2001 startete in Hamburg eine besondere Wohltätigkeitsaktion: der berühmte niederländische Designer Marcel Wanders wurde von der französischen Galeristin Anne-Marie Siegel beauftragt, für das einjährige Jubiläum ihrer Galerie etwas Besonderes zu entwerfen. Wanders wollte etwas Gutes tun und kam auf die Idee, den Inhalt von 100 Konservensuppen durch Siegel an Obdachlose verteilen zu lassen, um anschließend die leere Dosen zu reinigen und mit 24-karätigem Gold zu verzieren. Der Erlös aus dem Verkauf dieser Dosen floss schließlich Obdachloseneinrichtungen zu. Aus der Idee wurde schnell eine ganze Serie: nach Hamburg, Washington, Sydney, London, Mexiko City und Brügge ist seit September 2011 auch Budapest dabei.
Die NextArt Galéria im V. Bezirk hatte sich vergangenes Jahr erfolgreich für das Projekt beworben, für das Wanders – laut der New York Times „die Lady Gaga der Designwelt“ – persönlich die Lizenzen vergibt. „Pro Land wird jeweils nur ein Projekt gestartet, eine einzige Kollektion pro Stadt produziert“, erklärt Orsolya Németh, Leiterin der Galerie, „daher sind wir glücklich und fühlen uns geehrt, dass die Wahl von Wanders auf uns fiel.“ Die Szegedi Paprika Zrt. spendete am 17. Oktober, am weltweiten Tag des Kampfes gegen die Armut, 100 Konserven. Jede erhält den von Wanders entworfenen „Can of Gold“-Stempel sowie ein Etikett, das neben der Stücknummer das Jahr und den Ort der Entstehung zeigt. „So wird aus jedem Stück ein Unikat, da auch jede Stadt ein anderes Design für die Etiketten wählt“, sagt Németh, „bei uns in Budapest ist es die Kettenbrücke. Durch die unterschiedlichen Designs können sich Sammler so eine abwechslungsreiche Kollektion zusammenstellen.“ Für 200 Euro können Kunstliebhaber ein individuelles, hochwertiges Kunstobjekt ergattern und gleichzeitig etwas Gutes tun, denn: „Die Spenden kommen bei uns zu 100 Prozent dem Zentrum für Reintegration in der Madridi utca zu, das vom Ungarischen Roten Kreuz und der Stiftung Menhely (Obdach) betrieben wird. Das Geld wird für reintegrative Mittel und Maßnahmen ausgegeben, um die Bedürftigen möglichst rasch wieder ins normale Leben zurückzuführen, zum Beispiel für Kleidung, eine Unterkunft oder Fahrkarten“, erklärt Németh.
Anne-Marie Siegel, Inhaberin der zu der Zeit noch bestehenden Hamburger Galerie Xprssns, in der „Can of Gold“ startete, sagt: „Herr Wanders hat mich damals mit seiner Idee sehr überrascht.“ Es sei aber eine sehr schöne Aktion gewesen, in einer Zeit, in der es insgesamt mehr karitatives Engagement gegeben habe. „Heute wäre hier so etwas nicht mehr möglich“, sagt die Französin. Mit dem Projekt wurde Geld für die Renovierung der Hamburger Mission gesammelt, für die sich in einer anderen Aktion auch der mittlerweile verstorbene Regisseur Christoph Schlingensief eingesetzt hatte. Laut Siegel haben es die ersten Dosen sogar bis ins Stedelijk Museum Amsterdam geschafft: „Es freut mich sehr, dass das Projekt weltweit immer noch weiterläuft. Ich wünsche den Budapester Kollegen ähnlich viel Erfolg damit.“
Trotz Prominenz kein Ansturm
Bei der NextArt Galéria wollte man zur Vorstellung der goldenen Dosen auch etwas Besonderes machen: So lud man zur Vorstellung der Kunstwerke zu einem Informations- und Wohltätigkeitsabend mit prominentem Besuch. Schirmherr Antal Rogán, Bürgermeister des V. Bezirks, war selbst verhindert, wurde aber durch seine Vize-Bürgermeisterin Csilla Rubovszky vertreten. Gergely Papp, Moderator der Sendung „Aktív“ auf TV 2, erstand an dem Abend sogar selbst eine Dose. „Leider geht der Verkauf seitdem nur langsam voran“, sagt Németh, „wir haben bisher nicht mal die Hälfte der Dosen verkauft. Doch wir hoffen, vor allem Vorstände und Entscheidungsträger mit unserer Idee zu erreichen. Wir sind da guter Dinge, besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit.“ Daher will die Galerie in Zukunft auch weiterhin Veranstaltungen organisieren, um den Dosenverkauf anzukurbeln.
Bei der „Can of Gold”-Aktion in Washington soll übrigens Aaron Betsky, Kurator der Niederländischen Baugesellschaft und des Museum of Modern Arts in San Francisco, nach dem Kauf einer Dose gesagt haben: „Es ist ein Gefühl, als ob du im Müll Gold gefunden hättest. Und wenn Du keins findest, dann machst Du es eben selbst.”