Dem im Netz „Lex Margitsziget“ genannten Gesetz zur Einverleibung der geographisch zum XIII. Bezirk gehörenden Margareteninsel durch die Stadtführung (die Budapester Zeitung berichtete) könnte das Gesetz „Lex Normafa“ folgen: Laut Regierung und dem Bürgermeister des XII. Bezirks, Zoltán Pokorni, sollen die umstrittenen Baupläne im Normafa, einem der letzten natürlichen Waldgebiete Budapests, in den Gesetzesstatus gehoben werden. Da die Pläne mal wieder unter weitestgehendem Ausschluss der Öffentlichkeit beschlossen wurden und die Bauarbeiten in einem Naturschutzgebiet stattfinden sollen, protestieren Opposition und Umweltschützer gleichermaßen.
Dabei ist die Weiterentwicklung des Normafa eigentlich ein alter Hut: Bereits vor dem Jahr 2000 soll Premier Viktor Orbán Pläne zur Erneuerung des Normafa gekannt haben, erklärte der für das sogenannte Normafa Park Projekt verantwortliche Regierungsbeauftragte Márton Vincze gegenüber Magyar Narancs noch Ende August. Von welcher Bedeutung der Ausbau des eigentlich unter Naturschutz stehenden Gebietes in den Budaer Bergen ist, zeigt sich auch daran, dass Innenminister Sándor Pintér persönlich Anfang des Monats einen Gesetzesvorschlag im Parlament einbrachte, der die Projektpläne zum Gesetz erklären soll.
Teure Investition
Konkret sehen die Pläne Folgendes vor: Die Ausbesserung der alten und drei bis vier neue Skipisten inklusive eines neuen Sessellifts, neue Laufstrecken und Spielplätze, eine Sommerrodelbahn, ein Freiluftfitnesspark, eine Skikanone, neben den sieben(!) bereits bestehenden Hotels eine neue Absteige, ein neues Restaurant, nahe der Anna-Kapelle eine zweite Kapelle und als Höhepunkt ein dreistöckiges Parkhaus mit etwa 1.000(!) Stellplätzen. Als Teil dieser Umgestaltung soll auch die Verkehrsordnung geändert und in Zusammenhang mit den Stellplätzen der öffentliche Verkehr Richtung Bergspitze gestärkt werden. Fünf Mrd. Forint sollen die Gesamtkosten betragen, laut Magyar Narancs sollen noch dieses Jahr 95, 2014 bereits 620 Mio. Forint investiert werden. Bis 2018 sollen die Bauarbeiten dauern.
Weite Teile des Normafa stehen unter Naturschutz beziehungsweise Landschaftsschutz, durch einen Trick scheint der verantwortliche Bezirksbürgermeister Pokorni dies bereits im April 2011 aber umgangen zu haben: Da der Normafa als traditionelles Skigebiet gilt, auf dem bereits vor über 100 Jahren Wintersport getrieben wurde, wurde er im Rahmen des Agglomerationsgesetzes kurzerhand zum „historischen Sportgebiet“ erklärt, informierte die Dialog für Ungarn-Abgeordnete Ágnes Somfalvai am Montag auf ihrem mágnes-Blog. Durch diese Kategorisierung werden Baumaßnahmen auf geschütztem Gebiet möglich – all dies natürlich nur „im Interesse des Wohlbefindens der Bürger, des Sports und Tourismus“, so der Tenor von Pintérs Gesetzesvorschlag. Daraus, dass tatsächlich Bäume gefällt werden und Natureingriffe erfolgen sollen, macht man erst gar kein Geheimnis: „Wir werden dort nicht wüten, höchstens alte Bäume in gefährlichem Zustand fällen. Aber auch nicht alle, manche werden angebunden“, erklärte Vincze gegenüber Magyar Narancs. Und auch Vize-Bezirksbürgermeister János Váczi beteuert in seinem Blog, dass nur „die alte Skipiste von Büschen und sonstigem Bewuchs gereinigt“ werden soll. Angesichts eines derartigen Großprojekts realitätsferne Behauptungen.
„Grüner“ Widerstand
Die ersten Proteste ließen nicht lange auf sich warten: Gemeinsam-Dialog nannte das Projekt auf dem meist schneefreien Normafa „sinnlos“ und forderte vergangene Woche auf ihrer Webseite den Erhalt „des letzten Waldes in Budapest“. „Gigantomane“ Projekte wie dieses brauche die Gegend nicht, schon gar nicht aus öffentlichen Geldern finanziert. Daneben sehen Ornithologen und Schmetterlingsexperten die Artenvielfalt durch die geplanten Baumaßnahmen ebenso bedroht wie Botaniker, Greenpeace und WWF Ungarn. Protestaktionen sind geplant, gegenüber Magyar Narancs hatte etwa ein Mitglied der bereits am Római-part aktiven Zivilorganisation „Védegylet“ („Schutzverband“) angekündigt: „Die Proteste für den Schutz der Bäume am Római-part sind nichts im Vergleich zu dem, was gegen die Investitionen im Normafa starten wird.“