„Angenehm, funktional und kombinierbar“
Unweit der Metrostation Kálvin tér und der belebten Ráday utca, an einem kleinen Platz zwischen Baross utca und Reviczky utca, ergänzt seit neustem der luftige Showroom der Designerin Emese Kasza das Modeangebot der Innenstadt. Ihre Kollektion für Männer besteht vorwiegend aus gedeckten Farben und eher einfachen Schnitten. Die Kleidung ist jedoch immer wandelbar und steht irgendwo zwischen Casual und Business.
Designerin Emese Kasza ist stolz auf ihre Herrenlinie.
Mit einem Lächeln öffnet die Designerin Emese Kasza die Tür zu ihrem neuen Reich und betont sogleich bedauernd, dass sie leider noch nicht ganz fertig sei mit dem Einrichten des Showrooms. Dann holt sie eine Tasse Kaffee und beantwortet, den kleinen grünen Platz vor ihrem Fenster im Blick, gelassen alle Fragen.
Design versus Architektur
Der Weg zum Design sei für sie im Grunde vorbestimmt gewesen, sagt Emese und erzählt, dass sie eigentlich seit ihrer Kindheit bewusst auf diese Laufbahn hingearbeitet habe. Kunst, Malen und Handarbeiten seien schon immer ihr Steckenpferd gewesen. „Mein Vater ist Architekt und auch ich mag Architektur unglaublich gerne, deswegen habe ich mich auch lange nicht entscheiden können“, meint Emese und erzählt, dass am Ende doch das Entwerfen von Kleidung die Oberhand gewonnen habe. Jedoch sei in ihrer Mode bis heute eine Nachwirkung von Architektur zu spüren.
Labelgründungen
Den Wunsch, mit ihren Entwürfen auch an die Öffentlichkeit zu gehen, erfüllte sich Emese noch während ihres Studiums, als sie mit zwei befreundeten Designern zusammen „Hepp Design“ gründete. Die Formation stellte damals großteils Kollektionen für Frauen her, aber es waren auch immer ein oder zwei Stücke für Männer dabei. „Das gute Feedback, das wir für die Entwürfe ‘für ihn’ bekommen haben, brachte mich auf die Idee, mein eigenes Label mit einer Männerlinie zu starten“, erzählt Emese. Nachdem die Zusammenarbeit bei „Hepp Design“ ein Ende fand, entstand 2010 ihr eigenes Label „MEI KAWA“.
Wortspiele
Dieser etwas exotisch anmutende Name entstand aus einer Variation ihres eigenen Namens. „Kasza Emese fand ich nicht wirklich markttauglich“, gibt sie unumwunden zu und so habe sie verschiedene Vorschläge und Kosenamen in ihrem Freundeskreis zur Wahl gestellt. Das Ergebnis war, dass die Männer alle für Kawa Kawa stimmten und die Frauen für Meika. „Daraufhin machte ich dann ‘MEI KAWA’ als Kompromiss und auch als Zeichen dafür, dass ich nicht nur Männer-, sondern auch Frauenkleidung designen will“, betont Emese.
Eine harte Nuss
Der Markt für Männerkleidung sei jedoch viel schwieriger als sie gedacht hätte, meint die Designerin nachdenklich. „Ich wusste, dass dies eine hart zu knackende Nuss sein würde, aber so steinhart habe ich sie mir nicht vorgestellt.“ Männer seien nicht so mutig wie Frauen, trauten sich noch nicht wirklich Einzelstücke zu tragen, ließen selten etwas anfertigen oder die Größe anpassen. Außerdem hätten sie eine andere Einkaufsattitüde: Sie gehen in einen Laden und kaufen, was ihnen zusagt oder lassen es einfach. Emese erklärt, dass sie versuche, mit ihren Entwürfen einen Übergang zwischen individueller Kleidung und Massenproduktion zu finden, die von Männern gerne getragen wird.
Klare Linien
Positive Rückmeldungen bekomme sie regelmäßig, sowohl im In- als auch im Ausland. Da ihre Entwürfe angenehm zu tragen und die ge– deckten Erdtöne und Schwarz-Weiß-Variationen gut kombinierbar sind, sprechen sie neben Studenten auch Geschäftsleute an. Ein T-Shirt mit Druckknöpfen zum Beispiel könne man zugeknöpft für Business oder eben aufgeknöpft als Casual tragen. „Ich achte darauf, dass alle Stücke praktisch, funktional und wandelbar sind. Wahrscheinlich stammt das von meiner Liebe zur Architektur“, erklärt Emese lächelnd. Mit kleinen, manchmal lustigen Extras sollen die klaren Linien ein wenig unterbrochen und aufgelockert werden.
Den Tragekomfort unterstützen auch die qualitativ hochwertigen Naturfasern, welche die Designerin fast ausschließlich nutzt. Sogar eine Regenjacke besteht aus Baumwolle und ist von außen nur mit einer wasserabweisenden Schicht bestrichen. „Da ich selbst nicht gerne Kunstfasern trage, entwerfe ich auch selten Kleidung damit. Manchmal nehme ich Mischungen, aber auch da ist der Anteil der Naturfasern höher“, betont sie.
Die jetzige Kollektion von Emese umfasst zwölf komplette Kombinationen. Es gibt Hosen in allen Längen, Jacken und Oberteile mit kurzen und langen Ärmeln und in vielen verschiedenen Farben. Ihre neuen Entwürfe sollen noch dieses Jahr, gleichzeitig mit der offiziellen Eröffnung des Showrooms, im Oktober oder November auf den Markt kommen.
Casual wear ? la MEI KAWA.
Offener und zugänglicher
Der Umzug aus ihrem früheren Atelier im Tüzraktér läuft ungefähr seit zwei Monaten und war dringend notwendig, so Emese. Die Situation im Künstlerhaus sei untragbar geworden und deswegen habe sie sich mit ihren damaligen Mitbewohnerinnen im Tüzraktér und drei weiteren kreativen Geistern ein neues Atelier gesucht. Insgesamt kann man also sechs Designerinnen unter der gleichen Adresse finden: Eine Hutmacherin, eine Designerin für Frauenbekleidung und für Frauenfahrradbekleidung, die Männerkollektionen von Emese und zwei Grafikerinnen, die jedoch den gleichen Stil wie die Anderen vertreten und sich so auch mal am Entwerfen von Mode ausprobieren möchten. „Wir haben hier auch viel mehr Möglichkeiten“, betont Emese und erklärt, dass der Showroom viel offener und zugänglicher sei als die Werkstatt im Tüzraktér. Natürlich seien ihre Entwürfe auch weiterhin in verschiedenen Läden in Budapest zu finden, aber jetzt könnten die Kunden auch direkt zu ihr kommen.
Chancen im Ausland
Für die Zukunft plant Emese eine Frauenkollektion und einen Onlineshop, damit sie auch europaweit präsent sein kann. Durch das viele Feedback von ausländischen Käufern überlege sie außerdem, ob sie es nicht einmal im Ausland versuchen sollte. „Bekannte aus Deutschland denken, dass ich insbesondere in Köln und München Chancen hätte“, sagt Emese und fügt hinzu, dass ihre bisherigen Entwürfe nicht unbedingt nur von Männern getragen werden könnten. Die Stücke seien zum Teil Unisex und deswegen kaufen auch viele Frauen ihre Oberteile. Aber genau das wäre auch das Problem in Ungarn. Ein Stylist, der bei ihr etwas bestellt habe, meinte, dass er eine andere Kreation nicht tragen könne, da ihn dann sein Umfeld womöglich für homosexuell hielte und er Schwierigkeiten bekäme. Im Ausland sei die Gesellschaft in Bezug auf Mode längst offener und freier als in Ungarn und deswegen sieht Emese dort ihre Chance.
Praktisch, funktional und wandelbar.
MEI KAWA
Showroom
VIII. Baross utca 3. I./4.
Monofashion Shop
V. Kossuth Lajos utca 20.
Handy: +36 / 30 627 8790
Email: hello@meikawa.com
www.meikawa.com
Zur Person
Emese Kasza hat an der Moholy-Nagy Hochschule für Kunst und Design (MOME) in Budapest studiert und an der Schule für Design (Escola Superior de Disseny) in Spanien ihren Abschluss in Modedesign gemacht. Ihr erstes Label, das sie mit zwei Studienkollegen gründete, war „Hepp Design“, welches von 2005 bis 2008 neben Gewänder für Männer und Frauen auch Objekte designte. 2010 gründete Emese dann ihre eigene Marke „MEI KAWA“, die vorerst noch ausschließlich für Männerbekleidung steht. Sie arbeitet außerdem als Kostümbildnerin an Theatern und nimmt an Modeschauen im In- und Ausland teil.