
Der Networker Leslie Mandoki (2.v.r.) in seinem Element: Müpa-Direktor Káel Csaba, Premier Viktor Orbán, Staatspräsident János Áder und der ehemalige bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber (v.l.).
Mit 22 floh er als politisch Verfolgter ohne deutsche Sprachkenntnisse nach Deutschland, wurde deutscher Staatsbürger und als Sänger und Drummer der Gruppe „Dschingis Khan“ weltberühmt. Später, im idyllischen Tutzing in Oberbayern eröffnete er ein Studio und arbeitete für und mit Stars wie Phil Collins, Jennifer Rush, Lionel Richie, aber auch dem Rapper Sido. Vergangenen Samstag feierte er im Rahmen eines Megakonzerts im Müpa vor ausverkauftem Haus sowie in Anwesenheit musikalischer wie politischer Prominenz seinen 60. Geburtstag und gleichzeitig das 20jährige Bestehen seiner Band „Soulmates“. Die Rede ist von Mándoki László, besser bekannt als Leslie Mandoki.

Premier Viktor Orbán mit Ehefrau Anikó Lévai und der ehemalige
bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber mit Ehefrau Karin.
Noch vor seinem ersten Konzert in der Heimat seit fast 40 Jahren versetzte der Starmusiker seine Geburtsstadt Budapest in Aufruhr. Bereits am Flughafen musste der Heimkehrer Interviews und Autogramme geben. Nach Kettenbrücke, Basilika, Parlament, Kaffeehäusern und Abbruchkneipen ging es ins Óbudaer Traditionsrestaurant Kéhli. Reichliche Stärkung war auch nötig, schließlich sollte es für den Jubilar ein langer und ereignisreicher Abend werden.
Seit 37 Jahren ist Mándoki nicht mehr in Budapest aufgetreten, nun wurde der Künstler sogar im Parlament festlich empfangen. Auch der ehemalige bayrische Ministerpräsident Edmund Stoiber war unter den Gratulanten – hat sich doch der nach Bayern emigrierte Mándoki zu einem wahren Lokalpatrioten entwickelt, der 2014 sogar für die CSU in den bayrischen Landtag ziehen will. „Dass wir am heutigen Tag den ungarischen, bayerischen, deutschen Weltbürger Leslie Mandoki hier feiern können, ist immer noch für viele ein Wunder. Nach unzähligen erfolglosen Anträgen für eine Ausreisegenehmigung hast du 1975 eine Entscheidung getroffen und bist unter Lebensgefahr durch einen Zugtunnel nach Österreich, und dann weiter nach Bayern geflohen – das wissen viele nicht“, hob Stoiber hervor. Dank seiner Musik-Begeisterung schaffte es Mándoki schließlich, in den Kreis seiner Jugendidole aufgenommen zu werden. „Du hast es sogar geschafft, dass Vorstände und CEOs den Rock’n’Roller in Lederjacke am Verhandlungstisch ernst nehmen, und sich für ihn begeistern“, so Stoiber auf Mándokis Engagement als Komponist für Volkswagen und Audi sowie des CDU-Wahlkampfsongs 2009.
Ganze Heerscharen von berühmten Künstlern

Leslie Mandoki feierte im Müpa nicht nur seinen 60. Geburtstag, sondern auch
das 20jährige Bestehen seiner Band „Man Doki Soulmates“.
Weggefährte Peter Maffay schwärmte nicht nur von der tollen und reichhaltigen Küche der in der Tutzinger Nachbarschaft wohnenden Mándokis, sondern auch von der unermüdlichen Arbeitskraft seines Freundes: „Leslie arbeitet oft länger als ich, ich bekomme fast schon ein schlechtes Gewissen. Dieser Mann scheint nie zu schlafen.“ Außerdem habe der Nachbar immer ein offenes Ohr und höre gern zu, wenn man etwas zu erzählen hat.
Premier Viktor Orbán fühle sich laut eigener Aussage für die Dauer des Konzerts wieder „wie ein Gymnasialschüler“. In Anspielung auf seine frühere Band überreichte Orbán dem Musiker ein Buch über Dschingis Khan. „Mit 60 Jahren darf man sich noch nicht von seinem Humor und seiner Jungend verabschieden“, kommentierte Orbán unter herzhaftem Lachen der Anwesenden. Weiterhin schenkte er dem Künstler die Erstausgabe eines Werkes des Komponisten Béla Bartók und ein Original-Flugblatt aus der Revolutionszeit 1848. Dazu wiederum merkte er gegenüber Mandoki an: „Das steht repräsentativ für unser Land, ein Land voll mit zehn Millionen Freiheitskämpfern. Glaube mir, die sind nicht leicht zu regieren und an ein gesetzeskonformes Leben zu gewöhnen.“
Anschließend war es soweit: ab 20 Uhr wurde im Palast der Künste mit einer ganzen Heerschar an Stars gerockt. Zu den „Man Doki Soulmates“, Mandokis „Seelenverwandten“ zählen neben Chris Thompson von der „Manfred Mann’s Earth Band“, Bobby Kimball von „Toto“, Greg Lake von „Emerson, Lake & Palmer“, Jack Bruce von „Cream“ und John Helliwell von „Supertramp“ auch Soul-Diva Chaka Khan, Jazz-Gitarrenlegende Al di Meola sowie Peter Maffay, der seinem Freund das Lied „Über sieben Brücken musst Du gehen“ widmete. In toller Atmosphäre, die eher einer fast vierstündigen Jam-Session, denn einem Konzert glich, gingen die Rock- und Jazz-Lieder aus den 1970er und 80er Jahren nahtlos ineinander über; sie wurden lediglich unterbrochen von den sehr persönlichen Anekdoten des Stars des Abends aus dessen Jugend.

Leslie Mandoki holte viele Stars wie etwa Bobby Kimball (Toto)
zu seinem Geburtstagskonzert nach Budapest.
Trotz wenig Zeit und Möglichkeiten zum Proben wurde es ein gelungener Abend, dem auch die Vorstände der in Ungarn vertretenen Automobilhersteller Audi, Mercedes und Opel und weiterer deutscher Firmen ihren Beifall bekundeten. Ebenso applaudierten zahlreiche ungarische Spitzenpolitiker: neben Orbán auch Außenminister János Mártonyi, der Minister für Humanressourcen Zoltán Balogh, Staatspräsident János Áder sowie der stellvertretende Staatssekretär im Ungarischen Außenministerium Gergely Prõhle. Mándoki bedankte sich bei allen Anwesenden und schloss auf Ungarisch: „Es war schön, wieder zuhause gewesen zu sein. Bis zum nächsten Mal dauert es bestimmt keine 20 Jahre, das verspreche ich.“
Die staatliche Medienstiftung MTVA und die ARD haben das Konzert aufgezeichnet und werden es in voller Länge mehrmals ausstrahlen. Genaue Termine und Sendeplätze standen bis zum Redaktionsschluss leider nicht fest.