Budapest ist immer ein Erlebnis – egal, ob man nur für ein Wochenende in der Stadt an der Donau ist oder man hier seinen Sommerurlaub verbringt. Doch wie steht es um Ausländer, die hier leben? Wie erleben sie die Stadt, und was ist das, was Budapest so lebenswert macht? Lesen Sie in diesem Teil die Sicht eines Straßenfotokünstlers.
Julian Montoni geht es wie vielen zugezogenen Ausländern: Der Chilene kam und blieb wegen der Liebe – zu einer Frau und zu dieser einmaligen Stadt. Julian ist Fotograf und findet seine Motive seit etwa eineinhalb Jahren zumeist auf den Straßen der Hauptstadt. Dank eines feinen Gespürs für Emotionen und schier unendlicher Geduld gelingt es ihm, ganz besondere Momente einzufangen. Dabei lernte er Budapest auf eine ganz eigene Weise kennen.
Außergewöhnliche Lieblingsplätze
Da sind beispielweise die Bahnhöfe: „Ich bin einfach nur fasziniert vom Keleti“, sagt Julian. Auf die Frage, was denn an dem wohl nur von den Wenigsten als angenehm empfundenen Bahnhof denn faszinierend sei, antwortet er mit leuchtenden Augen: „Menschen benehmen sich auf eine ganz bestimmte Art merkwürdig dort. So sind sie meist nervös und hektisch, um ihren Zug zu erreichen, auch wenn sie noch unheimlich viel Zeit haben. Oft kommt es auch vor, dass Passanten erst in die eine Richtung hetzen, nur um ein paar Augenblicke später in die entgegengesetzte Richtung zu eilen. Das Ganze hat eine tragikomische Atmosphäre.“ Normalerweise ist Julian zwischen den einzelnen Schauplätzen seiner Fotosuche mit seinem geliebten Campingrad unterwegs, aber an regnerischen Tagen setzt er sich auch gern in ein Café, „am liebsten mit großen Fenstern, damit ich sehe, was draußen passiert.“ So ist das Rózsavölgyi Zeneműbolt am Szervita tér einer seiner Lieblingsorte. Doch auch bei schlechtem Wetter lockt es den Fotografen auf die Straße: „Ich liebe die Donau und die Brücken. Am spannendsten ist es für mich, wenn das Wetter so schlecht ist, dass man das andere Ufer kaum sehen kann. Bei Regen und Schnee ist die Stadt für mich einfach wunderschön.“ Während andere sich bei solchem Wetter eher mit einer Tasse heißem Tee zu Hause in eine Decke kuscheln, sucht Julian neue Motive.
Egal, ob durch die Kamera oder mit bloßem Auge, Julian ist dem Reiz der Stadt erlegen. Dies liegt aber nicht nur an ihrer Schönheit, sondern auch an den Menschen hier: „Ich mag es, in Budapest zu fotografieren, denn ich muss nie Angst um meine Ausrüstung haben. Den ganzen Tag unterwegs sein mit dem kompletten Equipement, ohne Angst vor Diebstahl zu haben ist sehr hilfreich bei der Arbeit.“ Daneben sei es aber vor allem die Einstellung der Menschen ihm gegenüber, die ihm die Arbeit versüßen: „Hier in der Stadt sind die Leute einfach freundlich. Die wenigsten reagieren aggressiv auf die Kamera.“
Wer sich selbst einmal ein Bild von den Bildern des zugezogenen Chilenen machen möchte, kann dies ab Freitag, 20. September, im Egressy Gábor Szabadidőközpont tun. Dort sind Arbeiten des Straßenfotografen sowohl aus Budapest als auch aus seiner Zeit davor noch bis zum 24. Oktober zu sehen.
Ócsa, Bajcsy Zsilinszky utca 46-48
www.egressyszk.hu