Kompót, compote, Kompott, compota – die Bedeutung des Wortes variiert je nach Land und Sprache, bezieht sich aber immer auf gedämpftes, eingemachtes Obst beziehungsweise dessen Saft. Aber wie man es auch deutet, es bleibt ein Wort, das viel herumgekommen und leicht identifizierbar ist: Es weckt nostalgische Erinnerungen an Omas Nachtisch und an mit Birnen und Kirschen gefüllte Gläser auf Küchenregalen und in Vorratskammern.
Im Kompót Bisztró finden sich ebenfalls auf Regalen aneinandergereihte Einmachgläser, doch ist es ein völlig anderes Ambiente, das den Restaurantgast hier begrüßt: Es wirkt modern und geschäftig, im Hintergrund läuft unaufdringlich beschwingte Musik.
Viel lässt sich dabei zurückführen auf seine Lage im 8. Bezirk nahe der Metro-Station des Corvin-negyed, der einstmals zu den eher heruntergekommenen Gegenden der Innenstadt gehörte und nun einen großen, sich stets ausweitenden urbanen Komplex von Geschäften, Büros und Apartments beherbergt. Am Rand dieses Häuserviertels mit Blick auf die verwilderte Optik der Bar A liegt das Kompót mit seiner hellen Innenausstattung aus einfachen Holztischen, Bistrostühlen und dunklen Sofas.Fabrikbeleuchtung und blanke Backsteinwände sorgen derweil für interessante Kontraste.
Die Speisekarte reflektiert hier die weltweite Geläufigkeit des Kompotts und versucht, sowohl Einheimische als auch Touristen und Expats anzusprechen. So gibt es neben Salaten mit internationalem Charakter (Nizza, Thai, Griechisch) auch traditionelle ungarische Suppen – von der kalten Obstsuppe bis hin zum Gulasch.
Ungarisch zwar, dabei aber feiner aufgestellt, zeigt sich das Trio von der Gänseleber. Zunächst gilt es, sich durch Crème Brûlée hindurchzuarbeiten: Eine perfekt ausbalancierte Kombination aus cremiger Leber und dünnem, knusprig-karamellisiertem Topping, das sowohl durch den richtigen Mix aus Süß und Sauer besticht, als auch den Moment und die Konsistenz eines traditionellen Crème Brûlées imitiert. Anschließend wartet ein Arrangement aus gekochten, beinahe knusprigen Zwiebeln, geschichtet auf Tomaten und Leber (erneut clever durchdacht in Bezug auf Beschaffenheit und Geschmack), begleitet von einem eher traditionellen Brioche mit Leberfüllung. Es mag vielleicht zunächst nicht ganz einleuchten, wie der Löffel Apfelkompott in dieses Programm passt, doch die vollfruchtige Portion des Obstmuses ergänzt die Lebergerichte überraschend gut.
Auch wenn Speisen wie das Spinat-Gnocchi mit Tomatensoße und Lachs oder die Senf-Steak-Streifen mit Paprika und Pappardelle eher einen neutralen Kurs fahren, gelingt den Hauptspeisen des Kompót auch die Balance zwischen ungarischen und internationalen Geschmäckern insgesamt souverän. Während die Auswahl im Stil der Gerichte eindrucksvoll variiert, ist sie gleichzeitig begrenzt genug, um sicherzustellen, dass das, was serviert wird, im Voraus ausreichend Aufmerksamkeit in der Küche erhält.
Der Rindereintopf, der eigentlich aus aufgeschnittenen Rinderbäckchen besteht, ist genau richtig: Zart, gut zubereitet, entsprechend gewürzt und mit einer kräftigen, aber keineswegs zu schweren Rotweinsoße versehen. Das Gerstenrisotto als Beilage könnte ohne Weiteres trocken und langweilig ausfallen – das ist hier aber definitiv nicht der Fall, was sicherlich auch an den kleinen Würfeln von roter Zwiebel und Gewürzgurke liegt, die das Gericht farblich wie geschmacklich aufpeppen.
Als Alternative werden in der Pasta-Sektion Reisnudeln mit riesigen gegrillten Pilzstücken, Tomaten, Paprika, Zucchini, Sellerie und Aubergine serviert – eine Mischung, die dem immergleich gegrillten Gemüse anderer Restaurants leider etwas zu nahe kommt, um dem Gast zwischen den eigenen vier Backsteinwänden das Gefühl von etwas kulinarisch Einzigartigem zu geben.
Frischer Ingwer und Sojasoße setzen das asiatische Motiv fort, könnten jedoch auch ruhig energischer über die Gerichte gerieben und gegossen werden, ohne gleich empfindliche Gaumen zu verärgern.
Das Süße kommt zum Schluss
Die Auswahl von Quark-Käse-Mousse im Teigkorb an frischen Früchten, Parfait vom Tokaji aszú und Biskuitkuchen nach Somlóer Art (ein köstlich geschichtetes Wirrwarr aus nussigem Biskuit, Schokoladensoße und cremiger Vanillesoße) kommt hier viel inspirierter daher als die herkömmlichen Somlóer Nockerln. Ergänzt mit dem „After Eight“-Schokoladen-Soufflé (die „After Eight“-Komponente taucht hier in Form einer leichten Minzcreme auf) offeriert die Dessertkarte souverän angerichtete und gleichermaßen filigrane Süßspeisen.
Die Auswahl an Weinen ist zwar limitiert, was aber durch zuvorkommenden Service, angenehmes Ambiente und gutes Essen bei angemessenen Preisen in der belebten aber autofreien Lage mehr als wiedergutgemacht wird.
Kompót Bisztró
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 11 bis 22 Uhr
Samstag 17 bis 22 Uhr
Sonntags geschlossen.
Tel.: +36 1 / 797-0797
Budapest VIII, Nagy Templom utca 17 Corvin sétány 1/B
www.kompotbisztro.hu
Preise:
Suppen und Vorpeisen: ………………………..860-2.250 Forint
Hauptspisen und Pasta: …………………….1.290-4.190 Forint
Dessert:………………………………………………………990 Forint
Zweigängiges Mittagsmenü: ………………………….990 Forint