Privatkonsum darbt vor sich hin. Der Juli brachte einen neuen Tiefpunkt für den ungarischen Einzelhandel: Wie das Zentralamt für Statistik (KSH) jetzt mitteilte, gingen die Umsätze gegenüber dem gleichen Vorjahresmonat um 1,3% zurück. In den ersten sieben Monaten des Jahres setzte der Einzelhandel hierzulande 4.280 Mrd. Forint um, 0,3% weniger als vor einem Jahr. Besonders bei Industrieartikeln und Bekleidung sparen die Magyaren, bei Lebensmitteln und Kraftstoffen stagnieren die Umsätze, wohingegen Drogerie- und Onlinehandel florieren.
IWF sieht erhebliche Risiken. Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat die Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft im aktuellen Halbjahresbericht auf 4%, für die EU auf 1,6% und für Ungarn auf 1,8% nach unten korrigiert. Die schon seit Jahresbeginn gedämpfte Konjunktur werde durch die Unsicherheiten des Haushaltssektors und an den Geldmärkten bedroht, zwei Risikofaktoren, die sich derzeit sogar noch gegenseitig verstärken. Um den Inlandsverbrauch anzukurbeln, müssten die Staaten Konjunkturprogramme beschließen, was allerdings angesichts der starken Überschuldung der öffentlichen Hand kaum mehr durchführbar ist.
Siebenundzwanzig Prozent sind machbar. Brüssel wird Budapest nicht in die Pläne zur Anhebung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes von 25% auf 27% hineinreden können. Wie das Internetportal Index.hu unter Berufung auf Steuerexperten schreibt, drängt lediglich ein Ratsprotokoll darauf, die Steuerdifferenz zwischen den einzelnen Mitgliedsstaaten nicht über zehn Prozentpunkte auszudehnen (Zypern und Luxemburg erheben 15% Mwst.), eine verbindliche Vorgabe ist dies aber nicht. Die Matolcsy-Idee eines zusätzlichen Steuersatzes von 35% auf Luxusgüter bedarf hingegen einer Zustimmung Brüssels, die als wenig wahrscheinlich angesehen wird.
Rekordpreise bei Kraftstoffen. Der Benzinpreis hat nach einer erneuten Erhöhung durch Großhändler Mol in dieser Woche knapp 400 Forint pro Liter erreicht. Weil die Anhebung der Verbrauchssteuer beim Dieselkraftstoff be-reits beschlossene Sache ist, wird vor Jahresende auch der Dieselpreis gleichziehen. Das Rekordniveau bedeutet aber sehr wahrscheinlich noch nicht das Ende der unentwegten Teuerung: Der drohende Staatsbankrott Griechenlands drückt auf den Euro und schwächt damit indirekt auch den Forint, der zudem wegen der unorthodoxen, unberechenbaren Wirtschaftspolitik der Orbán-Regierung seit dem Sommer wieder erheblich an Kraft eingebüßt hat.
Richtfest in Gy?r. Der 2005 eröffnete Werkzeugbau, der seit drei Jahren als selbst- ständige Geschäftseinheit innerhalb der Audi Hungaria Motor Kft. agiert, wird in den kommenden sechs Monaten auf 28.000 qm vergrößert. Die Kleinserienfertigung für Karosserieteile wird künftig auf 10.000 qm erfolgen. Durch die Investition von 16,5 Mio. Euro entstehen rund 60 neue Arbeitsplätze. Schon heute entstehen im Werkzeugbau Gy?r mehr als 80 Karosserieelemente für ein Dutzend Fahrzeugmodelle, darunter für die Supersportwagen RS5 und R8.
Strom für Umweltfreunde. Die Elm?-Émász-Unternehmensgruppe bietet als erster Stromversorger in Ungarn sogenannten grünen Strom für jene Kunden an, die für ihr Umweltbewusstsein einen höheren Preis zu zahlen bereit sind. Das gegenüber dem Grundtarif um 10% teurere Produkt basiert auf Strom aus Mini-Wasserkraftwerken an der Hernád, die von der zur Gruppe gehörenden Sinergy Kft. betrieben werden. Die erneuerbaren Energien erreichen heute nur rund 6% Anteil an der ungarischen Energieerzeugung. Bis 2020 soll dieser Anteil auf 14,6% steigen.
UniCredit überprüft Wachstumspläne. Noch zu Jahresbeginn legte die italienische Bankgruppe Pläne zur Eröffnung von 900 neuen Filialen in Mittelosteuropa vor, jetzt passt sie diese an die eingetrübten Wachstumsaussichten an. Wie Regionaldirektor Giani Papa dem österreichischen „Wirtschaftsblatt“ mitteilte, habe das neue Gesetz zur Schlusstilgung der Devisenkredite zu einem fixierten Wechselkurs in Ungarn für einen „Schock“ gesorgt. Allerdings befinde sich die UniCredit Magyarország mit einem Devisenkreditvolumen von 765 Mio. Euro – im Gegensatz zu Erste oder Raiffeisen – nicht in der Gefahrenzone.
Ungarischer Möbelhändler am Ende. Retz Bútor gehörte zu den erfolgreichsten einheimischen Möbelhändlern, das über die Hauptstadt hinaus landesweit expandierende Unternehmen erzielte mit zwei Dutzend Geschäften 2008 rund 8 Mrd. Forint Umsatz. Die Krise ließ jedoch die Erlöse schrumpfen und die Verbindlichkeiten ins Uferlose steigen, weshalb der ungarische Eigentümer nach Angaben der Wirtschaftszeitung „Napi Gazdaság“ die Firma an eine Privatperson aus Hongkong verkaufte. Retz befindet sich derzeit in Insolvenz, den Kunden bietet die Kette laufend Aktionen.