Brunchen ist eine feine Sache, wenn da nicht die ständige Lauferei zwischen Tisch und Büfett wäre, was insbesondere, wenn man mit Kindern kommt, schnell auf Kosten des entspannten sonntäglichen Essens – eigentlich die Absicht dieses Konzeptes – gehen kann. Im Kempinski nahm man sich jetzt dieses Mankos an. Da weder das „B“ im Kunstwort Brunch für Büfett steht noch Büfetts zwangsläufig zu diesem Essen-Konzept gehören, wurde dieses Element kurzerhand entfernt. Sicherheitshalber wurde auch der Name des Ganzen geändert: der Sunday Brunch heißt hier Familientisch. Warum? Einfach, weil Familien hier mehr Zeit zusammen am Tisch verbringen können als bei herkömmlichen Brunchangeboten. Wir haben uns für Sie bei einem solchen Familientisch einmal umgesehen.
Die beruhigenden Klänge von Live Musik schweben über dem Gemurmel der Gäste. Das Restaurant ist gut besucht und während man eine unterschwellige Energie verspürt, ist die Stimmung trotzdem entspannt. Die Klientel variiert vom leger gekleideten Pärchen auf der Terrasse bis zur sonntäglich herausgeputzten Familie im Restaurant. Dialoge in Ungarisch, Englisch, Deutsch und sogar Russisch schwirren umher und erklären den Namen des ÉS Bisztró, das auf Deutsch „Und“ heißt und eine Philosophie des Brückenschlags verfolgt.
Die tiefere Idee hinter dem neuen Lunchkonzept ist es, Familien bei einer Auswahl von hausgemachten Gerichten zusammenzubringen und an eine Zeit zu erinnern, in der es noch üblich war, an Sonn- und Feiertagen festlich zusammen zu speisen. Während das Wort Brunch das Bild eines über mehrere Stunden aufgefüllten Büffets vermittelt, ist im Konzept des ÉS Bisztró etwas anderes vorgesehen: Außer der Dessert- und Salatbar gibt es keine Büfetts.
„Unsere Gäste können bequem sitzenbleiben, das Besorgen und Servieren der frisch zubereiteten Gerichte erledigen unsere Kellner“, erklärt Roland Holzer, Küchenchef und Initiator dieser speziellen Form des Brunches. „Am Anfang hatte diese Konzept unsere Gäste etwas verwirrt, vermissten sie doch die brunch-üblichen Büfetts“, sagt er. Jetzt würden insbesondere Familien den damit einhergehenden Entspannungseffekt sehr zu schätzen wissen. Erdacht wurde das Konzept für dieses besondere Mittagessen, ebenso wie für das ÉS Bisztró generell, von seinen Kollegen in Budapest. „Sicher sind auch einige Elemente von anderen Kempinski-Hotels mit eingeflossen, trotzdem gibt es dieses Konzept weltweit nur bei uns in Budapest.“
Das übersichtliche zweisprachige Menü in Englisch und Ungarisch gibt es zu einem Festpreis, für den man so viel essen kann, wie man möchte – ein zeitraubendes Analysieren, Auswählen, Diskutieren, Bestellen, Korrigieren etc. fällt also auch hier unter den (Familien-)Tisch. Das Menü beginnt mit einer auf einem kleinen Holzgestell servierten Platte ungarischer Fleischspezialitäten wie Gänseleber, begleitet von Aprikosen-Kompott und geräucherter Lachsforelle mit Meerrettich. „Wir benutzen hier insbesondere Zutaten aus Österreich und Ungarn. Wir haben etwa unseren eigenen Hersteller für Salami in Ungarn. Die Lachsforelle kommt aus Österreich.“ Tafelspitz, eine Kombination aus Rindfleisch, Knochenmark und Wurzelgemüse, bildet den zweiten Gang. Deutlich sind die Zutaten zu schmecken. „Wir haben gewisse Dinge aus unserer Küche verbannt,“ erklärt Holzer. Wir möchten, dass die Zutaten geschmacklich im Vordergrund stehen, deswegen halten wir uns beim Würzen der Gerichte zurück.“
Während Vorspeisenplatte und Suppe einheitlich sind, kann der Gast beim Hauptgericht wählen, allerdings – und auch hier steht das Bequemlichkeitsmotiv im Vordergrund – nur aus fünf Gerichten: Neben dem kinderfreundlichen und daher fixen Klassiker Wiener Schnitzel gibt es noch je ein Gericht vom Fisch, Geflügel und Rind, die allesamt in gusseisernen Pfannen serviert werden. Davon gut gesättigt, tut dann doch etwas Bewegung ganz gut und zwar in Richtung Dessertbüffet. Auch hier stehen Übersichtlichkeit und klassische Zubereitung im Vordergrund. Statt kompliziert zubereiteter Torten gibt es hier etwa einen schönen Pflaumenkuchen mit Streuseln vom Blech, statt Kompotten steht einfach eine große Schale mit Erdbeeren da.
Trotz ihres rustikalen Gepräges ist die Qualität der Gerichte von der Vorspeisenplatte bis zum Dessert natürlich – wie könnte es in diesen Mauern anders sein – hoch. Der Familientisch ist ideal für Familien oder Paare, die sich an einem Sonntag mal etwas Besonderes gönnen möchten und gerne einmal auf das Hin- und Hergelaufe zwischen Büfett und Tisch – was sich in Gesellschaft von Kindern gefühlsmäßig zu potenzieren scheint – verzichten können. Apropos Kinder: Auch hier ist an die Ruhe und Entspannung der Eltern gedacht. Gleich neben dem Eingang befindet sich eine Kinderbetreuung, bei der die Kinder nicht nur spielen, sondern auch kunsthandwerklich tätig werden können, während die Eltern in trauter Zweisamkeit am Familientisch den Rest des Mittags ungestört genießen können.
Das ÉS Bisztró öffnet seine Türen übrigens außerdem noch von Montag bis Freitag für Geschäftsessen. Gäste können sich für zwei Gänge aus der wöchentlichen Speisekarte entscheiden.
ÉS Bisztró
V. Deák Ferenc utca 12-14
Reservierung: (+36-1) 429-3390
www.esbisztro.hu
Family table:
12:00 bis 16:00 Uhr
Mittagstisch: Montag – Freitag 12:00 bis 15:00 Uhr
Preise:
Family table: 8.400 Ft Erwachsene / 4.200 Ft Kinder (6-12) / Kinder unter 6 Jahre essen kostenlos (alle Gänge, inklusive Getränke)
Mittagstisch: 5.980 HUF (inkl. 2 Gänge, Kaffee und kostenfreies Parken) / 4.980 Ft mit Mitgliedskarte ( siehe www.facebook.com/esbisztro)