Sicher ist für Mihály Patai, Präsident des Ungarischen Bankenverbandes, derzeit nur eins: Einen sogenannten Big Bang, also die von der Regierung angestrebte rasche Umwandlung von Devisen- in Forintkredite, darf es nicht geben, weil ihn das ungarische Bankensystem nicht ohne schwere Blessuren überstehen würde, aber auch einfach deshalb, weil es rein physisch schwer wäre, eine so große Menge an Devisen, die dafür nötig wäre, zeitnah zu beschaffen.
Immerhin geht es um ein Gesamtvolumen von etwa zwölf Milliarden CHF. Zum Vergleich: Die Devisenreserven der Ungarischen Nationalbank (MNB) liegen derzeit nach Patais Informationen bei etwa 34 Milliarden Euro und wären für solche Zwecke auch nur schwer verfügbar. Ein ehemaliger Finanzminister, der namentlich nicht genannt werden wollte, vertrat gegenüber der Budapester Zeitung sogar die Ansicht, bei der MNB würden derzeit nur 30 Milliarden Euro an Devisenreserven schlummern.
Auf jeden Fall sieht Patai für eine Lösung “auf einen Schlag” nicht die notwendigen Voraussetzungen. Stattdessen plädierte er am gestrigen Donnerstag in seinem Vortrag vor der Swisscham Hungary für eine zeitliche Streckung der Umwandlung. Patai bezeichnete mit Blick auf die durchschnittlichen Laufzeiten der Devisenkredite einen Zeitraum von zehn Jahren als realistisch, was deutlich von den Vorstellungen der Regierung abweicht. Ein Lichtblick sei immerhin, räumte er ein, dass sich Nationalbank-Präsident György Matolcsy inzwischen auch eher für eine langfristige Lösung einsetze und dies sogar öffentlich bekundet habe.
Aber selbst wenn sich Banken und Regierung vielleicht einmal bei einem für beide Seiten akzeptablen Zeitrahmen treffen sollten, wären die Probleme damit noch längst nicht vom Tisch. So wies der eingangs zitierte ehemalige Finanzminister darauf hin, dass auf Grund geltender Buchhaltungsbestimmungen in der Gegenwart bereits absehbare zukünftige finanzielle Belastungen sofort in den Bilanzen auftauchen müssen. Der Effekt, der mit der zeitlichen Streckung beabsichtigt sei, käme also zumindest rein buchhalterisch nicht zum Tragen.
Bisher ist allerdings noch nicht einmal sicher, ob es überhaupt einen Kompromiss geben wird. Von der Budapester Zeitung auf das Devisenkredit-Ultimatum der Regierung angesprochen, gab sich Patai gelassen: „Bis zum 1. November werden wir so weitermachen wie bisher und danach wird sich schon eine Lösung finden, nach dem 1. November folgt der 2., für uns wird das Leben auch danach schon irgendwie weitergehen.“ Auf eine weitere Nachfrage erklärte er, dass er in dem Ultimatum in erster Linie eine politische Maßnahme sehe, die weniger den Banken, als den Wählern gelte.
Ganz hoffnungslos sei die Lage aber auch nicht: „Es wird einen Kompromiss geben, wenn auch keinen offenen“, so Patai nach dem Vortrag unter vier Augen vielsagend, ohne sich verständlicherweise in weitere Details zu ergehen.