Modell für neue Kooperationsformen im Donauraum
„Die Vernetzung der EU-Staaten mit Nicht-EU-Staaten kann nur dann stattfinden, wenn die Kooperation der Länder untereinander gelingt“, betonte Daniel Göler bei einem kürzlich Vortrag an der Andrássy Universität. Thema war die „europäische Energiegemeinschaft“.
Daniel Göhler spricht über die „europäische Energiegemeinschaft“.
Der Dozent der Passauer Universität setzte sich mit dem Thema Zusammenarbeit mehrerer Staaten bei der Energiegemeinschaft auseinander und versuchte in seinem Vortrag diese als ein Modell für weitere Kooperationen im Donauraum zu präsentieren. Anschließend stellte er sich in einer Diskussionsrunde Fragen aus dem Publikum. Wie bereits zu Beginn der Veranstaltung von Hans Kaiser, dem Direktor der Konrad Adenauer Stiftung Budapest, angemerkt, gelte es, das Fragezeichen im Untertitel „Modell für neue Kooperationsformen im Donauraum?“ zu klären.
Europa unter die Lupe genommen
Europa sei auf allen Ebenen ein Thema. Egal, ob es sich um die
Euro-, Wirtschafts- oder Finanzkrise handele. Dabei ist jedoch erst einmal zu klären, wie sich Europa zusammensetzt.
Europa, so Göler, bestehe aus verschiedenen Staaten, die in unterschiedlichen Bereichen kooperieren. Jedoch haben nicht alle den
gleichen Status. Es gibt Mitgliedsstaaten, Beitrittsstaaten und auch Staaten, die vorerst oder gar nicht der EU beitreten werden. Hierbei sei das Problem zu klären, wie man einerseits alle Länder in einer Strategie zusammenfassen kann und andererseits, wie die Möglichkeiten der Einbindung von europäischen Staaten ohne Mitgliedschaft in der EU aussehen sollen.
Für Göler gibt es drei Modelle zur Gestaltung Europas. Zuallererst „Kerneuropa“. Als Zweites nannte er das „Europa der konzentrierten Kreise“. Bei diesem Konzept gibt es innere und äußere Kreise, wobei die nicht EU-Länder zu den äußeren Kreisen zählen. Als drittes Modell führte er ein sogenanntes „Europe á la carte“ an. Dabei werde den Staaten die Freiheit gegeben, sich
individuelle Teilbereiche auszusuchen, an denen sie sich beteiligen möchten, erklärt Göler. Allerdings sei hier stärker zu befürchten, dass die Gemeinsamkeiten der Staaten verloren gehen.
Integration ist bei allen drei Varianten ein Kernelement des Erfolgs. Mit der sogenannten flexiblen Integration sollen die Beziehungen zu den östlichen Nachbarstaaten neu geordnet werden. Dabei stellen sich jedoch zwei Fragen. Zum einen, wie die sektorale, also gebietsmäßig getrennte Integration innerhalb der Institutionen gestaltet werden kann. Weiterhin, welche Politikfelder durch die flexible Integration abgedeckt werden können. Die Schwierigkeit bei der Beantwortung dieser Fragen sei, dass sich eine Teilnahme sowohl für die einzelnen Länder als auch für die EU lohnen müsse.
Zur Lösung der Frage der sektoralen Integration stehen der Energiegemeinschaft bereits jetzt mehrere Institutionen zur Verfügung.
Neben einem Ministerrat, einem Sekretariat und einem Regierungsausschuss haben die sogenannten vier Foren ein großes Potenzial an weiteren Befugnissen. Diese Institution dienen der Dokumentierung, der Sanktion oder der Schlichtung. Die Frage nach den Politikfeldern hat sich in den vergangenen zehn Jahren der Zusammenarbeit der Energiegemeinschaft verändert. Anfangs beschränkt auf die Bereiche Energie und Elektrizität, dehnte sie ihre Tätigkeit im Verlauf der Jahre auch auf andere Sektoren, wie beispielsweise Öl aus.
Energiegemeinschaft sichert die Kooperation der Staaten
Göler stellt im Rahmen seiner Ausführungen fest, dass mit der Energiegemeinschaft eine dauerhafte Kooperation aufgebaut und ein institutioneller Rahmen geschaffen werden konnte, der die Länder im Donauraum verbindet. Daher
könne das Prinzip dieser Gemeinschaft als ein Vorbild für weitere Zusammenarbeit im Donauraum angesehen werden, so die zentrale Aussage des Vortrags. Die Vernetzung der EU-Staaten mit Nicht-EU-Staaten könne jedoch nur funktionieren, wenn die Kooperation der Länder untereinander gelingt.
Zusammenfassend lässt sich vorerst sagen, dass mit dem Modell der Energiegemeinschaft eine neue Zusammenarbeit sowohl zwischen der EU und ihren Nachbarstaaten erfolgen kann als auch bei den Nachbarstaaten untereinander. Den Gedanken, dass die EU weiterhin als Bevollmächtigter wirkt und sich die anderen Länder selbst integrieren sollten, lehnt Göler hingegen ab. Noch vor zehn Jahren attackierten sich Nicht-EU-Länder untereinander, so Göler. So könnten keine Erfolge erzielt werden. Des Weiteren hält der Vortragende es für
wenig sinnvoll, dass Probleme über dritte Staaten an die EU weitergetragen werden. Die Energiegemeinschaft stelle jedoch nur ein Modell für den Donauraum und nur ein Politikfeld für die gesamte Makroregion dar. Eine Energiegemeinschaft sei zwar nicht die Lösung aller Probleme, aber immerhin ein Anfang.