„Grenzüberschreitungen“ ist der Titel des Herbstprogramms des Goethe-Instituts. Unter diesem Motto wurde auch das Filmfestival SEHENSWERT am Donnerstag, 4. Oktober, in Budapest eröffnet. Grenzen wurden bereits bei der Organisation des Festivals überschritten. Zum ersten Mal richten das Goethe-Institut, das Österreichische Kulturforum und die Schweizerische Botschaft die Filmwoche gemeinsam aus. Für eine Zusammenarbeit der Institute spricht nicht nur die gemeinsame Sprache, auch die Filme zeugen von den intensiven Filmbeziehungen zwischen den drei Ländern.
Den Festivalauftakt bildete die Premiere von „Barbara“. Eine junge Ärztin in der DDR, hin- und hergerissen zwischen zwei Männern auf beiden Seiten der deutsch-deutschen Grenze. Neue Perspektiven auf die Geschichte ? Regisseur Christian Petzold zeichnet präzise Porträts zweier deutscher Staaten, ohne dabei in Klischees oder Übertreibungen abzudriften. Auf der Berlinale gewann „Barbara“ den Silbernen Bären für die Beste Regie. Bei der Oscar-Verleihung 2013 geht der Film als deutscher Beitrag an den Start. Ein Film, der dem Namen des Festivals alle Ehre macht.
Zwölf Spielfilme und sechs Dokumentationen wählten die Organisatoren aus. Ein wichtiges Kriterium war, eine möglichst große Themen- und Gattungsvielfalt zu zeigen. Einen Schwerpunkt bilden diesmal die Erst- und Zweitfilme von jungen Regisseuren wie Marten Persiel, Umut Dag, Cihan Inan, Andreas Kannengiesser, Hannes Lang und Florian Cossen.
Ob Deutsch oder Türkisch, ob Wiener, Schweizer oder Berliner Dialekt, ob Hindi oder Finnisch. Die Filme überwinden sprachliche, kulturelle und gedankliche Grenzen. Alle Werke werden jeweils im Original mit englischen, deutschen oder ungarischen Untertiteln gezeigt. Bei den meisten Filmen handelt es sich um internationale Produktionen, wie etwa der österreichisch-deutsch-französische Spielfilm „Paradies: Liebe“ von Ulrich Seidl. Er erzählt die Geschichte von Teresa, einer 50-jährigen Wienerin, die als Sextouristin nach Kenia reist. Alltag, Sehnsucht und menschliche Abgründe ? Seidl ignoriert auch die hässlichen Seiten des Lebens nicht.
Eine heitere Culture-Clash-Komödie ist hingegen „Dreiviertelmond“ vom deutschen Regisseur Christian Zübert. Der mürrische Nürnberger Taxifahrer Hartmut Mackowiak befindet sich mitten in einer Lebenskrise, als plötzlich die 6-jährige Hayat mutterseelenallein in seinem Taxi auftaucht. Sie spricht kein Deutsch und ist auf seine Hilfe angewiesen. Alle Versuche, sie loszuwerden, scheitern.
In dem Dokumentarfilm „David Wants To Fly“ folgt Regisseur David Sieveking auf der Suche nach Erleuchtung seinem gleichnamigen Idol David Lynch auf den Pfad der transzendentalen Meditation. Dabei kommt er nicht nur seinem Vorbild, sondern auch einigen wohl gehüteten Geheimnissen einer Sekte nahe. Eine vielschichtige und kurzweilige deutsch-österreichisch-schweizerische Gemeinschaftsproduktion.
Den Stars und Produzenten ganz nah sein, können Filmfans bei der Vorführung von „This Ain’t California“ am Freitag, 5. Oktober. Hier wird neben einem Überraschungsgast aus dem Skater-Film auch der Produzent Michael Schöbel anwesend sein. Bei der SEHENSWERT-Premiere von „Der Verdingbub“ am Samstag, 6. Oktober, sitzt Regisseur Markus Imboden mit im Publikum und die Abschluss-vorführung am Mittwoch, 10. Oktober, begleitet Regisseur und Drehbuchautor Karl Markovics. Als Schauspieler wurde er mit „Kommissar Rex“ berühmt. Zu seinem internationalen Durchbruch als Regisseur verhalf ihm der Film „Atmen“, der ebenfalls auf dem Festival gezeigt wird.
„Wir hoffen, mit unserer Auswahl verstärkt auch junges Publikum anzusprechen“, betont die Leiterin des Goethe-Instituts Jutta Gehring. Dazu beitragen sollen, neben der vielfältigen Themenauswahl, auch die niedrigen Eintrittspreise von 800 Forint pro Film.
SEHENSWERT/SZEMREVALÓ
Filmwoche des Goethe-Instituts
Noch bis zum 10. Oktober
Alle Karten kosten 800 Forint.
Weitere Informationen zu den einzelnen Terminen und Gästen unter:
www.goethe.de/ins/hu/prj/fil/deindex.htm