Budapest hat schon allein aufgrund seiner Größe die Bedeutung als wichtigster Touristenmagnet Ungarns inne, in Hévíz badet jeder ungarische mit jeweils zwei ausländischen Gästen, in Hajdúszoboszló sind ungeachtet aller slawischen „Ansagen“ noch immer die Magyaren in der Überzahl. Das Zentralamt für Statistik (KSH) veröffentlicht Jahr für Jahr die Topliste der unter Touristen aus dem In- und Ausland beliebtesten ungarischen Städte; wir nahmen die jüngst publizierte Datenschau des Jahres 2011 unter die Lupe.
Für die ungarische Hauptstadt war 2011 aus Sicht des Tourismus betrachtet ein erfolgreiches Jahr: Die Zahl der Übernachtungen stieg um beinahe 9% auf 6,6 Millionen – das ist ungefähr so viel, wie die nachfolgenden 15 beliebtesten Destinationen zusammen erreichten. Budapest festigte seine Spitzenstellung noch, denn in der Top10 konnte einzig Sárvár (+15%) einen dynamischeren Besucherzustrom verzeichnen. Die zweitpopulärste Stadt Hévíz verdankte vor allem den ausländischen Gästen, dass es in der um den einzigartigen Thermalsee erbauten Kurstadt auch in schweren Zeiten aufwärts geht, wohingegen Hajdúszoboszló, Bük und Sopron die schmalen Geldbeutel der ungarischen Kundschaft zu spüren bekamen.
Egerszalók ist bei Ungarn groß im Kommen
Wenn sich der Ungar zweimal überlegt, wo er seinen rasant an Wert verlierenden Forint ausgibt (oder alternativ die von privaten wie öffentlichen Arbeitgebern als geldwerte Leistung in breiter Front vergebenen Urlaubsschecks einlöst), fällt seine Wahl auf Orte, in denen das Preis-Leistungs-Verhältnis ausgewogener ist und eine breite kulturelle und nicht zuletzt kulinarische Auswahl geboten wird. Da punkteten im Vorjahr ganz offensichtlich Egerszalók (dessen Thermalquelle hierzulande einzigartig einen Salzhügel schuf, eine Naturerscheinung, die sonst eher aus der Türkei bekannt ist), das 100.000 einheimische Gäste-Übernachtungen zählte – gut die Hälfte mehr als noch 2010! – sowie Gyula, das neben seinem schönen Parkbad mit allerhand Festivals im historischen Ambiente der alten Ziegelburg aufwartet.
Auch in Hinsicht auf die Großstädte trennt sich die Spreu vom Weizen: Neben Budapest waren Gyõr (+35%) und Szeged besonders populär, Pécs sowie Debrecen dagegen kaum. Vor allem Geschäftsreisende dürften Kecskemét aus seinem Winterschlaf gerissen haben, das 150% mehr Übernachtungen ausländischer Gäste zählte – der Segen eines guten Sterns aus Stuttgart. In Gyõr, wo Audi seit einem Jahrzehnt nicht nur in das Unternehmen, sondern daneben sehr beträchtlich in das örtliche Kultur- und Sportleben (u. a. Gyõrer Ballett, Sommerfestival, Handballdamen des Audi ETO KC, István-Széchenyi-Universität) investiert, zeigen die Tourismuszahlen auf konsolidierter Basis weiterhin dynamisch nach oben: Zuletzt wurde Debrecen überholt, und bei anhaltendem Schwung wäre in diesem Jahr der Sprung in die Top10 gewiss – zum Leidwesen von Eger, das seine Übernachtungszahl zuletzt auf über 300.000 steigerte.
Der Tourismus ist in Ungarn eine wirtschaftliche Größe
Der Tourismus ist in Ungarn eine wirtschaftliche Größe; die ausländischen Gäste ließen im Vorjahr rund 1.200 Mrd. Forint (oder 4,2 Mrd. Euro) hier. Übrigens brachten es die kleinen Kurorte Zalakaros (243), Hévíz (230) und Bük (193) gemessen an ihrer Einwohnerzahl wenig verwunderlich auf die meisten Übernachtungen auswärtiger Besucher. In der Kategorie der Kleinstädte lag Balatonfüred (33,4) vor Hajdúszoboszló (31,3), Sárvár (29,7) und Siófok (22,5), bei den Großstädten erzielten Budapest (3,8) und Gyõr (2,2) eine weitaus bessere Quote als Szeged, Kecskemét, Miskolc oder Debrecen, die gerade mal 1-2 Übernachtungen pro Bürger verzeichnen können.