Die Erinnerung an die Wahrnehmung
Im Budapest Center of Architecture eröffnete in der vergangenen Woche die Ausstellung Paul Otts. Unter dem Titel „Memory of Architecture“ wird der Besucher zum aktiven Betrachter und muss getreu dem namensverwandten Spiel „Memory“ die zusammengehörigen Bilderpaare entdecken.
Ungewöhnliche Blickwinkel aus zwei Perspektiven.
Bei genauerer Betrachtung fällt dem Besucher beim Betreten der Ausstellung auf, dass der Raum den Grundriss einer klassischen Spiegelreflexkamera aufweist und interessanterweise hängen die Fotografien durchweg auf der Höhe einer aufgestellten Filmkamera. Die 66 ausgestellten Architekturfotografien zeigen Bildpaare, die sich zwar auf dieselbe Art der Architektur beziehen, diese jedoch aus unterschiedlicher fotografischer Sichtweise präsentieren. Die Unterschiede werden durch die Merkmale des Standpunktes, des Fokus oder des Zeitpunktes deutlich. Man findet Bilderpaare, die auf einer Fotografie Menschen zeigen, auf der anderen jedoch nicht. Auf einem Bild ist Architektur am Tag, auf dem anderen bei Nacht gezeigt. Eine kleine Überraschung ist ein Haus, das einmal mit offener und einmal mit geschlossener Tür fotografiert wurde. Somit entsteht die Verbindung zum Gesellschaftsspiel „Memory“. Ebenso muss hier der Betrachter zwei Bilder ausfindig machen und sie einander zuordnen. Etwas knifflig wird die Bildersuche dadurch, da sie größtenteils Kenntnisse über die abgebildeten Architekturen verlangt. Selten helfen die leicht differenzierten Farbtöne, das passende Gegenstück zu finden. Auf diese Art befasst sich der Betrachter unbewusst mit seiner eigenen Wahrnehmung. Jedoch findet sich der Kerngedanke des „Memorys“ nicht nur durch die Suche der Bilderpaare wieder, sondern auch anhand der quadratischen Fotografien mit weißem Rand.
Erinnerungen bewahren
Den Leitgedanken der Ausstellung möchte Paul Ott neben den Themen Fotografie und Architektur besonders auf das Gedächtnis und die Erinnerung richten. Diese sind Grundfunktionen: Die Fotografie dient dem Erhalten von Erinnerungen. Sozusagen ein externer Speicher von dem, was wir gesehen haben. Ob es sich dabei um die Familienalben handelt, die uns die ewigen Erinnerungen an die Jüngsten der eigenen Reihen erhalten sollen oder um Fotos von öffentlichen Auftritten.
Paul Ott wurde 1965 in Kremsmünster geboren und ist seit 1989 freischaffender Fotograf. Sein Name und seine Werke sind besonders in Österreich bekannt, wo er bereits mit vielen anerkannten Fotografen zusammengearbeitet hat. Hauptsächlich beschäftigt er sich mit der Architekturfotografie und hat bereits zahlreiche Preise und Wettbewerbe gewonnen. Seine letzte Ausstellung war 2010 in Graz, wo er Bilder des „Zufalls“ präsentierte, wie beispielsweise umstürzende Gegenstände.
Diese Ausstellung hebt sich von anderen ab. Hierbei geht es nicht um die simple Fotografie charakteristischer Gebäude. Vielmehr spielt die unterschiedliche Art und Weise ein Gebäude darzustellen eine Rolle und verweist auf die Kreativität des Architekturfotografens.
Paul Ott:
Memory Of Architecture
Bis 15. November 2011
Montag bis Samstag
11:00 bis 19:00 Uhr
Eintritt frei
FUGA Budapest Center
of Architecture
V. Petöfi Sándor utca 5
Tel.: +36 1 266 2395
www.fuga.org.hu