Ihr Atelier in Budafok ist ein Ort der Farben und Leinwände, der Ideen und abstrakten Bilder. Mit den vielen schmalen Fenstern, welche den Blick auf die Donau ermöglichen, sind die Räume im obersten Stock des „art quarter budapest“ der perfekte Ort für eine freischaffende Malerin. Die berufliche Laufbahn von Christa Bartesch begann in ihrer Heimatstadt Münster, einer Studentenstadt in der sie auch an der Akademie der Bildenden Künste studierte und ihren Abschluss machte. Danach zog sie nach Berlin und arbeitete vier Jahre lang in ihrem eigenen Atelier. 1992 zog es sie nach Budapest und in ihr neues Studio auf der Hajógyári Sziget. Seitdem lebt und arbeitet sie in der ungarischen Hauptstadt, nur der Arbeitsplatz hat sich geändert, denn sie malt nun im „art quarter budapest“, einem Gebäudekomplex in der alten Haggenmacher Brauerei (die BZ berichtete). Die vielen, hellen und großzügigen Räumlichkeiten dort eignen sich hervorragend als Ateliers und bieten Künstlern aus aller Welt optimale Arbeitsbedingungen.
„Es wird auf sehr unterschiedliche Weise hier gearbeitet und allein die Anwesenheit so vieler verschiedener, guter Künstler hier im Haus wirkt sehr inspirierend. Man spürt das“ erzählt Christa Bartesch. Wenn man sie fragt, redet sie gern über ihre Arbeit, aber letztendlich, kann man ein Bild nur allein erfahren. Jeder Mensch hat eine andere Herangehensweise bei der Betrachtung von Kunstwerken. Assoziationen sind dabei individuell verschieden, genauso unterschiedlich wie die Bereitschaft, sich darauf einzulassen.
Die reine Visualität
Die Bilder, die Christa Bartesch ganz klassisch mit Ölfarbe auf die Leinwand bringt, sind nicht ganz einfach zu beschreiben. „eigentlich ist es unmöglich, denn alles liegt im Auge des Betrachters.“ Sie hat sich unter anderem „der Schule der Monochromie verschrieben, einer abstrakten Kunstrichtung, „…die auf der Philosophie von Minimalismus und auf der Ästhetik der Absenz basiert. In ihrer Malerei erscheint das monochrome Bild als pulsierende und optisch intensivierte Farbe. Ihre Malerei ist ein wichtiger Beitrag dazu, mehr sehen zu können als das materielle Element eines jeweiligen Bildes de facto geben kann“ wie es in einem Katalog heißt.
Die Künstlerin benutzt mehrere Farben, um einen „fiktiven Ort im Bild“ zu erschaffen. „Christa Bartesch arbeitet mit reiner Visualität, mit den reinsten künstlerischen Mitteln. Sie meidet in ihren Bildern jegliche Anekdotisierung, arbeitet ausschließlich mit den klarsten Grundsätzen und Mitteln der bildenden Kunst, mit den unerschöpflichen Möglichkeiten von Farbe und Form“ „Die Farbe gelten zu lassen ist ihre Prämisse. Durch sukzessive Übermalung sind noch die vorhergehenden Farben am Leben gehalten, aber entfernt, wie Gedächtnisschichten.“
„Als Betrachter ist es besonders wichtig, ein aufmerksames Auge zu haben und sich die Zeit zu nehmen, das Bild genau anzuschauen. Man muss sich schon ganz auf das Bilderlebnis einlassen, um feine Farbunterschiede zu erkennen und eine sich langsam einstellende Bewegung, ein Vibrieren im Bild wahrnehmen zu können“, so Bartesch. Außerdem betont sie die Wichtigkeit des Originals, denn eine „Reproduktion ist nur ein Hauch des Ursprünglichen – man muss das originale Bild erleben.“
Man könnte die Bilder vielleicht mit dem diffusen Zustand zwischen Traum und Erwachen vergleichen, in dem noch die Bilder aus der fiktiven Traumwelt fassbar sind, sich jedoch ganz langsam vom Nebulösen zu den klaren Konturen der Wirklichkeit hin verändern; in so einem Moment überlagert das unklare diffuse Bild noch das kristallklare, und es findet ein Orientieren statt, ein Übergang von einem unterbewussten in einen wissenden, erkennenden Geisteszustand.
Das Ganze sei ein wenig, wie „wenn die visuelle Wahrnehmung noch nicht vom Erkennen und Wissen gestört beziehungsweise beeinflusst ist“ so Bartesch.
Dieses „Nicht-Wissen“ hält Christa Bartesch bei der Bildbetrachtung für maßgeblich. Es ist die Voraussetzung für ein intensives Bilderlebnis. Sie ist fasziniert davon, wie Kinder die Welt sehen, ohne von den Dingen eine vorgefertigte Meinung zu haben. Kinder nehmen alles unmittelbar, meist vorurteilsfrei, ungefiltert wahr. Dem Erwachsenen steht bei der visuellen Wahrnehmung der Welt oft das Wissen und Erkennen im Weg. Man sollte wieder lernen, wie ein Kind zu sehen, um auch wieder in der Lage zu sein, die kleinen und großen visuellen Sensationen erkennen zu können.
Frei nach Schopenhauer sollte man sich vor einem Kunstwerk verhalten, wie vor einer hochgestellten Person: „Man ziehe den Hut und warte, bis man angeredet wird“.
Am Sonntag, dem 22. September, findet stadtweit die Veranstaltung „Offene Ateliers“ (Nyitott Mütermek, www.nyitottmutermek.hu) „statt, in dessen Rahmen jeder Interessierte die Möglichkeit hat, zwischen 10 Uhr und 15 Uhr auch das Atelier von Christa Bartesch zu besuchen. Sie wird persönlich anwesend sein.
Christa Bartesch gibt auch Malkurse für Anfänger und Fortgeschrittene, für Kinder und Erwachsene in ihrem Atelier.