Kommende Woche findet vom 18. bis 21. Oktober in Komárom-Komárno das dritte Forum Hungaricum statt, das von der in Berlin ansässigen Deutsch-Ungarischen Gesellschaft e.V. (DUG) organisiert wird. Thema sind diesmal die Minderheiten.
Sehr beschäftigt, aber dennoch gelassen wirkte Klaus Rettel beim Treffen, das im ruhigen Innenhof der Andrássy Universität am Tag der Semestereröffnung stattfand. Nach einer herzlichen Begrüßung erzählte der Präsident der DUG mit Leidenschaft von der Geschichte des Vereins.
Stolz verwies er auf das 20-jährige Bestehen, das im vergangenen Jahr gefeiert wurde, machte aber auch darauf aufmerksam, dass die Tradition deutsch-ungarischen Vereinslebens bereits vor 180 Jahren in Berlin begründet worden sei. Nach der Wende sei es 1991 zur erfolgreichen Neugründung der DUG in Berlin gekommen. Jedoch, betonte Rettel, habe es seinerzeit auch in zwei anderen deutschen Städten, nämlich in Stuttgart und in Kiel, Gründungen solcher binationaler Vereine gegeben. Weitere folgten andernorts in späteren Jahren.
Finanziert würde die Gesellschaft über Mitgliedsbeiträge und Spenden. Finanzielle Unterstützung leisteten fallweise die ungarische Botschaft und das Collegium Hungaricum durch die Bereitstellung von Räumen und Technik für Veranstaltungen.
Zielsetzung
Die Berliner DUG setze sich schwerpunktmäßig für Völkerverständigung, Erziehung, Bildung und Toleranz auf allen Gebieten der Kultur ein, darüber hinaus für die Überwindung politischer, ethnischer und geographischer Grenzen in Europa. Die Vermittlung von Kenntnissen über Land und Leute sowie aktueller Entwicklungen in den Beziehungen zwischen Ungarn und Deutschland sei keine Einbahnstraße, sondern beruhe auf Gegenseitigkeit.
Ihren Erziehungs- und Bildungsauftrag erfülle die DUG mit Schüleraustauschprogrammen, Vorträgen, Veranstaltungen und einem eigenen kleinen Stipen-dien-, Forschungsförderungs- und Zuschussprogramm für Publikationen ungarischer Wissenschaftler in deutscher Sprache. Seit acht Jahren vergebe sie an der deutschsprachigen Andrássy Universität in Budapest auch die finanziell dotierten Karl-Rath-Preise sowie Stipendien. „Neu ist die Ko-Finanzierung der Sommerakademie der Juristischen Fakultät der Universität Potsdam, in der Studenten darauf vorbereitet werden, ihr Studium für deutsches Recht an der Universität Szeged aufzunehmen“, erklärte Rettel .
Außerdem werden neben dem DUG-eigenen Jahresalmanach auch Forschungsaufenthalte für Promovierende und Veröffentlichungen über ungarische Themen in deutscher Sprache finanziert oder bezuschusst. So ermöglicht die DUG die anstehende Herausgabe einer deutschen Teilübersetzung der in Ungarn erschienenen Bestandsaufnahme von zwanzig Jahren Transformationszeit und eine mitfinanzierte Biographie des Kardinals Mindszenty. Die Vorträge auf den bereits durchgeführten Forum-Hungaricum-Konferenzen erscheinen jetzt in einem Sammelband, und für das Frühjahr 2013 ist der Konferenzbericht über die Tagung in Komárno geplant.
Unabhängigkeit
„Wichtig ist für die DUG, dass sie immer neutral und frei von politischem Einfluss bleibt, denn sie will keineswegs das ´Sprachrohr´ nur einer politischen Partei oder Regierung aus Ungarn nach Deutschland oder umgekehrt sein“, betonte Rettel, „was die bereits erwähnte unabhängige Finanzierung sicherstellt“. Deswegen, und auch um die Völkerverständigung zu fördern, arbeiteten sie mit vielen unterschiedlichen Vereinen und Gesellschaften aus Deutschland, Ungarn und Ungarns Nachbarländern zusammen. Dabei sollte man die DUG nicht mit einem Kulturverein verwechseln. Natürlich hätte sie auch in diesem Bereich ein ausreichendes Angebot, jedoch liege das Hauptaugenmerk auf den wissenschaftlichen Aspekten. „Wir lassen für rund 60 Prozent unserer Veranstaltungen ungarische Fachleute extra aus Ungarn kommen, da wir nicht über Ungarn, sondern mit Ungarn reden wollen, die eben ihr Land kennen und authentische Informationen liefern können.“ Außerdem werde darauf geachtet, dass nicht nur „große Namen“ zu Vorträgen und Konferenzen eingeladen werden, sondern vor allem jüngere Wissenschaftler.
Forum Hungaricum
Die mehrtägige Konferenz Forum Hungaricum bietet Nachwuchsakademikern genau diese Plattform. „Das 2010 ins Leben gerufene Forum hat sich seit den Anfängen von 15 auf 40 Referenten gemausert“, erläuterte Rettel, „und ist die einzige jährliche Fachkonferenz dieser Art; es spricht Referenten von Belgien bis Mazedonien, von der Slowakei bis Kroatien an und beweist uns Organisatoren eindrucksvoll, dass Ungarnwissenschaftler der verschiedenen Länder fachliche Netzwerke knüpfen möchten und das Forum Hungaricum für den persönlichen Austausch von Forschungsergebnissen benötigen.“ Dies sei angesichts des dominanten Vordringens der Balkangeschichtswissenschaften im Forschungsbereich des östlichen/südöstlichen Europa um so wichtiger, unterstrich Rettel mit Nachdruck.
Das Forum wird nächste Woche im slowakischen Teil der Doppelstadt Komárom-Komárno stattfinden. Dabei wird es unter anderem einen historischer Block über Ungarn und seine Nachbarn in der Zwischenkriegszeit sowie eine ethnologische Darstellung der Südslowakei als multi-ethnischer Raum geben.
Rettel sieht zuversichtlich in die Zukunft und prophezeit dem Forum Hungaricum ein langes Bestehen, da diese Konferenz „allen die Augen öffnet für die ethnische, sprachliche, kulturelle Vielfalt, die es im Donau-Karpatenraum gibt und die für Europa eine wirkliche Bereicherung wie kaum eine andere europäische Region darstellt.“
Deutsch-Ungarische Gesellschaft e.V.
Berlin (im Collegium Hungaricum)
Tel: +49 30 242 4573
www.d-u-g.org