Qualitätsdruck der alten Schule
Vielmehr als mit dem nüchternen Begriff „Schreibwaren“ assoziiert man das Wort Designer mit teurer Mode und dekadenten Cocktailparties. Doch nein, es geht auch anders: Die wunderschön verschnörkelten, phantasievoll verzierten und beinahe „verspielten“ Schreibwaren im Stil der Papeterie „Bomo Art“ können nur als „Design vom Feinsten“ bezeichnet werden.
Ein Mann und seine Leidenschaft: Károly Boldizsár mit Teilen seines Sortiments.
Befinden sich in Károly Boldizsárs kleinem Lädchen vier Leute gleichzeitig, wird es bereits etwas eng. Das Interview mit der Budapester Zeitung wird im Stehen geführt, Sitzgelegenheiten gibt es nicht. Der Platz ist so begrenzt, dass man sich wundert, wie auf diesen wenigen Quadratmetern soviel untergebracht werden kann. Unzählbar viele Rollen Geschenkpapier, Notizblöcke, Schachteln, Postkarten, jede individuell bemalt mit unterschiedlichsten Mustern.
Die Motive sind so vielfältig wie Boldizsárs Ideen.
Geruch von Qualität
„Ich bin sehr stolz darauf, dass wir auch so viel Ungarisches hier haben“, erzählt Boldizsár und deutet auf seine Papiermuster, auf denen in kunstvoller Fertigung Motive vom Budapester Zoo, der Staatsoper und eine Reihe nationaler Stars und Sternchen abgebildet sind. Die Materialien für seine Produkte sind hingegen nicht heimisch, sondern kommen von überall her: Aus Spanien, Italien, Deutschland. Gleichermaßen interessant für Einheimische und Touristen, ein bunt gemischtes Klientel jeden Alters, Stammkunden wie Einmal-Käufer – der Laden scheint förmlich nach künstlerischer Qualität und hohem Niveau zu riechen. Bei aller Vielfalt wirkt die Anordnung der Waren wie eine perfekte Einheit, alles steht am richtigen Platz, ergänzt sich farblich perfekt. Die wichtigsten Elemente sind das Geschenkpapier, die Postkarten und Blöcke, daneben sind spannende Kuriositäten wie Kaleidoskope in allen Farben und Formen, Schreibfedern und elegante Stiftbehälter vertreten. Fehlen nur noch Goethe oder Schiller, die sich auf dem Papier mit Liebesgedichten an ihre Angebeteten verewigen.
Kein Wunder: Boldizsárs Karriereweg lässt sich beinahe als klassisch bezeichnen: Schon als Kind liebte er Papier über alles und wurde schließlich zum Drucker ausgebildet. Das Zeichnen und die Buchbinderei lernte er erst später, arbeitete einige Jahre hier und dort und machte sich schließlich mit seinem eigenen Laden selbstständig. Angefangen hat alles schon in den 90er Jahren, mittlerweile kann Boldizsár sich bereits zu den alten Hasen im Geschäft zählen. Im Jahr 2000 eröffnete der Laden. In den elf Jahren hat sich nach außen wenig verändert, zugleich befindet sich aber alles in einem steten Wandel. „Unsere vielfältigen Muster und Motive ändern sich vier oder fünf Mal im Jahr; und damit verändert sich auch der Laden selbst“, so Boldizsár. „Wir lieben es, die Designs zu entwerfen und dann zu sehen, wie es den Leuten gefällt und wie sie sich freuen. Ein Bestseller ist zurzeit ein in Leder gebundenes Rezeptbuch.“ Erst vor anderthalb Monaten wurde alles komplett renoviert, der Laden selbst hat ein neues „Design“ erfahren.
Kurios und einzigartig: Lampen a la „Bomo Art“.
Vom Gozsdu Bazar nach London
Auf die Frage, ob die Zeiten in finanzieller Hinsicht schwer seien – immerhin müssen elf Jahre Geschäftserfahrung von Höhen und Tiefen zeugen –, antwortet Boldizsár diplomatisch. Jedes Geschäft sei weder einfach noch schwer, man müsse auf die Kunden zugehen, sie aktiv suchen und nicht warten, bis sie dich entdecken. Trotz der zentralen Lage im V. Bezirk ist Bomo Art mit seiner Miniaturgröße gar nicht einfach zu entdecken. Dafür präsentiert sich die Marke umso eifriger außerhalb der eigenen vier Wände: Auf dem Weihnachtsmarkt, dem Gozsdu Bazár, auf dem Vörösmarty tér, sogar bei einer Ausstellung in London waren ihre Designs vor kurzem vertreten, früher auch des Öfteren in Frankfurt, wo Boldizsár einige Brocken deutsch gelernt hat. „Zum Beispiel ist mein Lieblingswort auf deutsch“, lacht er. So kaufen nicht nur Privatkunden, sondern auch viele Einzelhändler die Waren von Bomo Art ein. Alleine würde Boldizsár das nur schwer bewältigen können: „Es ist unglaublich wichtig, dass wir hier im Team zusammenarbeiten“. Die Druckerwerkstatt, die Website, einzelne Produkte. Alles funktioniert nur in Kooperation. Entscheidend vor allem für die kommende Weihnachtszeit, in der alles wie am Schnürrchen laufen muss. Bleibt zu hoffen, dass Läden wie Bomo Art im Stil der „alten Schule“ auch weiterhin nicht von der unendlichen Macht der virtuellen Kommunikation zerstört werden.
Hier kann das Buch auch gern nach seinem Umschlag bewertet werden.
„Bomo Art“
Tel: +36 1 318 7280
V. Régiposta utca 14
www.bomoart.com
Ein kleiner Laden mit viel Liebe zum Detail.