„Bunt, praktisch und einzigartig“
Mitten in der Innenstadt, unweit des Jászai Mari tér in Richtung Westbahnhof, liegt der kleine Laden der Designerin Zsuzsa Lengyel in einem Innenhof am Szent István körút. Auf dunklen Holzregalen präsentiert sie hier ihre bunten Taschenkreationen in verschiedenen Formen und Materialien sowie einzigartige, schöne Krawattenentwürfe für Sie und Ihn.
Die junge Designerin präsentiert stolz eine ihrer Taschen aus der aktuellen Kollektion.
Mit einem schüchternen Lächeln öffnet die junge Designerin die Tür zu ihrem Showroom und bietet sofort einen Platz auf dem Ledersofa an. Ihr Laden läge etwas versteckt und sei dadurch leider etwas schwierig zu finden, gibt Zsuzsa Lengyel sogleich zu und macht es sich ebenfalls auf der Sitzgelegenheit bequem.
Vielfalt in Farbe, Größe und Form bieten Lengyels Taschen.
Ein langer Weg
Ruhig und leise beginnt Zsuzsa dann von ihrem Werdegang, der erst über ein Wirtschaftsstudium zum Design führte, zu erzählen. „Kreative Dinge haben mich immer angezogen“, meint sie und fügt nachdenklich hinzu, dass der Exkurs ihres ersten Studiums wahrscheinlich eine Rebellion gegen die Eltern, die Grafiker und Künstler seien, gewesen sein muss. Während des Wirtschaftsstudiums habe sie jedoch ihre Meinung geändert und dann doch noch einen Abschluss in Design gemacht.
Unter dem Label „Jaffa“ entstanden nach ihrem Abschluss Kleiderkollektionen mit einer Studienkollegin, die auch gut bei den Kunden ankamen. Nach einige Jahren wurde sie jedoch schwanger und beschloss, sich aus dem Geschäft zurückzuziehen. Damit verschwand auch ihre Mode von der Bildfläche. Eine Schaffenspause von fünf Jahren folgte, die Zsuzsa kurz vor Weihnachten 2010 beendete.
Neues Konzept
Sie entschied sich für Taschen und Krawatten, weil es praktischer und einfacher ist, sie herzustellen als Gewand, erklärt die Designerin, die jetzt alleine an ihren Kollektionen arbeitet. Da sie wegen der langen Pause sowieso ein komplett neues Label aufbauen musste, entschied sie sich dafür, etwas völlig neues zu machen. „Außerdem habe ich mich ja auch verändert, die alte Marke passte nicht mehr zu mir“, betont Zsuzsa und beschreibt ihre Taschen als kleine Statuen, die im Gegensatz zur Kleidung einen begrenzten Rahmen haben. So entstanden ihre beiden Label „lengyel zsuzsi“ für Taschen und „Karnevaal“ für Männer- und Frauenkrawatten.
Sammelleidenschaft
Ihre Taschen entstehen durch Versuche, Zeichnungen und oft durch die Farbe und Textur der Stoffe, die sie miteinander kombinieren will. „Ich sammle Stoffe, Pelze, Leder aller Art, benutze auch häufig alte Kleidungsstücke wie Pelzmäntel oder Pullover, die ich dann weiterverarbeite. Mein Dachboden ist im Grunde mit Stoffballen und Resten gefüllt“, gibt sie lächelnd zu. Die Formen der Taschen bleiben ähnlich, aber das Aussehen variiert aufgrund der vielen Materialien unglaublich, es gibt kaum zwei gleiche Stücke. Das gilt nicht für ihre kleinen Serien, in deren Rahmen jeweils rund zehn Stück entstehen und die deswegen auch durchnummeriert sind. Diese werden allerdings bei einer Schneiderin gefertigt. Die Nachbestellungen sowie Einzelstücke schaffe sie jedoch allein in Handarbeit.
Weiterentwicklung
Eigentlich produziere und kreiere sie das ganze Jahr über, erzählt Zsuzsa, allein jetzt habe sie wegen einer Ausstellung in London vier komplett neue Taschenformen entworfen. Diese haben einen Ledergriff und Lederboden, damit sie strapazierfähiger sind. Zsuzsa möchte in Zukunft darauf achten, dass alle Entwürfe aus Stoffen bestehen, die wasserabweisend sind. Sonst gäbe es aber kein Kriterium für das Grundmaterial. Das einzige, was die Designerin vor neuen Kreationen abhielte, sei die fehlende Zeit, meint sie bedauernd. Neben den neuen Entwürfen können aber auch die alten weiterhin über ihre Website bestellt werden. „So entstehen eigentlich die meisten Taschen“, erzählt Zsuzsa, und fügt hinzu, dass diese nach Absprache in Farbe und Stoff an die Wünsche des Kunden angepasst werden und dadurch natürlich immer Einzelstück seien.
Onlinebestellungen
Ihre Käufer sind In- und Ausländer, die vielleicht schon von ihr gehört haben, und deswegen ihren Laden finden oder sich über die Website informieren und bestellen. Zsuzsa verschickt ihre Taschen auch ins Ausland, jedoch seien die ungarischen Kunden immer noch in der Mehrzahl. Obwohl ihre Entwürfe für diese vielleicht etwas teuer sind, betont sie aber sogleich, dass eigentlich immer mehr Ausländer auf sie aufmerksam würden, die Design, Ware und Einzigartigkeit zu schätzen wissen. Das Feedback sei durchwegs positiv. Deswegen überlege sie, mit ihren Kreationen nach Deutschland oder Frankreich zu gehen.
„Karnevaal“
Das Entwerfen der Krawatten ergab sich eher aus Zufall und läuft neben der Taschenproduktion. Vor Jahren beschenkte sie einen Freund mit ein paar schönen Kreationen, dem diese so gut gefielen, dass Zsuzsa anfing auch welche für den Verkauf herzustellen. Die Stoffe, die sie dafür nutzt, stammen aus ihrem Fundus, und sind nicht immer nur aus Seide, sondern manchmal auch aus Wolle oder einem anderen festen Stoff. „Das schmälert ihre Qualität überhaupt nicht“, meint die Designerin und erzählt, dass sie mal bei einer Hochzeit ein selbstgeschneidertes Korsett getragen habe, und ihr Mann die passende Krawatte dazu. Von daher rührt ihre Idee, für Paare zu Silvester ähnliche Kombinationen herzustellen. Dies kam bei den Kunden so gut an, dass ihr aus dem vergangenen Jahr nur eine Kombination geblieben ist. Dieses Jahr wolle sie dies weiterführen.
Zukunftspläne
Bei beiden Linien setzt Zsuzsa auf Farben und Kontraste, die sich aus dem Stoff, seiner glatten oder weichen Struktur ergeben und am Ende immer miteinander harmonieren. Außerdem sind die Taschen bis auf die neuesten Entwürfe auch immer praktisch: Man kann sie auf verschiedene Weise tragen, mit Druckknöpfen verkleinern oder vergrößern, man kann außerdem den Tragegurt verändern oder Reißverschlüsse öffnen, um das Fassungsvermögen zu erweitern. Geplant sind auch zwei Linien bei „lengyel zsuzsi“, die sich in „Premium“ und „Basic“ aufteilen sollen. Der Unterschied soll dabei die Verwendung von Leder und natürlich der Preis sein. Entwürfe der jetzigen Kollektion kosten um die 25.000 Forint, die Basic-Taschen werden zwischen 15 und 20.000 liegen. Neu ist auch das Stammkundenprogramm, das „Wiederholungstätern“ einen Rabatt vom 30 Prozent auf jede weitere Tasche gewährt. Zsuzsi sagt, dass „es viele gibt, die schon mehr als eine Tasche gekauft haben, weil ihnen die Farbe und der Stil gefällt“, und genau diese Käufer wolle sie mit der Kundenkarte erreichen.
Jedes Stück ein Unikat.
Showroom:
Öffnungszeiten: Montag, Dienstag
und Donnerstag von 12 bis 18 Uhr
V. Szent István körút 15.
www.lengyelzsuzsi.hu
www.karnevaal.com
Zur Person
Zsuzsa Lengyel hat ihre Abschlüsse 2002 in Wirtschaft an der Széchenyi Istvan Universität in Gy?r und zwei Jahre später als Designerin in Budapest gemacht. Danach fing sie an, mit einer Studienkollegin Mode zu designen. Nach einer etwas längeren Pause eröffnete sie dann 2010 ihr Taschen- und Krawattengeschäft erneut, was gleichzeitig auch als Atelier dient. Seit diesem Jahr nimmt sie regelmäßig am WAMP Designermarkt teil und vertreibt ihre Kreationen außer in ihren Laden auch auf ihrer Webseite und in zwei weiteren Designgeschäften. Im Oktober wird die Designerin an dem internationalen Markt in Budapest teilnehmen.