Seit mehr als 140 Jahren und nunmehr fünf Generationen versüßt die Zuckerbäckerfamilie Auguszt den Budapester Alltag. Dieses Jahr wäre Elemér Auguszt, Vertreter der dritten Generation, 100 Jahre alt geworden. Als Andenken an das Jubiläum stellt das Ungarische Museum für Handel und Gastgewerbe die Erfolgsgeschichte der Familie vor.
Im beschaulichen Ausstellungsraum fühlt sich der Besucher in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Der Weg führt an antiken Einrichtungs- und Gebrauchsgegenständen der Konditorei vorbei. Ein barocker Beistelltisch, gewundene Kandelaber, verzierte Teekannen und –tassen, Parfait- und Marzipanformen des vergangenen Jahrhunderts sind Teile des Sortiments und erwecken den Eindruck einer altehrwürdigen Konditorei und Werkstatt zugleich. Als Glanzstücke der Ausstellung können eine prachtvolle Zierwand und eine wohl nicht mehr funktionstüchtige Kaffeemaschine aus dem 20. Jahrhundert gewertet werden.
Auf- und Wiederaufbau
„Geerbte Rezepte reichen nicht zur Herstellung köstlicher Gebäcke, auch Wille und Denkweise müssen geerbt werden“, so József Auguszt. Die Arbeitsamkeit der Auguszts schlägt sich auch in einem Spruch Elemérs nieder, den seine Tochter Olga vorige Woche dem Fernsehsender ATV preisgab. Elemérs Auffassung nach waren die Auguszts keine Genies. Aber in den vergangenen 150 Jahren gab es immer ein Familienmitglied, das frühmorgens aufstand, den pogácsa zubereitete, das Speiseeis auftaute und sich im Laden der Bedienung der Kunden befleißigte.
Schöpfer des Auguszt-Imperiums war der gebürtige Neusohler (heutige Slowakei) Elek Auguszt. Im Jahre 1870 gründete er den ersten Süßwarenladen im Budaer Tal, Tabán, mit einem reichhaltigen Angebot an bonbonähnlichen Süßigkeiten und Drops.
Sein Sohn József, Konditor und passionierter Bildhauer, übernahm das Geschäft und verband es mit einer Teegebäck-Werkstatt. Er wusste seine zwei Leidenschaften optimal zu verknüpfen, indem er Statuen aus Zuckerguss formte. Seine Neugründung auf dem Krisztina tér wurde als Budaer Pendant der berühmten Gerbeau Konditorei gepriesen. Unter dem Licht der venezianischen Glaskronleuchter, inmitten von Mahagonimöbeln und Seidentapeten konnten die Gäste ihren Tee genießen und dazu Kuchen, Dragées, Pralinen, und unterschiedliche Schokoladen- und Eissorten verspeisen.
Auf den Prunk folgten düstere Zeiten. Während des Zweiten Weltkriegs war der Erfindungsreichtum der Familie gefragt: Zucker, Mehl und Fett waren nur in begrenzten Rationen erhältlich, Kaffee wurde mit Mandelmilch getrunken, und Waffeln dienten als Brotersatz. Die Bombardierung der Konditorei auf dem Krisztina tér resultierte in gewaltigen finanziellen Verlusten und zwang die Familie zu einem Neuanfang. Dieser währte nur kurz. Verstaatlichung und vorübergehende Ausweisung hinderten die Auguszts an der Ausübung ihres Metiers in Budapest. 1957 erhielt die Familie eine Gewerbegenehmigung und ließ sich in einem kleinen Lokal in der Budaer Fény utca nieder. Dieses Lokal ist bis heute geöffnet.
Auguszt Netzwerk
Heute sind die Auguszt-Konditoreien wieder fest im Stadtbild verankert und glänzen in ihrer alten Pracht. Wer einmal die Süße und Pracht des Traditionshauses in echt erleben möchte, kann dies in der Fény utca, in der Konditorei in der Innenstadt und im Budaer Pavillion tun.
Neben den klassischen Leckereien bereichern auch eigene Kreationen wie die E80 Torte, die zu Elemérs 80. Geburtstag entworfen wurde, die Produktpalette.
Süße Dynastie – Geschichte
der Auguszt Konditorei
02.12.2012 – 03.03.2013
Ungarisches Museum für Handel und Gastgewerbe
III. Korona tér 1.
Dienstag bis Sonntag, 10.00 – 18.00
www.mkvm.hu
www.augusztcukraszda.hu/index_en.html