Mehr Liquidität für kleine Firmen.
Zahlreiche Kleinfirmen werden nach Ansicht von Steuerexperten ihre Liquiditätslage deutlich verbessern können, wenn sie mit der Reform der Mehrwertsteuer (ÁFA) gehen. Demnach brauchen Firmen mit ÁFA-Erlösen unter 0,5 Mio. Euro die ÁFA fortan nur noch dann an den Fiskus einzuzahlen, wenn der Gegenwert der Rechnung tatsächlich eingeflossen ist. Um den Staatshaushalt im Gleichgewicht zu halten, gilt die gleiche Regel aber genauso für den Vorsteuerabzug. Die Neuregelung ist insbesondere im Lichte der von 30-45 Tagen jüngst auf 75 Tage verlängerten ÁFA-Rückerstattungspflicht des Staates bemerkenswert.
Demján nutzt Konsultation für Kritik.
Das Aktionsprogramm zum Schutz der Arbeitsplätze ist ein Fortschritt, wäre aber gar nicht vonnöten, würden die Investitionen wieder im gewohnten Tempo in Gang kommen. Das erklärte der Präsident des Arbeitgeberverbands VOSZ, Sándor Demján, bei einer Konsultation mit Ministerpräsident Viktor Orbán. Der Milliardär merkte an, eine „unorthodoxe Wirtschaftspolitik“ mache nur dort Sinn, wo Investitionen stattfinden.
PR verschleiert Wettbewerbsnachteile.
Wirtschaftsexperten sind sich einig, dass ungarische Lebensmittel oftmals deshalb teurer sind, als vergleichbare Importprodukte, weil die hiesigen Hersteller nicht wettbewerbsfähig sind. Zu dieser Schlussfolgerung gelangte eine Umfrage der Wirtschaftszeitung Napi Gazdaság, die dem merkwürdigen Trend auf die Spur ging, wonach der gedrückte Privatverbrauch als Hauptursache der Rezession offensichtlich keinen Einfluss auf die Lebensmittelpreise hat, die maßgeblich zur Inflation beitragen. Das Regierungs-PR für die heimische Industrie und Landwirtschaft lässt also die Verbraucher draufzahlen.
Briten würden mit dem Euro „untergehen“.
Großbritannien, Polen und Ungarn hätten unter einer vertieften Eurokrise am meisten zu leiden, zeigt eine Analyse von Maplecroft, die 169 Länder außerhalb des Euroraums in eine Rangliste nach ihrer Abhängigkeit von der Eurozone einordnete. Industrieproduktion, Wettbewerbsfähigkeit und Erträge an den Anleihenmärkten würden demnach auf der Insel sowie in Mitteleuropa extrem in Mitleidenschaft gezogen, aber auch Skandinavien hätte mit fatalen Folgen zu rechnen. Hingegen könnte China – an dessen Tropf die USA hängen – eine Europleite relativ gelassen zur Kenntnis nehmen.
Verbraucher pfeifen auf Chipssteuer.
Die auf ungesunde Lebensmittel und Erfrischungsgetränke erhobene sog. Chipssteuer spielt dem Fiskus nach einem schwachen Start ins Jahr höhere Einnahmen ein. Im Vorjahr bereicherte die Gesundheitsabgabe den Staat um 4,7 Mrd. Forint (geplant waren ab September 5 Mrd. Forint), dieses Jahr sollte sie 20 Mrd. Forint bringen. Die Monate April und Juni ließen mit jeweils 1,8 Mrd. Forint das enttäuschende I. Quartal vergessen; sollten sich die ungarischen Verbraucher mit den Tatsachen abgefunden haben, könnte die Vorgabe vielleicht noch erreicht werden.
Coca-Cola für halb Europa.
Bei Coca-Cola in Dunaharaszti wurde vergangene Woche die größte Flaschenabfüllanlage im Lande eingeweiht. Ministerpräsident Viktor Orbán würdigte den US-Konzern als „guten Ausländer“, der aus eigenen Mitteln 2 Mrd. Forint in die Erweiterung der Kapazitäten investierte. Eine Cola-Dose für jeden Ungarn pro Tag vermag die Anlage herzustellen, was in Wirklichkeit die Exportleistung des Unternehmens verdoppeln werde, denn den Zuckersaft aus Ungarn trinkt halb Europa von Island bis Malta.
Bei Chio verschwand Ungarn von der Landkarte.
„Wir wurden von der Landkarte genommen“, erklärte der Repräsentant von Chio Chips in Ungarn, Gábor Ágyai-Szabó, auf die Frage der Nachrichtenagentur Bloomberg, wie man bei den internationalen Muttergesellschaften auf die ungarische Wirtschaftspolitik reagiere. Die Kölner Intersnack GmbH wollte 2010 noch Finanzmittel für Expansionsprojekte bereitstellen, nahm davon nach der Einführung der sog. Chipssteuer aber Abstand. Die Umfrage zeigte – auch wenn die meisten Befragten anonym bleiben wollten –, dass Budapest die Investoren abschrecke.
Pharmapolis in Debrecen.
Der Wissenschaftspark „Pharmapolis“ in Debrecen bietet auf 10.500 qm Fläche eine moderne Forschungsbasis für 120 Akademiker. Das für 6 Mrd. Forint (zur Hälfte aus Mitteln des Neuen Széchenyi-Plans) und in Zusammenarbeit des führenden ungarischen Pharmakonzerns Richter Gedeon Nyrt. mit der Stadt realisierte Zentrum lädt innovative Firmen zur Ansiedlung ein, die zu einer hohen Wertschöpfung und zur Entwicklung markt- und exportfähiger Produkte in der Lage sind.
Bosch kooperiert mit Universitäten.
Die Robert Bosch Elektronika Kft. in Hatvan hat eine dreijährige Kooperationsvereinbarung mit der István-Széchenyi-Universität Gödöllõ abgeschlossen. Ab dem Herbstsemester wird Fahrzeugelektronik als neue Fachrichtung an der Fakultät für Maschinenbauingenieure gelehrt, um die Studenten effizient an die spezifische Tätigkeit der Bosch-Gruppe in Ungarn heranzuführen. Das Unternehmen stellt dafür insgesamt 65 Mio. Forint bereit. Die Kooperation wird fachlich durch die TU Budapest unterstützt.
Henkel-Partner baut Kapazitäten aus.
Unter anderem drei große Spritzgussmaschinen nimmt die Electroplast Kft. in Békéscsaba in Betrieb, die für das 815 Mio. Forint teure Projekt EU-Fördermittel von 187 Mio. Forint in Anspruch nehmen konnte. Der Lieferant von Kunststofferzeugnissen für das Henkel-Werk in Körösladány muss seine Kapazitäten um gut ein Drittel erhöhen, um dem wachsenden Bedarf des Chemieriesen gerecht werden zu können. Die österreichische Electroplast-Gruppe war dem langjährigen Partner Henkel erst im Vorjahr in den Südosten Ungarns gefolgt, wo man in diesem Jahr mit 4 Mio. Euro Umsatz und 2013 bereits mit 6 Mio. Euro rechnet.