Ai Weiwei ist einer der wenigen zeitgenössischen chinesischen Künstler, der sich auch international einen Ruf als Bildhauer und Kurator erwerben konnte. Als künstlerischer Berater war er an den Planungen des Pekinger Stadions für die Olympischen Spiele 2008 beteiligt. Vom internationalen Publikum konnten seine Ausstellungen bereits im Münchener Haus der Kunst und im Tate Modern in London bestaunt werden – um nur einige seiner größeren Schauen zu nennen.
Trotzdem setzte er weit mehr als nur seine Karriere aufs Spiel, als er den Olympischen Spielen 2008 aus Protest fernblieb und dies per Kurznachrichtendienst Twitter verkündete. Er wandte sich so gegen den kommunistischen Staat, der durch die Einschränkung der Meinungsfreiheit, den Künstlern ihre Essenz raubt.
Bereits einige Monate zuvor steigerte sich seine Aversion gegen das System zur Wut, als bei dem Erdbeben in der chinesischen Provinz Sichuan mangelhaft gebaute staatliche Schulen einstürzten und zahlreiche Kinder ums Leben kamen. Um die Tragik der Ereignisse zu verdeutlichen, versuchte er mit weiteren Aktivisten die Zahl und Namen der toten Kinder zu ermitteln. Auch Jahre nach dem Erdbeben initiiert Ai Weiwei Gedenkaktionen und widmet ihnen Ausstellungen, damit dieser fatale Fehler der chinesischen Behörden nicht in Vergessenheit gerät.
Ai Weiwei bringt sich selbst in Gefahr
Tan Zuoren, Menschenrechtsaktivist, der ebenfalls auf den Skandal um die staatlichen Schulen aufmerksam machen wollte, wurde 2009 vor Gericht gestellt. Um Ai Weiwei an seiner Zeugenaussage zu hindern und die Konsequenzen seines Tuns vor Augen zu führen, wurde dieser im Vorfeld von Polizisten angegriffen und für die Dauer seiner Aussage festgehalten.
Während diese Aktion für die Vertreter der Staatsmacht ohne Konsequenzen blieb, wurde Ai Weiwei aufgrund seiner Verletzung kurz darauf operiert.
Anfang 2011 erhöhte die chinesische Regierung den Druck auf den Künstler: sein Atelier wurde als gesetzeswidriger Bau denunziert und abgerissen.
Im April, nachdem eine Verhaftungswelle mehrere Regimegegner erfasste, blieb auch er nicht verschont und wurde für 81 Tage inhaftiert und nach seiner Freilassung unter Reiseverbot gestellt. Ein vermeintliches Wirtschaftsdelikt war der fadenscheinige Grund für seine Festnahme.
Ungarnpremiere der Dokumentation
Regisseurin Alison Klayman entschloss sich aufgrund seines einzigartigen Wegs dazu Ai Weiweis Leben zu verfilmen und begleitete den Künstler über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg. Der Dokumentarfilm „Ai Weiwei: Never Sorry“, der im vergangenen Frühjahr auf der Berlinale seine Europapremiere feierte, kommt nun auch in die heimischen Kinos und wurde diesen Donnerstag im Atrium Filmtheater unter Mitwirkung der Magyarhangya (Ungarische Ameise), einer Bewegung zum neuartigen Filmvertrieb, aufgeführt. Die Ungarnpremiere ist gleich zweifach besonders: es handelt sich nämlich nicht nur um die lang ersehnte Erstaufführung der Dokumentation, sondern sie bildet gleichzeitig den Auftakt der Generalprobe des seit elf Jahren geschlossenen Atrium Filmtheaters, das offiziell erst im November seine Türen öffnet.
Das im Bauhaus-Stil errichtete Gebäude, das ein Stück Vergangenheit wiederauferleben lässt, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich die kulturellen Veranstaltungen größtenteils der Gegenwart widmen. Neben Filmvorstellungen gehören auch zum Teil englischsprachige Theateraufführungen, Abende klassischer und kontemporärer Musik, sowie wochenendliche Kinderprogramme zum Repertoire des Filmtheaters. In der Empfangshalle bietet ein Café Raum zur Erholung.
Das vielseitige Angebot des Atrium Filmtheaters deckt die Bedürfnisse mehrerer Zielgruppen ab und befindet sich auf bestem Wege, ein neuer und angesagter Budaer Treffpunkt zu werden.
Ai WeiWei. Never Sorry
Átrium Filmtheater
18. Oktober, 19.00 Uhr
FUGA Architekturzentrum
19. Oktober, 19.00 Uhr
Mûvelõdési Szint
20. Oktober 20.00 Uhr
Toldi Kino
22. Oktober, 21.00 Uhr
Akvárium Klub
23. Oktober, 20.00 Uhr
Karten variieren zwischen
700-1500 Forint
www.magyarhangya.hu/hirek