Abgründe menschlichen Elends, Gewalt und Brutalität, Naturkatastrophen, Portraits, aber auch Sportbilder und Naturaufnahmen sind jährlich Teil des World Press Photo Awards, dessen Gewinner jetzt im Ethnographie Museum in Budapest ausgestellt werden. Aus über 100.000 Bildern von 5.247 Fotografen werden 30 Bilder in insgesamt zehn Kategorien ausgestellt, die 2011 die Welt beeindruckten und schockierten.
So wie das Bild des afghanischen Fotografen Massoud Hossaini, das in diesem Jahr mit dem zweiten Platz im Bereich „Spot News Singles“ prämiert wurde. Ein junges Mädchen mit grünem Kopftuch steht auf der Straße, umringt von Toten und Verletzten. Ihr Mund ist weit aufgerissen, ihre Hände, Gesicht und Kleidung sind blutverschmiert. Sie steht inmitten des Chaos eines Selbstmordanschlags in Kabul, der sich im Dezember vorigen Jahres ereignete. Etwa 60 Leute kamen dabei ums Leben, mehr als 160 trugen zum Teil schwerste Verletzungen davon. Inmitten der Körper auf der Straße sind Kinder zu erkennen, teils halb verdeckt von Toten, teils in Positionen die wirken, als hätte die Explosion sie auf die Straße geschleudert. Daneben sitzen Verwundete, die mit glasigem Blick ins Nichts starren oder weinen. Es wirkt, als wäre die Bombe unmittelbar vor Aufnahme des Fotos detoniert, als hätten die Menschen selbst noch nicht begriffen, was sich abgespielt hat. Ob-schon der Mund des Mädchens weit aufgerissen ist, scheint kein Laut ihre Lippen zu verlassen. Dabei ist der Betrachter ebenso hilflos wie das Mädchen. Es wird nicht deutlich, wie genau diese Situation zustande kam. Wurden die Körper durch die Explosion an diese Stelle geschleudert? Wurden sie von Helfern zur Seite getragen um den Überlebenden Erste Hilfe zu leisten?
Der Preis gilt mittlerweile als eine der prestigeträchtigsten Veranstaltungen des professionellen Fotojournalismus. Seit 1955 ist der Preis stetig bekannter geworden und die prämierten Fotos werden mittlerweile weltweit ausgestellt. Dabei geht es um Bilder, deren Thematik bekannt ist, in Zeitungen gedruckt und im Fernsehen gezeigt werden. Das Ziel ist es dabei, Fotojournalismus als seriöse Kunstform auszubauen und gleichzeitig den Fotografen die Möglichkeit zu geben, ihre Arbeit einem internationalen Publikum vorzustellen. Dementsprechend sind die fotografierten Themenbereiche sehr breit gefächert: Von Eindrücken aus Nordkorea über den Arabischen Frühling, bis hin zu dem Tsunami im Norden Japans, der das Atomkraftwerk in Fukushima weltweit bekannt machte, ist alles dabei. Der Horror mexikanischer Drogenkriminalität wird ebenso behandelt, wie die bürgerkriegsähnlichen Zustände in Afghanistan. Viele Bilder erschrecken den Betrachter, regen aber gleichzeitig zum Nachdenken an.
Das ist genau das, was die World Press Photo Ausstellungen Jahr für Jahr sehenswert macht. Jedes der gezeigten Bilder hat eine Geschichte zu erzählen. Oft sind es keine schönen Geschichten, keine Geschichten mit „Happy End“ und ohne „Moral von der Geschicht“. Dennoch sind es Geschichten, die erzählt werden müssen und die es verdient haben, erzählt zu werden. Wer mehr von den Bildern des World Press Photo Awards sehen will, kann dies ab sofort im Ethnographie Museum in Budapest tun oder online unter www.worldpressphoto.org.
World Press Photo Ausstellung
noch bis zum 28. Oktober,
Di-So von 10.00 bis 18.00 Uhr
Eintritt 1.000 Huf, ermäßigt 500 HUF
Múzeum körút 14-16, Budapest
www.neprajz.hu