„Weiblichkeit mit Raffinesse“
Unweit der Metrostationen Arany János utca und Opera ist in der Hajósi utca der zweistöckige helle und geräumige Laden der Designerin Bori Tóth zu finden. Durch die großen, bis zum Boden reichenden Schaufenster können die Spaziergänger wunderschöne und elegante Abendkleider, klassische Kostüme und farbenfrohe Blusen bestaunen.
Ein Klassiker – immer in Mode.
Nette Angestellte begrüßen die Kunden beim Eintritt freundlich, fragen nach ihren Wünschen, helfen bei der Auswahl der Größe und tragen die ausgewählten Kleidungsstücke in die Umkleidekabinen, die gepolsterte Sitzecken haben. Die im Geschäft verteilten weißen Sofas laden zum Sitzen und Verweilen ein. Über eine stilvolle Treppe führt die Designerin Bori Tóth Interessierte in den etwas ruhigeren zweiten Stock, wo eine weitere Couchecke bereitsteht. „Hier oben unterhalte ich mich meist mit Kundinnen, die Einzelanfertigungen bestellen“, erzählt sie während sie in die Polster sinkt.
Durch die vielen Körperformen gibt es selten ein Maß für alle.
Glatter Übergang
Die Nähe zur Kunst sei ihr praktisch in die Wiege gelegt worden, sagt sie und fügt erklärend hinzu, dass sie aus einer Künstlerfamilie stamme und immer eine Affinität zu Mode verspürt habe. „Eigentlich habe ich nie etwas anderes gemacht als Kleidung. Es hat mich immer interessiert und gefällt mir bis heute“, versichert Bori. Erst habe sie ihre Puppen eingekleidet, dann sich selbst und später andere. Dank ihrer Schulausbildung an einem künstlerisch ausgerichteten Gymnasium habe sie die Aufnahme an die Universität leicht geschafft und bereits zwei Jahre nach ihrem Abschluss einen eigenen Laden eröffnet.
Dieses erste Atelier unter dem Namen „Toth Bori Studio“ betrieb sie vier Jahre lang. Hier entstand nur Kleidung auf Bestellung. Als sie dann schwanger wurde, entschied sie sich für eine Veränderung. „Dieser Laden hier war bereits in Planung, und so hatte ich ein festes Ziel, auf das ich hinarbeiten konnte“. Das Konzept des neuen Geschäftes zielte auf Konfektionen ab und entstand noch parallel zum Studio. Da sie beschlossen hatte, die Marke als Ganzes auf neue Grundlagen zu stellen, ließ Bori sich Zeit und eröffnete nach einer fast zweijährigen Pause Ende 2009 den jetzigen Laden mit ihrem Label „TOTHBORI“.
Weiblichkeit mit Raffinesse.
Feminin sein
Ihr Stil sei klar: Qualität und Weiblichkeit mit einer Spur Raffinesse. Die Kleidungsstücke bauten auf das klassische Schönheitsideal von Frauen auf, seien immer tragbar und bequem und verstärkten das Selbstbewusstsein der Trägerin. Eine schöne Frau besitzt für Bori die klassischen weiblichen Attribute gepaart mit der Fähigkeit, auch noch Zeit für Familie, Freunde und einen Partner zu haben. „Frauen wollen gefallen, sich selbst und anderen. Dazu sollten sie auch stehen“, meint die Designerin.
Bori verrät, dass ihre Entwürfe nicht unbedingt den Laufstegmodells am besten stehen, sondern Vollblut-Frauen die Größe 38, 40 oder 42 tragen. „Das ist eigentlich ideal, umgekehrt wäre es schlimm“, sagt sie lächelnd. Ihre Kollektionen gingen generell von Größe 34 bis 42, wenn etwas Größeres gefordert werde, bekäme sie ein wenig Bauchschmerzen, denn dann müsse sie eigentlich neu planen und entwerfen. Bis 42, 44 passten die Abnäher und die Form noch, danach müssten Anpassungen vorgenommen werden, damit das Kleidungsstück richtig sitzt. Das sei sehr viel Arbeit.
„Ideen springen mich an.“
Kundenwünsche
Pro Jahr entstehen zwei Kollektionen, die aus etwa 70 bis 80 verschiedenen Kleidungsstücken, angefangen von Kleidern über Röcke und Hosen bis hin zu Blazern reichen. Die Zusammensetzung passe sich stets der Nachfrage an. „In letzter Zeit stelle ich fest, dass immer mehr Kleider und Röcke gewünscht werden, deswegen haben wir in der jetzigen Winterkollektion auch nur zwei Hosen“, sagt sie.
Die Inspiration zum Entwerfen von Kleidungsstücken komme von überall her. „Sie findet mich, springt mich einfach an“. Eigentlich sei es meist ein Thema um welches sie dann den Rest aufbaue. Die Farbauswahl, die Form und später auch das Marketing ordneten sich immer diesem zentralen Motto unter. Wichtig sei ihr die hohe Qualität der Stoffe. Die Designerin betont, dass sie in erster Linie Naturfasern verwende. Angesichts der technischen Entwicklung und der steigenden Nachfrage arbeite sie seit einiger Zeit zunehmend mit Mischfasern, diese seien nämlich einfacher zu waschen und verlören weniger die Form.
Kundenkreis
Ihre Käufer seien zum Großteil Ungarinnen um die 30, die fest im Berufsleben stehen oder eine eigenen Firma leiten und ihre Entwürfe quasi als Arbeitskleidung tragen. Dann gäbe es noch die Touristen und Expats und diejenigen, die sich bei ihr Hochzeits-, Abend- oder Ballkleider anfertigen ließen. Obwohl sie auch für letztere Kollektionen entwerfe, wollten die meisten verständlicherweise immer eine Einzelanfertigung. Aber auch bei den Konfektionen nehme sie immer wieder Anpassungen vor. Es gäbe durch die vielen verschiedenen Körperformen selten ein Mittelmaß, das allen passe.
Zukunftspläne
Da ihr Laden in Budapest inzwischen gefestigt sei, sieht sich Bori nun nach Distributoren um, gehe auf Messen und baue sich ein Netzwerk im In- und Ausland auf. „Meine Marke ist noch jung und obwohl ich meine Zukunft in Ungarn sehe, muss ich mich wegen der wirtschaftlichen Lage Richtung Ausland orientieren“, erklärt sie. Außerhalb Ungarns gäbe es eine richtige Designkultur, die Augen seien anders sozialisiert, was heißt, dass Design in dieser Umgebung eine viel größere Chance habe. Deswegen habe sie jetzt auch einen Webshop eingerichtet. Er sei noch in der Testphase, aber sehr wichtig, denn nur so könnten Ausländer weiter bei ihr bestellen, wenn sie in ihre Heimat zurückkehren.
Weitere Läden würde sie gerne in den USA, West oder East Coast, einrichten, weil Amerikaner Qualitätsware aus Europa zu schätzen wüssten. Russland sei für sie auch interessant. Der Stil der Russen, Einfachheit mit etwas Besonderem zu paaren stehe ihr nahe, außerdem würde sie gerne ein noch „jungfräuliches Gebiet“ erschließen.
TOTHBORI
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 11 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 16 Uhr
Tel.: + 36 1 354 1588
VI. Hajós utca 25
www.tothbori.com
www.ourstyle.hu
Zur Prrson
Bori Tóth machte 2002 nach einem Studienaufenthalt am National College of Dublin ihren Abschluss in Fashiondesign an der Universität für angewandte Kunst in Budapest. Bereits zwei Jahre darauf öffnete sie ihr erstes Atelier unter dem Namen „Toth Bori Studio“, das sie für einen neuen Laden mit einem etwas geänderten Konzept 2009 aufgab. Bori stellt seit 2005 zwei Mal im Jahr ihre neuen Haute Couture Kollektionen im Kiscelli Museum bei einer Modeschau vor, war für den „Fashion designer of the Year“ des ungarischen Fashion Awards nominiert und gewann den Cosmo Grand Prix Award.