Im Juli beschloss die Regierung die Errichtung eines sogenannten Museumsviertels im Stadtwäldchen: Die Neue Nationalgalerie, das Ludwig Museum, das Ungarische Volkskundemuseum, das Haus der Ungarischen Musik, das Ungarische Fotografiemuseum und das Ungarische Architekturmuseum sollen dort geballt eine neue Heimat finden. Vorvergangenen Donnerstag wurden die besten zwölf Vorschläge für die Platzierung der Gebäude präsentiert, die in die finale Umsetzung einfließen sollen.
Mal wieder handelt es sich um ein Megaprojekt der ungarischen Regierung, das angeblich „im Dienste der Gesellschaft, der Kultur und des Tourismus“ durchgeführt wird, wie der Tenor der offiziellen Erklärungen lautet. Auch der verantwortliche Regierungsbeauftragte, László Baán betonte bei der Verkündung der Ausschreibungsergebnisse, dass hier ein „komplexes Familien-Freizeitzentrum entstehen wird, das in Europa einzigartig ist.“ Doch es könnte leicht wieder passieren, dass die Verantwortlichen zu viel auf einmal wollen: Neben dem Umzug der genannten Museen sollen im Rahmen des großen „Liget Budapest“ („Park Budapest“)-Projektes im Stadtpark laut den prämierten Plänen auch noch der Zoo, das Verkehrsmuseum und der See erweitert sowie ein Wissenszentrum für Kinder und ein neues Zirkusgebäude inklusive eigener Tiefgarage errichtet werden. Und all das natürlich unter Berücksichtigung aller ökologischen Aspekte. Baán erinnerte denn auch an den Regierungsbeschluss, der eine „biologische Aktivierung des Parks“, also eine Erweiterung der Grünflächen als Ergebnis der Bauarbeiten vorsieht. Es ist also scheinbar nur der übliche Größenwahn, wie man ihn schon beim „Trauminsel“-Projekt oder beim „Walfisch“-Gebäude am Donauufer, das zwar mittlerweile fertig gestellt, aber immer noch nicht komplett vermietet wurde, beobachten konnte (die Budapester Zeitung berichtete über beide).
Bei der aus Museumsvertretern und den Architekten öffentlicher Institutionen bestehenden Jury waren bis Anfang September insgesamt 47 Bewerbungen eingegangen, die Ideen für die Platzierung der Gebäude im Park lieferten; nun wurden die 12 besten davon im Museum der Schönen Künste bekannt gegeben. Darunter befinden sich Entwürfe der Philaemon 2003 Kft., Triskell Épülettervező Kft., Kollektív Műterem Kft. oder Ádám Pásztor. Das Museum der Schönen Künste selbst hatte die Ausschreibung gestartet und ehrte die Arbeiten mit insgesamt rund 20 Mio. Forint, gestaffelt verteilt auf die aus drei Bewerbern bestehende Siegergruppe (je 3 Mio. Forint), die drei Zweitplatzierten (je 2 Mio. Forint), drei herausgehobene Arbeiten (je 1 Mio. Forint) und drei Einzelarbeiten (je 500.000 Forint). Mit inbegriffen ist auch das Exklusivrecht des Museums auf die Pläne.
Finanzierung weitgehend durch EU-Gelder
Das „Liget Budapest“-Projekt sieht eine komplexe Umgestaltung des über 200 Jahre alten Stadtparks vor, die von 2014 bis 2020 durchgeführt werden soll. Ende 2013 soll die endgültige Ausschreibung der Baupläne beginnen, nachdem mit der aktuellen Ausschreibung erste Ideen für die richtige Platzierung der Gebäude gesammelt wurden: So sollen etwa laut den Plänen der Philaemon 2003 Kft. das Fotografie- sowie das Architekturmuseum am südöstlichen Rand des Parks neben dem neugestalteten 56er-Platz und das Volkskundemuseum am nordwestlichen Rand unweit des Szechényi-Bades ihren Sitz haben. Zur Finanzierung des Liget-Projektes, dessen Kosten vergangene Woche noch nicht einmal ungefähr beziffert wurden, sollen mit dem ab 2014 beginnenden neuen Budgetzyklus der Europäischen Union vor allem Gelder aus Brüssel beitragen.
An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass neben beziehungsweise wegen den Plänen zur Weiterentwicklung des Stadtparks es dort auch „Opfer“ geben wird: Etwa wird das Bierzelt nahe dem Széchényi-Bad geschlossen, auf den Siegerplänen hat auch die beliebte „PeCsa“ (kurz für „Petőfi Csarnok“, die Petőfi-Konzert- und Veranstaltungshalle) keine Erwähnung mehr gefunden. Die Planer werden sich neben entsprechenden Protesten auch Fragen gefallen lassen müssen, ob eine dermaßen hohe Konzentration an Museen an einem einzigen Ort – auch aus Sicht der erschöpften Besucher – finanziell Sinn macht, und ob der Park eine solch geballte Ladung an Kultur ökologisch überhaupt verkraften kann.