Erzsébet Cseh ist ein Multitalent und scheint immer beschäftigt zu sein, denn neben ihrem Hauptberuf als Projektmanagerin für eine Außenstelle der Messe Düsseldorf und als Privatlehrerin für Deutsch, Englisch und Russisch hilft sie ihrer Schwester, die Töpferin ist, in Marketingfragen. Was bei ihren Tätigkeiten jedoch heraussticht, ist ihr ehrenamtliches Engagement beim Lions Club Thomas Mann und beim internationalen Frauenclub IWC Budapest, in denen sie sich stets für sozial Schwächere einsetzt.
Aufgewachsen ist Erzsébet Cseh im ungarischen Städtchen Mezötúr, wo sie schon früh daran gewöhnt wurde, anderen zu helfen. Sie half den älteren Mitgliedern ihrer Familie bei Alltagstätigkeiten wie Trinkwasser holen oder Gartenpflege, die Küche ihrer Tante hat sie schon als kleines Mädchen ganz alleine geputzt und bevor es zur Schule ging, wurde noch der Ofen geheizt. Sie erinnert sich daran, an Sonntagen vom Lärm auf der Straße geweckt worden zu sein, „da die Zigeunerin Ilona mit ihren zahlreichen Kindern vor unserem Haus auf Frühstück, warme Kleidung, Brot, Speck, Zucker und Mehl zum Mitnehmen gewartet hat.“ Die Hilfsbereitschaft ihrer Familie für die Roma ging sehr weit: „Im Sommer badeten meine Oma und meine Mutter Ilonas Kinder im Garten im großen Eimer. Unser Vater meinte, das sei schon zuviel des Guten, trotzdem brachte er Wasser vom Stadtbrunnen – Oma wärmte das Wasser und Mutter schrubbte die Romakinder.“ Später in der Schule war es für sie eine Selbstverständlichkeit, mit ihren Mitschülern die Gärten in Altenheimen zu pflegen und gern las sie in dort den Bewohnern aus ihren Lieblingsbüchern vor.
Putzen für Lenins Sowjetunion
Nach der Schule zog es die junge Abiturientin in die ehemalige Sowjetunion nach Kiew. Sie erinnert sich ungern an die sogenannten ehrenamtlichen Tätigkeiten zu dieser Zeit, welche den Freiwilligkeitscharakter von richterlich angeordneten Sozialstunden hatten. Beim kommunistischen Subbotnik und Voskresnik, einer unbezahlten Arbeitseinheit an Samstagen, mussten die Studenten beim „Feierlichen Wohnheimputzen“ mithelfen,welches – so muss Erzsébet Cseh gestehen – „das Wohnheim nicht wirklich schöner gemacht hat.“ Wirklich unangenehm ist ihr die ehrenamtliche kommunistische Pflichttätigkeit vor der Eröffnung der überdimensionalen Gedenkenstätte Rodina Mat (Heimatmutter) in Kiew, welche an den Sieg der sowjetischen Streitkräfte im Deutsch-Sowjetischen Krieg erinnert. Dort musste sie „bei eiskaltem Wetter im eiskalten Bauch des Riesendenkmals den langen Korridor mit einem Lappen und eiskaltem Wasser schrubben.“ Allzu gern denkt sie nicht mehr an die Zeit in Kiew, die sie jedoch trotzdem weitergebracht hat, denn dort lernte sie Russisch und festigte ihr Deutsch. Zurück in Ungarn arbeitet sie als Lehrerin und bringt ihren Schülern Fremdsprachen bei, oftmals auch gratis. Denn in besonderen Fällen, wenn Schüler besonders engagiert sind, drückt sie ein Auge zu und hilft ihnen ohne Bezahlung, ihrem Ziel näher zu kommen. Sie ist nicht bereit, auch in schwierigen Arbeitssituationen fleißige Schüler aufzugeben und beteuert „es gibt noch Schüler, die wissen, was sie wollen und bereit sind, für ihre Träume zu schwitzen.“
Heute blickt Erzsébet Cseh auf eine lange Zeit der karitativen Arbeit zurück. Vor 13 Jahren trat sie dem internationalen Frauenclub (International Women´s Club, IWC) in Budapest bei und war fasziniert von den vielen Möglichkeiten und unterschiedlichen Projekten, die dort in Angriff genommen wurden. Immer noch schwärmt sie von der Atmosphäre in diesem Verein: „Was für engagierte Frauen! Was für eine bunte Welt! Und was für Teamarbeit!“ Seit acht Jahren ist sie noch zusätzlich im deutschsprachigen Lions Club Thomas Mann aktiv, „wo“, so sagt Cseh, „ehrenamtliche Teamarbeit und gemütliches Beisammensein mein Leben noch mehr erfüllen.“ Bei diesen Vereinen hilft sie zahlreiche Projekte zu realisieren. Mit dem IWC unterstützt sie ein Zwei-Jahres-Projekt, bei dem ein Blindenführerhund erzogen wird (die BZ berichtete). Mit dem Lions Club ist sie ebenfalls sehr aktiv: „Wir verschenken vollgestopfte Schulranzen an etwa 60 Kinder im Jahr, pflanzen Obstbäume im Garten eines Krankenheimes, organisieren Lehrerweiterbildungen.“ (Die BZ berichtete.)
Kein Wunsch für sich selbst
Besonders wichtig sind ihr Kinder- und Behindertenfürsorgeorganisationen, so hilft sie mit bei einem Programm, in dem Kinder an Weihnachten auf kleine Herzchen ihre Wünsche schreiben dürfen und „diese“, so sagt Cseh, „werden von uns beim IWC erfüllt.“
Manchmal hört sie von ihren Freunden bezüglich ihres vollgestopften Kalenders: „Du bist doch verrückt.“ Und manchmal sagt sie zu sich selbst: „Erzsébet, du bist wirklich verrückt.“ Aber das stört sie nicht wirklich denn sie liebt ihre Arbeit und ihre Freunde und Familie helfen ihr dabei den stressigen Alltag zu bewältigen. Dass Erzsébet Cseh ein selbstloser Mensch ist, merkt man spätestens bei ihrer Antwort auf die Frage, was sie sich wünschen würde, wenn sie zu Weihnachten ein Herz zum Draufschreiben bekommen würde: „Eine große Keramikausstellung für meine superbegabte Zwillingschwester, Magi.“