Planet Display – Was die Welt zu bieten hat
Erneut öffnet das Trafó seine Türen, diesmal jedoch, um seinen Besuchern einen Einblick in die bildende Kunst zu gewähren. Bisher war solch ein Programm im Trafó nicht vertreten. Nun hofft man, dass das Duo KK+TF, welches seine Bilder auf eine orignelle Art vermarktet, ein breites Publikum anzieht.
Viel Raum für Interpretationen.
Ein wenig unschlüssig betrachtet der Besucher die verschiedenen Bilder des schwedischen Duos Klara Källström und Thobias Fäldt. Man sieht die verschiedensten Motive in Alltagssituationen: Zwei Mädchen, die sich ansehen, während der Wind ihre Gesichter mit ihrem Haar verdeckt. Eine Frau, die auf einem Steg liegt. Ein älteres Ehepaar, dass sich feingemacht hat und für ein Erinnerungsfoto in ihrer prächtigen Wohnstube posiert. Der Besucher kräuselt die Stirn, reißt voller Begeisterung die Augen auf oder hebt eine Augenbraue. Diese Ausstellung hat das Potenzial Meinungsaustausch anzuregen.
Das schwedische Duo KK+TF hat sich in erster Linie seinen Namen nicht durch Bilder gemacht, sondern mit der Art, wie es seine Werke präsentiert. Zu jeder Ausstellung entsteht ein Katalog mit allen Fotografien, die sich ebenfalls in Papierqualität und Format unterscheiden. Abgedruckt sind Stilleben, Porträts oder zeitgenössische Bilder, die einen Kontrast zu den klassischen Werken bilden. Jedes Buch hat seinen eigenen Look und ist der Ausstellung angepasst. Eines der Bücher sieht aus wie eine Box. Ein anderes erinnert an ein Telefonbuch und präsentiert allein die Werke von Klara Källström.
Sie und Thobias Fäldt haben bisher acht Bücher veröffentlicht, was für ihr Alter von etwa 30 Jahren eine beachtliche Leistung ist. Sie versuchen jedes Jahr zwei Ausstellungen zu arrangieren, sind somit viel unterwegs und arbeiten hart. Thobias Fäldt ist überdies bei Fashionmagazinen ein beliebter Fotograf und veröffentlichte viele Soloprojekte. Seine letzte Ausstellung im Oktober des vergangenen Jahres zeigte handgroße Ausschnitte der „Acropolis“ in Athen. Als Gegenspieler dazu setzte er Bilder der Demonstrationen in Griechenland ein, die Mitte Oktober die Welt in Atem hielt. Diese sind ebenfalls im Trafó ausgestellt.
Durchdachte Darstellung
Wikileaks ist ein Thema, dass wohl allen im Kopf hängen geblieben und ein Teil der Ausstellung von KK+TF ist. Als Julian Assange im Februar 2011 in Belmarsch Court, London einsaß, waren die beiden Schweden das einzige Team, das Fotos machen durfte. Das Buch mit dem Titel „Wikiland“ zeigt verschiedene Aufnahmen von Gegenständen aus dem Haus, der Journalistenmenge vor dem Haus oder Julian Assange selbst im Haus. Dem Besucher entgeht nicht, dass die Bildformate dieser Fotografien viel kleiner sind als beispielsweise von „Acropolis“. Der Clou dahinter steckt in dem Gedanken des Medieninteresses. Der Fall zog so viel Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich, dass das Künstlerduo beschloss, im Gegenzug die Bilder zu verkleinern.
In der Ausstellung werden die Fotografen von dem ungarischen Künstler Miklós Surányi begleitet, dessen Werke ebenfalls ausgestellt sind. Seine Bilder unterscheiden sich von denen seiner Kollegen recht deutlich. Ein Hund zwischen Rosen oder ein übereinander geworfener Jackenstapel mit einem fliegenden Spielzeughelikopter sind nur einige Teile der Ausstellung, die dem Ungarn gewidmet ist. Das Fensterbrett mit verkleckster roter Farbe muss wohl jeder Besucher für sich selbst deuten.
Neben den Fotografien wird in der Ausstellung durch Projektoren und Beamer eine Slideshow präsentiert. Da die beiden Hauptkünstler aus Schweden kommen, ist es eine schöne Idee, Gedichte in der Landessprache einzuarbeiten.
Insgesamt lohnt es sich einen Blick in die Ausstellung zu werfen. Vielleicht findet der eine oder andere Besucher unter den Wikiland-Bildern ein für sich herausstechendes Porträt des Pressesprechers vor der Meute von drängelnden Journalisten. Oder man zieht aus Miklós Surányis Bildern seinen ganz eigenen Schluss, während man bereits vor einem Querschnitt der „Acropolis“ steht und sich fragt, ob er eher zu der Säule rechts unten oder doch der Säule auf der anderen Seite mit dem abgebrochenen Steinbrocken gehört.
Planet Display – Trafó Galéria
13. Januar bis 26. Februar
Dienstag bis Sonntag 16-19 Uhr
Tage mit Aufführungen 16-22 Uhr
Freier Eintritt
IX. Liliom utca 41
Tel.: (+36 1) 456 2040
www.trafo.hu