Ein unsichtbares Katzenlächeln
Drei Katzen entdecken die Weihnachtszeit aus Sicht verschiedener Kulturen – ein schönes Thema für ein Kinderbuch, zweifelsohne. Doch leider erschöpft es sich darin auch schon. Denn die drei schwarzgefellten Protagonisten Franz, Schwarzie und Kalman erfahren während ihres kurzen Abenteuers leider gar nichts über die Lichterfestbräuche. Und so geht es auch dem Leser.
Doch beginnen wir mit dem Positiven. Das Buch ist wunderschön illustriert. Sarah Fricke hat nicht nur den Katzen liebenswerte Gesichter geschenkt, sondern das ganze Buch in warmen, anheimelnden Farben gestaltet. Besonders durch das große Format des Buches kommen diese zur Geltung.
Bunte Klänge
„Eines Abends im Winter“ ist ein wunderbares Buch zum Vorlesen. Es ist großformatig, bequem kann man sich mit den Kindern dahinter zusammenkuscheln und lesend die wunderschönen Bilder betrachten. Hervorragend lässt es sich auch zu der Hörbuchversion des Buches kuscheln. Diese ist auf einer CD beigefügt.
Auf der CD sind zehn Weihnachtslieder zu hören, neben bekannten deutschen Liedern auch jüdische und indische Klänge zum Lichterfest. Der Genuss dieser erschließt sich vielleicht nicht jedem unmittelbar. Insbesondere Freunde des klassischen Weihnachtsliedes werden bei den Klängen aus dem Fernen Osten ihre Schwierigkeiten haben in Weihnachtsstimmung zu kommen. Das jüdische „Ick bin ein kleinr Dreidl“ hingegen kennen und mögen viele Menschen unabhängig ihrer Religionszugehörigkeit. Dieses traditionelle jüdische Weihnachtslied wurde von einem Kinderchor eingesungen und dürfte so manchen kleinen Musikfreund schnell dazu begeistern „nach Gehör“ mitzusingen.
Das ein Kinderbuch keine Aufzählung von Fakten sein soll und darf, ist klar. Allerdings wünscht man sich in „Eines Abends im Winter“ zumindest ein Müh mehr an Information. So erfahren der Leser und seine kleinen Zuhörer zwar, dass auch die Inder ein Fest um die Weihnachtszeit herum feiern, aber was genau sich hinter dem Lichterfest verbirgt, bleibt leider im Dunkeln. Die essentiellen Fakten zumindest werden genannt: Indische Frauen tragen bunte Saris und zum Lichterfest gibt es Süßigkeiten.
Viel Freude unterm Baum
Ähnlich ergeht es dem Leser auch bei der kurzen Vorstellung des jüdischen Äquivalents. Wir erfahren, dass die Familie zusammenkommt, dass es einen mehrarmigen Leuchter gibt und dass Kinder mit Dreidln spielen. Soweit, so nichtssagend. Auch mögen sich einige Erwachsene an den manchmal irgendwie krampfhaft eingefügten Verniedlichungsformen stören.
Der Vollständigkeit halber muss hinzugefügt werden, am Ende des Buches werden alle drei Feste kurz erklärt. Wer also auf Informationen aus ist, findet sie im Epilog des Buches. Leider geht so der Effekt des spielerischen Lernens für Kinder ein Stück weit verloren.
Als Fazit ist jedoch festzuhalten, dass das Buch trotz allem viel Freude unterm Weihnachtsbaum bereiten kann. Nicht-repräsentative Versuche haben ergeben, dass die Bilder allein mit ein wenig Freude am Erzählen durchaus das Interesse der kleinen Zuhörer fesseln können. Und so man will, können auch die Informationen zu den verschiedenen Festen eingefügt werden. Aber eigentlich geht es ja nicht darum bei einem Weihnachtsbuch.