Wenn Worte zu Bewegungen werden
2002 wurde „RUBBERBANDance Group“ ins Leben gerufen: Victor Quijada stellte eine Gruppe zusammen, die in ihren Choreografien sowohl Elemente des Hip-Hops als auch des Balletts vereint. Im neuen Stück „Loan Sharking“ werden ihre besten Choreografien von 2002 bis 2008 in einem Programm zusammengefasst. Ganz gleich, ob es sich bei ihren Aufführungen um Zuneigung, Ablehnung oder Eifersucht zwischen Menschen dreht, jedes Gefühl spiegelt sich in ihren Tänzen wider.
Gefühle bahnen sich ihren Weg aus dem Herzen durch den Körper.
Zu Beginn ist alles still. Der Zuschauer ist gespannt, was die zwei Tänzer präsentieren werden. Noch stehen sie ruhig am Seitenrand und scheinen sich kaum zu regen, doch das Stück hat bereits begonnen. Angefangen mit winzigen Bewegungen bringt die Tänzerin Leben auf die Bühne. Immer größer und Raum greifender werden ihre Bewegungen, bis ihre Arme und Beine sie durch die Luft zu ziehen scheinen, als würde sie einem Sog folgen. Zierlich, jedoch mit absoluter Körperspannung nutzt sie mit ihren Schritten den Raum der Bühne immer weiter aus.
Die Tänzerin braucht mehr Platz, um ihre Gefühle auszudrücken, die von ihr Besitz ergriffen haben. Sie springt von einer Seite der Bühne zur anderen, rollt sich über den Boden, dreht eine Pirouette, hält unerwartet inne und lässt sich erneut zu Boden sinken. Ihr innerer Kampf ist fast greifbar, so stark sind die Emotionen. Ein Tänzer tritt auf und umschließt seine Partnerin mit seinen Armen, doch sie entreißt sich seinem Griff. Sie versucht zu fliehen, doch er holt sie mit einer Hebung zurück. Mit einem festen Blick schauen sie sich an, als sie voreinander stehen. Sie atmen schwer und legen sich die Hände auf die Schultern. Man spürt die Anspannung. Wird er sie ziehen lassen? Oder kehrt sie zu ihm zurück?
Barrieren durchbrechen
Victor Quijada – selbst Tänzer und Choreograf – wurde bereits zu Kinderzeiten von den verschiedenen Tanzstilen in seinem Umfeld beeinflusst. Jazztanz aus dem Fernsehen und die Straßentänzer um die Ecke: Sie gaben ihm den Anreiz einen Stil zu entwickeln, in welchem er die Einflüsse, die ihn geprägt haben, verarbeiten kann. Somit entstand die Mischung aus zeitgenössischem Tanz vereint mit Techniken diverser Formen des Straßentanzes. Ausgenutzt wird hierbei unter anderem auch die Impulsivität von Hip-Hop, wodurch sich ein weitläufiges Repertoire an Bewegungen und somit immer neue Choreografien bildet.
Auch eine Performance aus dem Stegreif ist oftmals ein spontaner Bestandteil der Darbietungen. Was die Gruppe weiterhin auszeichnet, ist das Schauspiel, welches in die Aufführungen eingearbeitet ist. Bei ihren Darbietungen heben sie Verhaltensmuster und emotionale Konflikte der Gesellschaft hervor: Gewalt, Zärtlichkeit, Komödie. Daher basiert das Lob für die Gruppe nicht nur auf ihrer tänzerischen Leistung, sondern ebenfalls auf ihrer Fähigkeit Themen aussagekräftig zu vertanzen.
Sie sind der Meinung, dass es für Künstler zahlreiche Möglichkeiten geben sollte – auch unerwartete – ihr Können dem Publikum zu präsentieren. Bei vielen Veranstaltungen hat Victor Quijada durch seine Improvisationen die Barriere zwischen Künstler und Publikum schon gebrochen. Er hofft darauf, seinen Zuschauern Tanz so nahe bringen zu können. Die Besucher sollen seine Stücke nicht als ein vorgetragenes Programm sehen, sondern eher als eine passive Aktivität, in die sie eingebunden sind.
RUBBERBANDance Group
– „Loan Sharking“
14. und 15. Oktober, 20 Uhr
Eintrittskarten:
2800 Forint
Trafó – House of
Contemporary Arts
IX. Liliom utca 41
www.trafo.hu/en-US/program_2102