirche – offiziell eigentlich Liebfrauenkirche, aufgrund der Krönungen von etwa Kaiser Franz Josef auch „Krönungskirche“ genannt – mit einem Gottesdienst des Erzbischofs von Esztergom-Budapest, Péter Erdő, gesegnet, auch die höchsten Regierungsvertreter und das Stadtoberhaupt waren zugegen.
Bereits im Mai 1999 hatte die erste Orbán-Regierung beschlossen, die Kirche aus dem staatlichen wieder in kirchlichen Besitz zurückzugeben. 2004 begannen unter der ersten Gyurcsány-Regierung die Planungen zur Restauration der 1269 von König Béla IV. für die deutschen Einwohner von Buda erbauten Kirche, 2006 wurden diese schließlich begonnen. Ihr Name soll übrigens auf den berühmten ungarischen König Matthias Corvinus zurückgehen, der sie 1470 um einen fünfgeschossigen Turm und ein königliches Oratorium erweitern ließ. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie schwer beschädigt, doch zwischen 1950 und 1960 gemäß den Originalplänen des Architekten Frigyes Schulek, der dem Gebäude mit seinen Umbauten und Erweiterungen zwischen 1873 und 1896 das heutige gotische Aussehen verpasste, wieder aufgebaut. 1987 wurde die Kirche zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Mit Abschluss der aktuellen Renovierung wurde optisch wieder an die alte königliche Zeit angeschlossen.
Die Arbeiten haben rund 9,4 Mrd. Forint gekostet, deren Hälfte die bürgerlich-christliche Regierung trug. Der für das Gotteshaus verantwortliche Pfarrer László Süllei sagte auf einer Pressekonferenz am vergangenen Freitag, dass es sowohl persönliche als auch historische Werte in sich trage, daher sei es so wichtig, dass es wieder im alten Licht erstrahle. „Ohne den Glauben der Menschen ist die Kirche nur ein Museum, nur dank den Gläubigen wird sie zu einem sakralen Ort“, fügte er hinzu.
Am Sonntag wurde zur offiziellen Einweihung des Gebäudes ein Gottesdienst abgehalten, bei dem nicht nur Kardinal Péter Erdő seinen Segen erteilte, sondern auch der für Kultur verantwortliche Staatsekretär János Halász eine Rede hielt und einige beeindruckende Zahlen verriet: Alleine im Rahmen der Innenarbeiten wurden 600 Quadratmeter Fläche mit Wandbildern, 11.000 Quadratmeter Ziermalereien und 1.780 Quadratmeter Deckenverkleidung erneuert. Zudem wurden insgesamt 138 Türen und 291 Fenster ausgetauscht sowie elf Krönungsflaggen restauriert. Im Glockenturm erneuerte man 6.000 Quadratmeter Steinverkleidung, auf dem Dach wurden auf 2.500 Quadratmeter Fläche 250.000(!) Kacheln aus dem Hause Zsolnay in Pécs und 1.500 Quadratmeter Kupferblech befestigt. Zudem wurden zahlreiche steingemeißelte Figuren im Außenbereich renoviert. Die Arbeiten, für die insgesamt 2.300 Kubikmeter Erde abgetragen werden mussten, führte ein aus der Reneszánsz Kőfaragó Zrt. und der Magyar Építő Zrt. bestehendes Konsortium aus.
„Wir sind verantwortlich dafür, wie wir mit unserer Zeit umgehen und wem oder was wir unser Bestes zukommen lassen“, sagte Bischof Erdő in seiner Rede. Er hob hervor, dass einige eher ihr Geld, andere eher ihre Zeit, Arbeitskraft oder Freude aufbieten könnten. Mit den Worten „Mit feierlicher Freude segnen wir diese rundum erneuerte, wunderbare Kirche; mit gläubiger Ehrfurcht sprechen wir den neuen Altar selig, der wahrlich dem heutigen liturgischen Gemeindeleben gerecht wird“, segnete Erdő das Gebäude und den komplett erneuerten Hauptaltar, in dem gemäß der Liturgie die Reliquien des Heiligen St. Stephan, Königin Gizella, Prinz St. Emmerich und der beiden Budaer Bischöfe St. Gellért und St. Adalbert platziert wurden.
Bei der feierlichen Messe waren unter anderem Staatspräsident János Áder mit seiner Eherfrau, Ministerpräsident Viktor Orbán mit Gattin, die ehemaligen Regierungschefs Péter Boross und Péter Medgyessy, Fidesz-Fraktionschef Antal Rogán, sein KDNP-Amtskollege Péter Harrach, Budapests Oberbürgermeister István Tarlós sowie die Erzherzoge György und Mihály Habsburg anwesend.