Auch wenn viele den Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 für einen Fehler halten: Es lässt sich nicht leugnen, dass es eine der größten Errungenschaften des Abkommens war, ein eigenständiges Parlament in Budapest wiederherzustellen. Dieses erhielt die Befugnis, Gesetze bezüglich der Ländereien der Heiligen Ungarischen Stephanskrone zu erlassen. Einige Jahre später wurde die Ausschreibung zur Gestaltung des Parlamentsgebäudes verkündet, welches zum 1000. Jahrestag des Landes im Jahre 1896 fertiggestellt werden sollte. Doch es gibt Dinge, die sich niemals ändern: Aufgrund von Unstimmigkeiten in Bezug auf die Ausschreibung, Änderungen der Gestaltungspläne und Problemen während der Bauarbeiten wurde das Parlamentsgebäude erst 1904 fertiggestellt, nach 19 Jahren Arbeit. Merkwürdigerweise dauerte die Renovierung des Bauwerks noch länger. Tatsächlich wurde erst diesen Monat vor vier Jahren die 21 Jahre dauernde Generalüberholung des zur Donau weisenden Gebäudeteils abgeschlossen – der Rest soll zu einem zukünftigen Zeitpunkt renoviert werden. Heute kann man sich Budapest nicht ohne sein Parlament vorstellen, doch zur Jahrhundertwende war nicht jeder ein Fan: „Wenn es wahr ist, dass Architektur gefrorene Musik ist, dann ist unser Parlament die schlimmste Kakophonie, erzeugt von einer Kapelle mit einem unbeholfenen Dirigenten“, so Architekt János Bobula im Budapest Architectural Digest 1904.