„Draufgängertum gepaart mit zerbrechlicher Weiblichkeit“
Nur etwa fünf Minuten vom Ferenciek tér entfernt ist seit ein paar Monaten der Showroom „The Garden Studio“ der jungen Designerin Dóri Tomcsányi. Zwischen dem ersten und zweiten Stock des schönen Budapester Altbaus warten hier in zwei hellen, freundlichen Räumen mit großen Glasfenstern moderne Möbel, bunte Kleidung und flippige Accessoires auf Neugierige.
Dóri Tomcsányi verbindet ökologisches und modisches Bewusstsein.
Neugierig hielt Dóri Tomcsányi die Tür ihres Showrooms offen, lud gleich zum bequemen Sitzen auf den Kissen der Bänke vorm Fenster ein und stellte die beiden Mitverantwortlichen für „The Garden Studio“ vor. Diese grüßten lächelnd und hielten sich dann im Hintergrund.
Ein Gesamtkonzept
„Wir haben hier mehr als nur meine Kollektionen“, stellt Dóri gleich am Anfang klar und erklärt, dass das Studio erst diesen Sommer eröffnet worden sei. Nun hofft sie, immer mehr ungarische Designer anzuziehen. Die Idee dahinter ist im Grunde einfach: Ein Showroom für verschiedene Designartikel, die zuvor auf der Website angesehen und bestellt oder eben im Laden besichtigt und gekauft werden können. Es gäbe auch viele Vorbestellungen, verrät die junge Frau. Die Designer hätten durch den Showroom mehr Möglichkeiten, denn sie müssten ihre Kreationen nicht abgeben, behielten sie also immer und seien gleichzeitig im Internet sehr viel präsenter als nur in ein-zwei Läden. Dóri betont auch, dass insbesondere Ausländer gern und vor allem viel über die Website bestellen. In Ungarn sei das jedoch noch nicht gang und gäbe. Geplant ist, dass neben der Mode, Möbeln und Schmuck auch bald Schuhe, Kinderspielzeug und ein Grafiker im Laden und Webshop zu finden sein werden.
Verträglich tragbar.
Mut zum Namen
Ihre eigene erste Kollektion entstand vergangenes Jahr im Rahmen ihres Studiums. Das „Illusion Project“ war, wie der Name schon sagt, eher ein Projekt, dem eine Ausstellung ihrer Entwürfe und jetzt die Herbstkollektion folgten. „Ich finde es spannender immer mal wieder etwas Neues zu machen“, meint Dóri. Der Weg zum Design ergab sich von ganz allein, erzählt sie und fügt hinzu, dass sie schon vor dem Abitur an nichts anderes als an Modedesign habe denken können. Es ergab sich einfach alles automatisch.
Beim Labelnamen überlegte die Designerin dann schon etwas länger, entschied sich aber schlussendlich doch für ihren eigenen Namen „Dóri Tomcsányi“. Eine mutige Entscheidung, denn Dóri hofft, dass die Menschen ihn bald kennen werden, so wie die ebenso komplizierten Namen einiger holländischer Designer. Außerdem würden so Kollektionen, die sie in Zukunft vielleicht für Modehäuser entwerfen wird gleich mit ihr und ihrem Stil verbunden.
Stoff- und Farbenwahl
Ihre Mode beschreibt Dóri selbst als ein wenig minimalistisch, mit einfachen Formen und Schnitten und kleinen, aber feinen Details. „Ein wenig Draufgängertum gepaart mit zerbrechlicher Weiblichkeit“, meint sie nachdenklich. Reißverschlüsse, Kragen und das Betonen der Taille, ebenso wie gerade Linien, die gebrochen werden, sei es durch unterschiedliche Texturen oder die Farben der Stoffe, sind Kennzeichen ihrer Kollektionen. Es sei fast schon wie ein Markenzeichen für das Label. Sie spiele gern mit gegensätzlichen Oberflächen, glatt mit rau, einfarbig mit Muster oder Leder mit Gestricktem, erklärt sie.
Die Textilien, die sie verwende, kämen zumeist aus dem Ausland, weil die Qualität dort hochwertiger sei. Sie betont auch, dass sie zu 80 Prozent mit Naturfasern wie Seide, Bambus, Baumwolle, Wolle und ein wenig Leder arbeite. Bei den Farben tobe sie sich richtig aus. Dóri mag große farbige Flächen. Es gäbe bei jedem Ton eine Schattierung, die sie schön finde. Die kräftigen Farben stehen bei ihr auch für Mut zur Kleidung, jedoch ist ihre Herbstkollektion etwas entspannter als die vorherigen Entwürfe: Dunkelblau und Puder mischen sich hier und vermitteln ein weicheres Bild der Frau.
Der Kunde ist König
Die jetzige Kollektion bestehe im Moment aus 16 verschiedenen Outfits, jedoch werde sie laufend erweitert. Auch ist Dóri für Kundenwünsche offen und ändert ihre Entwürfe immer wieder auch ab. „Dadurch kommt es manchmal vor, dass es nicht mal zwei gleiche Teile gibt“, meint sie gelassen. Solange der Charakter und der Stil des Orginalentwurfs noch zu erkennen seien, habe sie nichts gegen Einzelanpassungen, denn der Käufer soll sich damit und darin wohlfühlen.
Sie lasse sich beim Planen ihrer Kollektionen immer von ihrer Inspiration leiten, erklärt die Designerin. Manchmal sei der erste Funke eine Farbe oder Form, aus der dann später der ganze Rest entsteht. Zeichnungen und erste Probestücke fertigt sie allein an. Erst wenn ihr der Entwurf zusagt und alles so ist, wie sie es sich vorgestellt hat, übergibt sie die Kreationen einer Schneiderin. Welche Stücke sie genau kreiert, beispielsweise Hosen oder Röcke, überlässt Dóri dem Zufall. Das ergebe sich meist eh im Laufe des Prozesses.
Einfache Formen mit feinen Details.
Zukunftspläne
Neben Frauenmode entwirft Dóri auch ab und zu Taschen und arbeitet mit zwei weiteren Designerinnen zusammen, um Schmuck und Schuhe passend zu ihren Kollektionen zu schaffen. Und das will sie auch in Zukunft aufrechterhalten. Es sollen noch mehr Designer in das „The Garden Studio“ kommen, mit denen auch unterschiedliche Kooperationen realisiert werden können. Sie möchte auch öfter Taschen und Accessoires entwerfen und mehr Zeit für ihre Männerlinie aufbringen. Letztere stecke im Moment noch in den Kinderschuhen, denn sie konzentriere sich vor allem auf die Frauenmode. Jedoch sind bei ihrer Fashionshow im Herbst auch ein paar zeitlose Männerkreationen wie Anzüge über den Laufsteg gelaufen. Das will Dóri in Zukunft weiter ausbauen.
Passend von Kopf bis Fuß.
The Garden Studio
V. Városház u. 14.
Tel.: +36 30 259 3511
Email: info@thegardenstudio.hu
www.thegardenstudio.hu
Zur Person
Dóri Tomcsányi machte 2010 ihren Abschluss an der Universität für Kunst und Design (MOME) und startete kurz darauf ihr Label „Dóri Tomcsányi“. Diesen Sommer eröffnete sie mit zwei Bekannten den Showroom „The Garden Studio“, der ihr und anderen Designern die Möglichkeit gibt, ihre Kreationen vorzuführen. Dóri nahm während ihrer noch kurzen Karriere an verschiedenen Modeshows und Ausstellungen im In- und Ausland wie Paris und Ljubljana teil und arbeitete für das Magazin Amalie.