Eins vorweg: Wer sich die Ausstellung der Künstler Robert Schaberl und András Gál anschauen will, sollte vor allem eines mitbringen: viel Zeit und Geduld. Die Bilder der beiden Künstler, die sich ausschließlich mit dem Zusammenspiel von Farbe und Form beschäftigen, verlangen sowohl vom Künstler als auch vom Betrachter eine besondere Leidenschaft. Weder die kreisrunden Farbskalen des Robert Schaberl noch die eckigen Farbstudien des András Gál erschließen sich dem unbeleckten Betrachter ohne das nötige Hintergrundwissen.
Robert Schaberl etwa beschäftigt sich seit Beginn seiner Karriere quasi exklusiv mit abstrakter Malerei. Von den überwiegend mit Schwarz gemalten Ölbildern der frühen 90er, über die farbenfrohen Experimente der Berliner Jahre, ist er jetzt zu seinen selbsternannten „Zentralformen zurückgekehrt. Damit meint er, dass alle seine Bilder der Jetztzeit als kontinuierliche Weiterentwicklung seiner Kunst zu sehen sind. Die Bilder sind alle Variationen und Abstraktionen derselben visuellen Idee, die ihn seit seinen Anfängen treibt.
Dabei experimentiert er fortwährend auch mit den Materialien selbst. In seinen neueren Bildern etwa benutzt er Iriodinfarbe, die mit Perlglanzpigmenten versetzt ist, wodurch die Bilder schimmern und funkeln. Aus verschiedensten Perspektiven sehen die Motive und vor allem die Farben völlig unterschiedlich aus, was die Grundfrage seiner Arbeit zusammenfasst: wie reagieren verschiedene Formen, Farben und Materialien zusammen und was kommt dabei heraus?
Konzeptionelle Kontraste
Dem entgegengesetzt stehen die monochromen, also einfarbigen, Werke des András Gál, ein Anhänger der sogenannten „non-representational art“. Ganz bewusst wählt Gál kein Motiv, versucht nichts zu repräsentieren und gibt dem Bild somit keine explizite Nachricht für den Betrachter.
Es liegt dabei natürlich völlig beim Betrachter den Sinn dahinter für sich selbst zu erschließen. Man muss den Werken viel Zeit geben, sie auf sich wirken lassen, und einen offenen Blick bewahren für die mikroskopischen Nuancen im Farbverlauf der Bilder. Wer erwartet, dass sich die Werke dem Betrachter unmittelbar öffnen, wird herb enttäuscht sein von der ohnehin schon kleinen Auswahl an Bildern.
Die Illusion des Raums
Wer sich aber auch darüber hinaus für Bilder, die mit räumlichen Dimensionen experimentieren, interessiert, wird sehr angetan sein von der Dauerausstellung, die im Vasarely Museum gezeigt wird. Hier finden sich, neben den Werken des namensgebenden Victor Vasarely, eine Reihe von Künstlern, die sich in verschiedensten Weisen mit der Illusion des Raumes beschäftigt haben. Allem voran natürlich der Budapester Vasarely selbst, der als Mitgründer der sogenannten Op-Art, eine Stilrichtung der bildenden Kunst der 1960er Jahre, die mit Hilfe präziser abstrakter Formmuster und geometrischer Farbfiguren beim Betrachter überraschende oder irritierende optische Effekte erzeugt.
Das Museum ist also gefüllt mit Werken, die dem Betrachter auf die eine oder andere Weise räumliche Dimension vorgaukeln. Sei es ein überdimensionaler Wandteppich von Vasarely, der gerade von Ferne eine enorme Tiefenwirkung entwickelt, oder ein Ölbild von Ryszard Winiarski, das durch die Fibonacci-Sequenz eine dreidimensionale Struktur erzeugt.
Parallelausstellung
Vasarely Museum
III. Szentlélektér 6
Öffnungszeiten
Dienstag bis Sonntag
von 10 bis 15.30 Uhr.
Eintritt
800 Forint, ermäßigt 400 Forint
Es werden auch geführte Touren angeboten.
www.vasarely.hu